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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Ermittlungen in der Szene. Thomas koordiniert alle Aktionen. Sandra und ich warten, bis die Untersuchungen hier abgeschlossen sind. Dann fahren wir ins BKA.“ Routinemäßig sah Marc auf die Uhr. „Um 14.30 Uhr treffen wir uns alle im War Room. Christine soll für 16 Uhr eine Pressekonferenz ansetzen. Hast du alles?“
    „Alles klar“, antwortete Martin. „Ich habe die Freisprecheinrichtung auf laut geschaltet. Und meine Privatsekretärin hat alles notiert.“
    „Was heißt Privatsekretärin? Ich bin deine Therapeutin“, hörte Marc Nicoles Stimme durchs Telefon. „Und ich habe mitgeschrieben, um dich zu testen, ob du dir auch merken kannst, was der Chef von dir will.“
    „Willst du damit sagen, ich sei dumm?“, fragte Martin.
    „Nein“, hörte Marc Nicole mit übertrieben tiefer Stimme sagen. „Du bist nicht dumm, du bist vielleicht sonderbar begabt, aber nicht dumm.“
    Marc schüttelte lächelnd den Kopf und drückte die Trenntaste seines Handys. Sandra war während des Gesprächs ganz nah bei ihm gestanden, um mitzuhören. Sie hatte die wichtigsten Daten der Toten auf ihrem Block notiert.
    Die Gerichtsmediziner hatten ihre ersten Untersuchungen beendet. Eine in weißes Tyvek gehüllte Gestalt winkte Marc und Sandra zu sich.
    „Wir drehen die Tote jetzt um“, rief Sarah Baldinger. Sandra schlüpfte aus ihren Schuhen und zog sich Schutzhüllen über ihre bloßen Füße. Die beiden Ermittler kletterten über die Leitschiene und stiegen vorsichtig die steile Böschung hinunter. Was Marc schon zuvor grob von oben gesehen hatte, bewahrheitete sich: Alles war gleich wie bei Maricela Rodriguez. Ölige, verschmutzte Haut, ein gelber Sack voll geronnenem Blut um den Kopf, eine Schnittwunde am Hals und Scheuerstellen an den Beinen. Die Arme waren hinter dem Rücken von den Handgelenken bis zu den Ellbogen mit einem silbernen Gewebeklebeband fest umwickelt. An ihrer Schulter waren zwei kleine Verbrennungen zu sehen, höchstwahrscheinlich von einem Elektroschocker. Die Beamten des Erkennungsdienstes hatten die Abfallreste auf und neben der Leiche bereits sichergestellt. „Herr Oberst, haben Sie auch ein Déjà-vu?“, fragte Dr. Baldinger. Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie die Tote mit Hilfe ihres Assistenten in Rückenlage. Die Leiche wies blaue Flecken im Hüftbereich auf. Die Ärztin spreizte die Beine des Opfers, um Sicht auf die glatt rasierte Bikinizone zu bekommen.
    „Und da sind die Entenfedern“, sagte Marc.
    „Richtig“, stellte Sarah Baldinger fest. „Und es sind wieder drei.“
    Ein Mann vom Erkennungsdienst schoss noch einige Bilder, während Dr. Baldinger die Anweisung gab, die Leiche zu bergen. Die Gerichtsmediziner, Marc und Sandra turnten die Böschung hinauf und stiegen über die Leitschienen.
    „Frau Doktor, die Personalien des Opfers konnten wir schon feststellen“, sagte Marc. „Was können Sie aus Ihrer Sicht schon sagen?“
    „Der Tod der jungen Frau ist in der Nacht von Sonntag auf Montag zwischen 22 und vier Uhr früh eingetreten. Todesursache war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Ersticken im eigenen Blut infolge einer durchschnittenen Kehle. Bisher deuten alle Anzeichen darauf hin, dass die Vorgehensweise des Täters dieselbe ist wie bei dem Mordopfer, das vorige Woche gefunden wurde.“ Sarah Baldinger räusperte sich und sah Marc in die Augen. „Finden Sie dieses Schwein, Herr Oberst“, zischte sie und wandte sich ab, um zu ihrem Fahrzeug zu gehen. Marc war erstaunt über den Gefühlsausbruch der Gerichtsmedizinerin.
    „Wir tun unser Bestes“, rief er ihr nach.
    Dr. Baldinger drehte sich um. „Sobald ich nähere Angaben machen kann, melde ich mich bei Ihnen“, sagte sie, wieder in gewohnt sachlichem Ton.
    Sandra Kessler hatte inzwischen ihre Schuhe angezogen, und auch Marc entledigte sich der Schutzhüllen. Ein Beamter der Autobahnpolizei kam auf die beiden Ermittler zu und fragte nach, wie lange die Sperre der A3 noch anhalten würde. Marc warf einen Blick auf die Aufräumarbeiten und schätzte die Dauer auf etwa 45 Minuten. Dann ging er näher zur Fundstelle der Leiche und vergewisserte sich, dass er nichts übersehen hatte.
    „Hier können wir nichts mehr tun“, sagte er zu Sandra. „Wir fahren in den War Room.“

Wien, Dienstag, 20. April 2010, 10.00 Uhr
    Im War Room war der Teufel los. Christine Pinter wurde mit Anrufen von Medienvertretern bombardiert. Freundlich vertröstete sie die Journalisten auf die Pressekonferenz am Nachmittag.

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