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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Zeitung hatte gefragt, ob auch im Umfeld von rechtsextremen Gruppierungen ermittelt werde. Zum Abschluss der Pressekonferenz hatte ein Journalist eines kleinen Blattes noch wissen wollen, ob die Ermittlungsgruppe Kenntnis von der Beziehung von Maricela Rodriguez zu einem Arzt im Spital habe. Diese Frage hatte Marc mit einem schlichten Ja beantwortet und die Pressekonferenz beendet.
    Marc ärgerte sich über die lancierten Intrigen aus dem Ministerium. Um verdiente Beamte wie Josef Huttinger in Misskredit zu bringen und ihn abzuschießen, gehen diese Typen über Leichen, dachte er. Wie denken, wie leben solche Menschen? Wenn das Komplott gelingt, geht dann der Herr Dr. Seewald nach Hause, trinkt Sekt mit seiner Familie und freut sich, den Ruf und die Karriere eines Menschen zerstört zu haben? Bei diesen Gedanken schüttelte sich Marc voll Abscheu. So groß ist der Unterschied zu einem irren Mörder gar nicht, dachte er. Die Gedankenwelt, die sich in kranken Gehirnen entfaltet, ist einfach nicht nachzuvollziehen.
    Als Marc nach Hause kam, weckte er Freddy, die vor dem Fernseher eingeschlafen war. Sie tranken noch eine Tasse Kaffee, und er genoss es, mit seiner Frau über die Tagesereignisse, die Familie betreffend, zu plaudern, bevor sie zu Bett gingen.

Wien, Mittwoch, 21. April 2010, 8.30 Uhr
    Marc Vanhagen saß mit Martin Schilling im Pausenraum. Während Marc an seinem Kaffee schlürfte, berichtete ihm Martin vom Vortag. Etwa 15 Minuten nach dem Ende des Lokalaugenscheins war ein Streifenwagen der Polizei mit Gustav Obrieder eingetroffen. Die Befragung hatte schnell ergeben, dass er keinesfalls der Täter sein konnte. Am Sonntag hatte er mit seiner Familie den Geburtstag seiner Mutter gefeiert. Erst Montag in der Früh war er mit dem Zug aus der Steiermark nach Wien gefahren. Sein Schwager hatte bestätigt, dass er bei ihm übernachtet hatte.
    Gustav Obrieder war in den letzten Wochen zwei- oder dreimal ein weißer Kastenwagen älteren Baujahres ohne Firmenaufschrift aufgefallen. Vorige Woche hatte so ein Wagen neben ihm geparkt, aber Gustl hatte sich weder das Kennzeichen noch die Marke gemerkt. Das Modell war ein Kastenwagen mit mittlerem Radstand und einem Hochdach. Gustl hatte gemeint, das sei ihm aufgefallen, da der Lieferwagen seiner Firma ein Flachdach habe und er immer den Kopf einziehen müsse, wenn er im Laderaum etwas zu tun habe. Ein Hochdach dagegen biete eine Höhe von fast zwei Metern, sodass man aufrecht drinnen stehen könne.
    „Ein weißer Kastenwagen mit Hochdach“, sagte Marc. „Das ist die erste Besonderheit, die sich der Täter gestattet. Wie viele dieser Fahrzeuge sind im Großraum Wien angemeldet?“
    „Viel zu viele, um sie einzeln überprüfen zu können. Fritz vergleicht eben die Zulassungsdaten aller Kastenwagen mit Hochdach der letzten zehn Jahre mit den Daten aller Personen und deren Umfeld, auf die wir bei den Ermittlungen gestoßen sind. Er müsste jeden Moment ein Ergebnis haben.“
    Sie standen auf und gingen in den War Room. Fritz Stainer und Johannes Schmied wirkten übernächtigt.
    „Habt ihr nicht geschlafen, oder habt ihr euch Tarnfarbe ins Gesicht geschmiert?“, fragte Marc, in Anspielung auf die tiefen, schwarzen Augenringe der beiden.
    „Gestern hat es etwas länger gedauert“, sagte Johannes mit müdem Grinsen.
    „Wir sind auf Schatzsuche, und dabei schonen wir weder Leib noch Leben“, sagte Fritz kryptisch. „Die Abfrage bezüglich des Kastenwagens war leider ohne Ergebnis.“
    „Schade, aber wenigstens wissen wir jetzt, welches Fahrzeug der Täter benutzt.“ Marc ging zu seinem Schreibtisch und setzte sich. Christine hatte ihm die Mappe mit den Pressemeldungen bereits hingelegt. Er warf einen Blick auf die wenig erfreulichen Schlagzeilen, die die Stimmung der gestrigen Pressekonferenz widerspiegelten. Er überflog die Artikel und stellte fest, dass – trotz der negativen Tendenz gegen sein Team – alle Zeitungen den Hinweis auf das Fahrzeug des Täters veröffentlicht hatten. Marc blickte auf und wollte Christine zu sich rufen, sah sie aber mit dem Telefonhörer am Ohr an ihrem Schreibtisch sitzen. Da fiel ihm ein, dass nach diesen Schlagzeilen üblicherweise die Telefonleitungen heiß liefen. Den Beamten in der Telefonzentrale des Bundeskriminalamts stand ein harter Vormittag bevor. Er sah sich im War Room um. Emma Szinovek half Christine und nahm ebenfalls unentwegt Gespräche entgegen. Fritz hatte eine Internetplattform für die Mordfälle

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