Cantz schoen clever

Titel: Cantz schoen clever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Cantz

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später verkeilten sich sage und schreibe 24 Fahrzeuge ineinander! Rauch, Flammen, Blaulicht! Tolle Bilder! Für michein klarer Favorit für den Stau des Monats. Wird bei dir noch gestaut, Harry?«
    »Nein, hier, am Autobahndreieck Heumar hat sich der Stau vor wenigen Sekunden aufgelöst! Zurück in die angeschlossenen Funkhäuser!«
    Ich hatte übrigens nicht immer ein so entspanntes Verhältnis zum Phänomen Stau. Heute fahre ich ein modernes Auto, das allen Komfort- und Sicherheitsansprüchen genügt. Das macht es einfach. Aber damals, als ich noch in meinem 81er Escort unterwegs war, bekam ich es immer mit der Angst zu tun, sobald der Verkehr zum Stillstand kam:
    Was, wenn der Motor ausgeht und nicht mehr anspringt?
    Wenn das Kühlwasser zu kochen beginnt?
    Wenn ich das Radio anmache und höre, dass Ford alle 81er Escorts sofort und dringend in die Fachwerkstätten zurückruft, weil sich herausgestellt hat, dass sich a) die Türen bei stehendem Fahrzeug nicht mehr öffnen lassen und sich b) der Wagen in 30 Sekunden von selbst zerstört?
    Natürlich ist nie etwas passiert, aber seitdem rufe ich alle zwei Tage den Hersteller meines jeweiligen Autos an und frage von mir aus, ob alles in Ordnung ist.
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    WIE GEIL IST DAS DENN?
    Die kuriosesten Rückrufaktionen:
    In den USA wurden 2010 insgesamt 27 nagelneue Fahrzeuge des Typs VW Beetle zurückgerufen, weil sie die aktuellen Crashtest-Anforderungen für Neuwagen nicht erfüllten. Die Kunden erhielten stattdessen ein älteres Modell, das zwar auch nicht sicherer war, abernoch vor der neuen Vorschrift die Fabrik verlassen hatte. Das macht Sinn: Wenn man sich schon totfährt, dann aber bitteschön ohne dass irgendwas dagegen spricht!
    Alle Besitzer eines Jeep Cherokee, Baujahr 2002 und 2003, wurden gebeten, ihren Wagen in die Fachwerkstatt zu bringen, da aufgrund einer defekten Temperaturregelung die Sitzheizung extreme Hitze erzeugen konnte. Die betroffenen Kunden reagierten blitzschnell. Dass die Gefahr eines Fahrzeugbrands bestand, hätten die meisten Fahrer noch in Kauf genommen, aber dass ihr Wagen auf Knopfdruck zum Eierkocher werden und sie zeugungsunfähig machen konnte, war ihnen unheimlich.
    Eine höchst kuriose Rückrufaktion startete Mazda im Jahre 2011: Der japanische Hersteller musste in den USA sein Mittelklasse-Modell Mazda 6 in großem Stil in die Werkstätten zurückbeordern. Es hatte sich herausgestellt, dass die bis dahin kaum beachtete Dornfingerspinne (oder auch »gelbe Sackspinne«) einen neuen Lieblingsplatz für ihren Netzbau ausgemacht hatte: Ausgerechnet die Tankentlüftung des Mazda wurde zur bevorzugten Wahlheimat unserer achtbeinigen Freunde. Die Folge waren verstopfte Ventile. Wie Mazda dieses Problem beheben konnte, entzieht sich meiner Kenntnis – vielleicht haben sie die Tiere hinter die Sonnenblenden umgesiedelt.
    Am allerschlimmsten aber traf es den Hersteller der Luxusmarke Bentley: Die Nobel-Firma musste ihre Edelboliden Arnage, Azure und Brooklands zurückrufen. Aber nicht wegen so profaner Mängel wie poröser Bremsschläuche oder defekter Achsen. Nein, bei Bentley wardas Problem viel, viel gravierender: Die Kühlerfigur rostete! Eine Katastrophe, die uns alle kalt erwischte. Wir Menschen haben das 3-D-Fernsehen erfunden, wir können zum Mond fliegen und Analog-Käse herstellen, wir dachten, wir haben alles im Griff – und dann das !
    Der Rost war aber nicht nur ein optisches Problem (was fatal genug gewesen wäre): Es war auch nicht mehr gewährleistet, dass sich das Emblem bei einem Unfall automatisch in der Karosserie versenkte. Es bestand also akute Lebensgefahr – wenn auch nur für die Kühlerfigur.
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    Ein Mechanismus, um die Kühlerfigur abzusenken, gehört sicherlich zu den Extras, die in keinem Fahrzeug mit Kühlerfigur fehlen sollten. Mein 81er Escort hatte übrigens Dutzende Kühlerfiguren – wenn man die toten Motten vorne an den Scheinwerfern als solche bezeichnen möchte. Die wurden allerdings versengt, statt versenkt.
    Manchmal steige ich berufsbedingt in Autos ein, die ich mir als Nachfahre sparsamer Schwaben niemals in die Garage stellen würde: große, schwere und vor allem teure Limousinen im Wert eines Einfamilienhauses. Dann sitze ich auf der ledergepolsterten Rückbank und staune über das Potpourri an Ausstattungs-Extras. In der Türverkleidung einer gut ausgestatteten S-Klasse gibt es nämlich mehr Knöpfe als an einem handelsüblichen Akkordeon: Bedienelemente für das TV in der Kopfstütze, die