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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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errichtet worden. Die Arbeit der Ermittler gestaltete sich schwierig, da die Tote auf einer steilen Böschung lag. Der Sturz der Leiche war von den Büschen gebremst worden. Die Beamten des Erkennungsdienstes und der Gerichtsmedizin mussten ihre Arbeit bergauf stehend verrichten. Mit den Schutzhüllen über den Schuhen liefen sie ständig Gefahr, abzurutschen und zu stürzen. Dabei konnten wichtige Spuren vernichtet werden. Marc war klar, dass die Untersuchungen aufgrund der schwierigen Umstände länger dauern würden. Er zeigte mit der rechten Hand auf einen Streifenwagen, der 30 Meter entfernt auf dem Feldweg unter ihnen parkte.
    „Sandra, dort ist der Jogger, der die Leiche gefunden hat. Befrag ihn bitte nochmals. Lass dir die Stelle zeigen, von der aus er den Plastiksack gesehen hat.“
    Sandra nickte und kletterte über die Leitplanken. Beim Abstieg rutschte sie kurz weg, konnte aber einen Sturz vermeiden.
    Marc beobachtete das geschäftige Treiben rund um die Frauenleiche. Er dachte an Dr. Klein. Konnte der Chirurg der Täter sein? Ein Arzt, der täglich Menschen operiert und ihnen das Leben rettet? War er Dr. Jekyll und Mr. Hyde? Tagsüber der gefeierte Starchirurg und nächtens das mordende Ungeheuer? Und wenn, was treibt ihn an? Marc schüttelte unmerklich den Kopf. Ich werde keine Erklärung finden, dachte er. Das Mordmotiv ist irrational. Für den Täter, und nur für den Täter hat sein Handeln einen inneren, logischen Zusammenhang. Wir Außenstehenden können nur versuchen, aufzuklären und zu verstehen. So abscheulich diese Morde auch sind, mir steht es nicht zu, Urteile zu fällen. Ob ich dem Doktor diese Taten zutraue oder nicht, ist ohne Bedeutung. Spuren sichten und auswerten, Beweise und Indizien sammeln und dem Mörder auf die Schliche kommen, um ihn von der Gesellschaft zu isolieren. Das ist mein Job, wenn es manchmal auch schwerfällt, dachte Marc.
    Er sah, wie Sandra dem Augenzeugen die Hand gab und sich wieder auf den Weg zurück zu ihm machte. Als sie den Fuß der Böschung erreicht hatte, fragte Marc, ob er ihr beim Aufstieg behilflich sein könne. Sie lächelte und verneinte dankend. Geschickt erklomm sie in ihrem dunkelbraunen Hosenanzug den kleinen Abhang. Marc half ihr über die Leitschienen.
    „Und, gibt es etwas Neues?“, fragte er.
    Sandra zupfte sich die Kleidung zurecht. „Nein, aber der Mann ist ziemlich fertig. Ich habe die Kollegen gebeten, ihn nach Hause zu bringen. Und wie weit sind die Teams hier?“
    „Die Beweise wurden markiert und fotografiert. Sie sind dabei, die Spuren zu sichern und einzutüten. Ich denke, die Gerichtsmediziner werden die Leiche bald näher inspizieren.“
    Marcs Handy läutete.
    „Hallo Marc, wir sind fündig geworden“, meldete sich Martin. „Stell dir vor, der Kerl hat eine Einkaufstasche mit den Sachen der Toten genau auf den Platz geworfen, wo er Maricela abgelegt hatte.“
    „Auf dem Rastplatz? Das ist dreist“, sagte Marc. „Stehen dort irgendwelche Fahrzeuge? Vielleicht hat ein Fernfahrer dort geschlafen und etwas bemerkt.“
    „Leider nein, Marc. Der Parkplatz ist völlig verwaist.“
    „Kennt ihr die Identität der Toten?“
    „Ja, wir haben in ihrem Täschchen einen Deckel gefunden.“
    „Sie war eine Prostituierte?“, fragte Marc erstaunt.
    „Ja, ihr Name ist Fayola Jakunde. Sie ist 22 Jahre alt, in Lagos, Nigeria, geboren und britische und nigerianische Doppelstaatsbürgerin. Laut ihrem Deckel arbeitet sie seit zwei Jahren in Wien als Prostituierte. Sie wohnt in der Per-Albin-Hansson-Siedlung im 10. Bezirk.“
    „Alles klar. Scheucht den Rest unserer Truppe aus den Federn. Du fährst ins BKA und bringst die Sachen ins Labor. Nicole soll ins Maria-Theresia-Spital fahren und überprüfen, ob es Verbindungen zum Opfer gibt. Fritz soll alle Daten über das Mordopfer erheben und auf Zusammenhänge mit den anderen Mordfällen überprüfen. War bei den Fundsachen ein Handy dabei?“
    „Ja.“
    „Johannes soll die Adressen und die Anruflisten bearbeiten. Ist das Foto auf dem Deckel brauchbar?“
    „Ja, das ist ein gutes Bild.“
    „Sehr gut, Johannes soll es bearbeiten und an alle weiterleiten. Martin, du verständigst bitte sofort die zuständige Polizeiinspektion im 10. Bezirk. Sie sollen einen Streifenwagen zur Wohnung der Toten schicken. Das Landeskriminalamt Wien soll eine Gruppe des Erkennungsdienstes abstellen und die Wohnung durchsuchen. Du fährst mit Paul ebenfalls hin. Ihr seht euch um, dann beginnt ihr mit

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