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Candy

Candy

Titel: Candy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Probleme – großer Probleme, kleiner Probleme, unangenehmer Probleme   … Probleme, die helles Entsetzen in mir auslösten. Ich wusste nicht, ob ich damit fertig würde, und ich wusste nicht mal, ob ich es versuchen wollte.
    Aber es spielte keine Rolle, ob ich es wollte.
    Nichts spielte eine Rolle.
    Es war einfach
da
.
    Egal was es war, es würde geschehen. Genau wie vorher, als ich in meinem Innern gewusst hatte, dass ich im
Black Room
sein würde, komme, was wolle   …
    Es war
da
.
    So unvermeidlich, wie die Nacht dem Tag folgt.
    Es konnte gar nicht anders sein.
     
    |256| Candy schlief noch, als der Zug vor dem Bahnhof Heystone langsamer wurde. Ich stieß sie vorsichtig an.
    »Wwaaa…?«, sagte sie, rieb sich die Augen und schaute sich verschlafen um. »Was ist das   … wo sind wir?«
    »Heystone«, sagte ich und stand auf, um ihre Tasche aus der Gepäckablage zu nehmen.
    Sie wischte sich über den Mund, blinzelte, schien Schmerzen zu haben und war ganz durcheinander. »Was ist los? Wie spät ist es   …?«
    »Komm schon«, sagte ich und reichte ihr eine Hand. »Wir steigen hier aus.«
    Als der Zug heftig ruckelnd stehen blieb – kreischende Räder, zischende Druckluft, sich öffnende Türen   –, half ich Candy aus ihrem Sitz, dann liefen wir den Gang entlang, durch die Tür, hinaus auf den Bahnsteig.
    Sie schaute noch immer benommen, als die Türen zuschlugen und der Zug quietschte und stöhnte und langsam anfuhr. Ich zog sie von der Bahnsteigkante und führte sie hinüber zu einer Bank.
    »Setz dich einen Moment«, sagte ich.
    Sie setzte sich hin und schaute verwundert auf dem Bahnhof umher wie ein müdes, verwirrtes Kind.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte ich sie.
    »Ja   … ich glaub schon.« Sie schaute noch immer herum. »Jesses   … da kommen Erinnerungen hoch. Ich bin schon Jahre nicht mehr hier gewesen   … Hat sich nicht viel verändert, oder?«
    »Nein.«
    Sie tastete in ihrer Tasche nach einer Zigarette. Ihre Hände zitterten, als sie sie anzündete, aber ihre Augen wurden langsam klarer.
    |257| »Was
machen
wir überhaupt hier?«, sagte sie. »Ich dachte, wir fahren in dieses Cottage.« Plötzlich zogen sich ihre Augen zusammen. »Hey, wenn du daran denkst, mich zurück zu meinen Eltern zu bringen   –«
    »Tu ich nicht.«
    »Das kannst du dir abschminken.«
    »
Tu
ich nicht.«
    »Denn wenn du das willst, vergeudest du nur deine Zeit.«
    »
Tu
ich nicht. Wie oft soll ich’s dir noch sagen? Ich bring dich
nicht
zu deinen Eltern zurück. Ich weiß nicht mal, wo sie wohnen, oder?«
    »Ja, gut   …«, sagte sie und zog mürrisch an ihrer Zigarette. »Was machen wir dann hier?«
    »Wir gehen nur zu mir nach Hause und packen ein paar Sachen ein, dann kommen wir wieder her und nehmen den letzten Zug nach Lowestoft – okay?«
    »Lowestoft?«
    »Das ist der nächste Bahnhof zum Cottage.«
    »Wieso können wir nicht direkt hinfahren?«
    »Ich muss den Schlüssel holen. Und ich will mit meiner Schwester reden.«
    »Deiner Schwester?«
    »Gina.«
    »Sie ist bei dir zu Hause?«
    »Ja   …«
    Candy sah mich an. »Ich muss doch nicht mit reinkommen, oder?«
    »Wird nicht lange dauern.«
    |258| »Vielleicht bleib ich einfach hier   …«
    »Warum? Was ist los?«
    »Nichts   … ich hab nur so ein komisches Gefühl   … du weißt schon   … andere Leute zu treffen.«
    »Das ist schon in Ordnung – es ist nur Gina. Sie wird dir gefallen.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Zwanzig.«
    »Ist sie allein da?«
    »Also, vielleicht ist da noch ihr Freund   – Mike. Aber der ist okay. Ich hab ihnen alles über dich erzählt. Sie wissen beide Bescheid.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie wissen von dir und Iggy und allem. Sie haben dich beide im
Black Room
gesehen. Mike war der, der zu verhindern versucht hat, dass sie dich wegzerren.«
    »Der große schwarze Typ?«
    »Ja.«
    »Sie haben ihn zusammengeschlagen.«
    »Ich weiß.«
    »Ist er wieder okay?«
    »Ja   … es geht ihm gut. Mach dir keine Sorgen. Es wird keine Schwierigkeiten geben.«
    Sie lächelte zweifelnd. »Glaubst du?«
    »Ja   … kein Problem. Wird alles ganz cool.«
    Ihr Lächeln hellte sich auf.
»Cool?«
    »Ja«, sagte ich grinsend, »cool. Genau wie ich.«
    »Du und cool? Du bist ein Spinner!«
    »Findest du?«
    |259| »Ja – aber du bist trotzdem süß.«
    »Vielen Dank.«
    »Gern geschehen.«
     
    Es wäre schön gewesen, nach Hause zu laufen, aber der letzte Zug nach Lowestoft fuhr um halb elf. Zum Glück wartete ein

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