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Candy

Candy

Titel: Candy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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ging er durch alle anderen Räume – die Schlafzimmer, das Bad – und vergewisserte sich, dass alle Fenster zu waren, schloss alle Türen hinter sich ab   … ließ aber die Lichter an und die Vorhänge offen. Als er wieder ins Wohnzimmer |379| kam, sagte er mir, ich solle den Kamin anmachen. Während ich es tat, schob er die Möbel herum.
    Candy fragte ihn, was er vorhätte.
    »Dafür sorgen, dass wir in Sicherheit sind«, sagte er und schob einen Lehnstuhl gegen die Haustür. »Wenn sie nicht reinkönnen, müssen sie reden, das verschafft uns ein bisschen Zeit.«
    »Zeit wofür?«, fragte Candy.
    »Zum Nachdenken   … zum Beobachten   …« Er begann das Sofa durch den Raum zu schieben. »Was immer nötig ist.«
    »Und dann?«
    Er blieb stehen, reckte sich hoch und sah sie an. »Was ist dein Problem?«
    »Was meinst du?«
    »Du weißt genau, was ich meine.«
    »Weiß ich nicht.«
    »Was hast du denn die ganze Zeit gemacht, seit ich hier bin?«
    »Ich hab überhaupt nichts gemacht.«
    »Genau – außer geschmollt, gestöhnt und mir das Leben schwer gemacht, hast du gar nichts.«
    »Ich schmoll nicht.«
    »Und was tust du dann die ganze Zeit?«
    »Weißt du«, sagte sie und versuchte ruhig zu bleiben, »ich bin krank, ich hab Angst und ich fühl mich beschissen, weil es meine Schuld ist, dass Iggy sich Gina geschnappt hat. Und der einzige Weg, sie freizubekommen, ist, dass ich zu ihm zurückgehe. Warum begreifst du das nicht? Möbel herumschieben bringt überhaupt nichts. Was du vorhast, macht alles nur schlimmer.«
    »Also gut«, sagte Mike, »was sollen wir
deiner
Meinung nach tun? Willst du, dass wir aufgeben?«
    |380| »Nein.«
    »Willst du, dass wir draufgehen?«
    »Nein!«, schrie sie. »
Natürlich
nicht.«
    »Willst du zu deinem Zuhälter zurück?«
    Schweigen füllte einen Moment lang den Raum. Candys Gesicht spannte sich, in ihren Augen sammelte sich Wut und eine Sekunde dachte ich, sie würde durchdrehen, doch dann schien alles Leben aus ihrem Gesicht zu weichen, ihre Augen wurden ganz ausdruckslos, und als sie sprach, klang ihre Stimme zerbrechlich und leer.
    »Na gut«, sagte sie und starrte Mike kalt an. »Du willst wissen, was ich will? Ist es das? Okay   … wenn du’s wirklich wissen willst, dann sag ich’s dir   …« Ihr blieb die Luft im Hals stecken. »Ich will nach Hause   … okay? Ich will nach Hause   …« Ihre Augen fingen an zu glänzen. »Ich will sein, was ich war   … ich will sagen, tut mir Leid   … ich will nicht mehr weinen   … ich will einfach   … ich will   …« Ihre Stimme erstarb in Tränen. »Ich will einfach alles besser machen   …«
    Sie schluchzte und zitterte unkontrolliert und versenkte den Kopf in ihren Händen. Mike starrte sie an, unfähig zu sprechen. Und ich bewegte mich durch den Raum, wollte nichts als sie festhalten   …
    Aber ich erreichte sie nicht.
    Grelles Scheinwerferlicht brach durch das Fenster und ließ mich erstarren, dann hörten wir alle draußen das Dröhnen eines Autos – quietschende Bremsen, ein aufheulender Motor, stampfende Musik.
    Es hörte sich an wie Donnern.
    Und wir alle wussten, was es bedeutete.
     
    |381| Mike reagierte als Erster, warf sich zu Boden und kroch hinter das Sofa. »Bleib, wo du bist«, zischte er mir laut zu. »Tu einfach, was ich dir sage, und schau nicht zu mir. Ich bin nicht hier – hast du verstanden?«
    Ich konnte ihn bei der ohrenbetäubenden Musik, die aus dem Auto kam, nur so eben verstehen. Das dumpfe Hämmern des Schlagzeugs und der wummernde Bass waren so laut, dass der Boden vibrierte.
    »Joe«, zischte Mike wieder.
    »Ja«, sagte ich. »Ich hab dich gehört. Du bist nicht hier.«
    »Okay – wie viele Wagen sind es?«
    »Nur einer, glaub ich   …«
    »Siehst du Gina?«
    Ich beschirmte meine Augen und blinzelte durchs Fenster. Der Wagen stand ungefähr fünfzehn Meter entfernt, mit der Front Richtung Haus. Die Scheinwerfer waren voll aufgeblendet und machten mich blind.
    »Ich seh überhaupt nichts«, erklärte ich Mike.
    »Okay«, sagte er. »Bleib einfach stehen und beobachte weiter. Wenn irgendwas geschieht, sag mir Bescheid.« Er rief durchs Zimmer: »Candy! Komm rüber. Du sollst mit Joe am Fenster stehen.«
    Sie antwortete nicht.
    Die Musik stampfte weiter.
    »Candy!«, rief Mike wieder. »Komm schon! Was machst du? Sie warten auf dich   … sie werden nichts tun, solange sie dich nicht sehen   … wir müssen sie dazu bringen, etwas zu tun   … Candy?«
    Ich wollte den

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