Cantz schoen clever
freuten sich immerhin 1,9 Millionen Menschen über ein neues Auto. Den Vogel aber schoss China ab: Unglaubliche 13 757 794 Zulassungen zählte das Land der Mitte 2010. Wo sollen die nur alle parken? In der Mongolei?
Obwohl die Gesamtzahl der Neuwagen immer weiter ansteigt, scheint die Menschheit an vielen Altfahrzeugen sehr zu hängen – umso mehr, wenn sie historische Bedeutung haben: So kann man im Henry-Ford-Museum in Dearborn bei Detroit den dunkelblauen 1961er Lincoln Continental X-100 bewundern, in dem John F. Kennedy 1963 erschossen wurde. Der ehemalige Golf von Joseph Ratzinger alias Papst Benedikt XVI. wurde 2005 für fast 190 000 Euro versteigert und fand eine neue Heimat im amerikanischen Casino Golden Palace. Und Michael Schumachers erster Weltmeister-Bolide von 1994 ist ebenfalls nicht der Abwrackprämie zum Opfer gefallen: 2010 wurde der Benetton Ford B 194-8 für schlappe 1,5 Millionen Euro zum Kauf angeboten.
Andere legendäre Fahrzeuge sind hingegen für immer verschwunden: Ich denke zum Beispiel an den originalen Benz-Patent-Wagen Nummer 1 von 1886. Natürlich anden Porsche 550 Spyder, in dem James Dean 1955 tödlich verunglückte. Und nicht zuletzt an meinen schönen silberfarbenen 81er Ford Escort.
Möge er in Frieden ruhen.
W ie heißt die Hauptstadt von Aserbaidschan? Richtig: Baku. Das weiß schließlich jedes Kind. Es gibt drei Gründe, warum Sie diese höchst diffizile geographische Frage wie aus der Pistole geschossen beantworten können.
Grund 1: Sie waren in der Schule ein echter Erdkunde-Crack und hatten deswegen jede Menge Zeit. Während die Schulkameraden auf der Deutschlandkarte noch verzweifelt die Rhön, die Elbe und Juist zu orten versuchten, merkten Sie sich bereits, dass der Roe River in Montana mit nur 61 Metern Länge der kürzeste Fluss der Welt ist, dass Köln-Porz 18 Quadratkilometer größer ist als San Marino – und auch die Hauptstadt von Aserbaidschan hatten Sie natürlich längst im Blick.
Grund 2: Ihr Geografielehrer besaß einen vorderasiatischen Migrationshintergrund. Da er dort noch Verwandtschaft hatte, widmete er dem Land besondere Aufmerksamkeit. Sie und Ihre Klassenkameraden wussten daher zwar alles über Aserbaidschan, hielten aber im Gegenzug Helgoland lange Zeit für einen Freizeitpark. Sie waren auch felsenfest davon überzeugt, dass Kykladen dank gründlicher Körperhygiene gar nicht erst entstehen und der Offenbach direkt in die Münster fließt.
Grund 3: Sie haben 2011 den Eurovision Song Contest ( ESC ) verfolgt, um den haushohen Sieg unserer Volksheldin Lena Meyer-Landrut mitzuerleben, dann aber geschockt dabei zusehen müssen, wie das Ihnen vollkommen unbekannte aserbaidschanische Duo Ell & Nikki mit Running scared Platz 1 holte. Sie mussten sich zerknirscht eingestehen, dass der ESC 2012 nicht erneut in Düsseldorf ausgetragen wird, sondern in – genau: Baku.
Z ugegeben: Bevor der Eurovision Song Contest Baku ins Zentrum der europäischen Musikwelt rückte, wusste ich nichts über diese hübsche Stadt am Kaspischen Meer, deren Altstadt im Jahr 2000 zum UNESCO -Weltkulturerbe ernannt wurde. Dabei besitzt sie gegenüber anderen, wesentlich bekannteren europäischen Hauptstädten eine Menge Vorteile: Baku hat zum Beispiel mehr Einwohner als die sogenannte »Goldene Stadt« Prag (nämlich über zwei Millionen), sie hat mehr Buchstaben als »die Ewige Stadt« Rom (nämlich vier), und sie hat mehr befreundete Städte als »die Stadt mit den zehn Partnerstädten« Brüssel (nämlich elf).
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GUT ZU WISSEN
Die befreundeten Städte von Baku:
Basra (Irak)
Bordeaux (Frankreich)
Dakar (Senegal)
Houston ( USA )
Istanbul (Türkei)
Izmir (Türkei)
Neapel (Italien)
Sarajevo (Bosnien und Herzegowina)
V u ng Tàu (Vietnam)
Täbris (Iran)
Mainz ( ZDF )
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Mainz und Baku sind also Städte-Freunde. Jetzt fragt man sich natürlich völlig zu Recht: Wie passen ausgerechnet diese beiden Städte zusammen? Auf der einen Seite dieser fremd anmutende, weit abgelegene Ort, dessen Bewohnerseltsame Rituale pflegen und in einer für Außenstehende völlig unverständlichen Sprache kommunizieren – und auf der anderen Seite Baku? Dies kann ich leider nicht erklären, schließlich gibt es nicht auf alles eine Antwort. Genauso ist es mir ein Rätsel, warum Berti Vogts ausgerechnet Nationaltrainer von Aserbaidschan geworden ist. Gut, der Mann kommt aus Korschenbroich bei Mönchengladbach, er ist es also gewohnt, dass ihn niemand besuchen kommt. Trotzdem
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