Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)
sie.«
»Und was denkst du, wie lange das dauern wird?«
»Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, Lily. Ich dachte nicht, dass es überhaupt so lange dauern wird.«
»Du musst einen Weg finden, um ihr zu verzeihen, Alessandro.«
»Das weiß ich, Lily. Das weiß ich. Können wir bitte über etwas anderes reden? Was ist mit dir? Hast du dir auch ins eigene Fleisch geschnitten?«
»Nicht ganz«, sagte Lily. »Aber ich bin verheiratet.«
»Ich verstehe.« Er wirkte nicht besonders überrascht.
»Mein Mann hat eine Geliebte und zwei Kinder. Ich bin ihm erst vor Kurzem auf die Schliche gekommen. Also bin ich hergekommen, um ihn zu finden.«
Dies überraschte ihn nun doch. »In der Toskana?«
»In Montevedova.«
»Und, hast du ihn gefunden?«
»Ja, er ist hier«, sagte sie. »Ich habe ihn heute gesehen.«
»Ah«, sagte Alessandro. »Und dann hast du mich gesehen.«
Lily nahm an, dass es tatsächlich so beschämend offensichtlich war. »Du musst mich für einen furchtbaren Menschen halten«, sagte sie.
»Ich finde, du bist schön, und ich glaube, du bist traurig«, antwortete Alessandro. »Diesen Eindruck hatte ich vom ersten Moment an, als ich dich gesehen habe.«
Lily brachte ein Lächeln zustande. »Das ist komisch. Ich hatte genau denselben Eindruck von dir.«
»Vielleicht sind wir aus diesem Grund ein gutes Paar?«, sagte er.
»Ich glaube nicht, dass wir ein Paar sind«, erwiderte sie. »Ich glaube, dass das, was gerade zwischen uns passiert ist, ein Fehler war. Ein sehr schöner Fehler. Aber trotzdem ein Fehler.«
Alessandro heftete seine traurigen braunen Augen auf sie. »Du liebst deinen Mann noch immer, no?«
Er kannte nicht die Lily, die eine Festungsmauer um die dunkelsten Kammern in ihrem Herzen errichtet hatte, also ließ sie ihn hinein.
»Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Ich habe ihn geliebt, bevor ich herausgefunden habe, dass er mich betrügt, auch wenn wir, genau wie du und Elisabeta, nie wirklich darüber gesprochen haben. Aber jetzt weiß ich nicht, ob ich ihn noch liebe oder nicht.«
»Ich denke, wenn du ihn nicht mehr lieben würdest, wüsstest du das«, erwiderte Alessandro.
»Warum?«
»Du bist verletzt, Lily. Das weiß ich, aber ich weiß ebenso, dass es, wenn ein Mann seine Frau betrügt, nichts darüber aussagt, wie viel er für sie empfindet. Wir sind Männer«, sagte er, während Lily versuchte zu protestieren. »Ihr dürft uns nicht zu viel zutrauen. Wir meinen unsere Versprechen ernst, aber wir sind Dummköpfe, was die Versuchung betrifft, das musst du wissen. Wenn wir euch betrügen, ist das nicht dasselbe, wie wenn ihr uns betrügt.«
»Tja, ich habe ihn gerade betrogen, also nehme ich an, wir sitzen jetzt im selben Boot.«
»Und wie fühlst du dich?«
»Ich fühle mich, als hätte ich etwas getan, das ich nie wieder rückgängig machen kann. Wie fühlst du dich?«
»Ich habe das Gefühl, als hätten wir das Beste aus einer guten Gelegenheit gemacht.«
»Nun, du klingst wie jemand, der weiß, wovon er spricht.«
»Ich bin Italiener. Natürlich weiß ich, wovon ich spreche.«
»Hattest du eine Affäre während deiner Ehe mit Elisabeta?«
»Mehr als eine.«
»Und sie wusste davon?«
»Sie ist mir bei der letzten auf die Schliche gekommen. Davor hatte ich keine Ahnung, wie sehr ich sie damit verletze.«
»Aber sie hat dir verziehen.«
»Es gab einen Monat im Carlyle Hotel in New York und einen sehr teuren Pelzmantel und eine Armbanduhr, aber ja, sie hat mir verziehen.«
»Bei mir ist das anders. Mein Mann hat mit einer anderen Frau Kinder. Kinder, die ich selbst nie bekommen konnte. Kann man jemanden schlimmer hintergehen?«
»Verzeih mir, wenn das, was ich sage, nicht das ist, was du hören willst, Lily, aber der Betrug ist derselbe, ob nun Kinder involviert sind oder nicht. Würdest du dich besser fühlen, wenn du von der Affäre wüsstest, aber nicht von den Kindern?«
Oh, aber Lily hatte eins der Kinder sehr gern.
»Das ist kompliziert«, sagte sie. »Viel zu kompliziert. Mag sein, dass ich ihn noch liebe, aber ich weiß nicht, ob ich ihm verzeihen kann.«
»Ja, ich kenne das. Es ist dasselbe mit meiner Tochter. Ich liebe sie, natürlich, sie ist mein Fleisch und Blut, aber ich fühle diese Liebe nicht ununterbrochen. Da ist so viel anderes, das mir dabei in die Quere kommt.«
Englisch als Fremdsprache, und trotzdem hatte Alessandro den verknoteten Kern von Lilys Dilemma auf den Punkt gebracht. Sie konnte nicht wissen, ob sie Daniel noch
Weitere Kostenlose Bücher