Cantz schoen clever
selbst verkaufte das Gemälde an den damaligen französischen König Franz I. Später kam das Bild in den Louvre und zierte dann eine Zeit lang die Wand im Schlafzimmer Napoleons. Das, was Mona Lisa dort Nacht für Nacht beobachtete, bekommt man sonst nur im Hotel-Pay- TV zu sehen. Vermutlich hat ihr gefallen, was ihr der Frauenheld Napoleon mit seinen Ehefrauen, Geliebten und Mätressen vorturnte. Vorher soll sie angeblich nicht so entrückt gelächelt haben.
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DAS GEHT JA GAR NICHT!
Die Mona-Lisa-Forschung nimmt bisweilen absurde Züge an. Manche Spezialisten vermuten zum Beispiel medizinische Gründe für das Lächeln der Dame. Dass sie nur mit einer Hälfte ihres Mundes lächelt, wird als Anzeichen für eine Gesichtslähmung gedeutet. Ein amerikanischer Zahnarzt meinte sogar, Mona Lisa lächle so, weil ihr die Schneidezähne fehlten. Das klingt plausibel – und wäre gleichzeitig eine Erklärung dafür, warum Albrecht Dürers berühmter Feldhase nicht lächelt und stattdessen fürchterlich ernst guckt. Denn der hat seine Hasenzähne noch.
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Aber ich schweife ab. Nachdem Napoleon in die Verbannung geschickt wurde, kam das Gemälde zurück in den Louvre, wo es sich bekanntlich heute noch befindet. 500 Jahre Auslandsaufenthalt – für viele ist das sehr lang, für die Franzosen reicht es gerade mal aus, um die Mona Lisa nicht mehr als Ausländerin zu empfinden. Somit ist sie so etwas wie der Zinédine Zidane der Kunst: ein Aushängeschild Frankreichs mit Migrationshintergrund.
Mona Lisa kann ohne Übertreibungen als begehrteste Frau der Kunstgeschichte bezeichnet werden. So geschah es am 21. August 1911, dass das bekannteste Gemälde der Welt aus dem Louvre gestohlen wurde. Es blieb über zwei Jahre lang verschwunden, bis es im Dezember 1913 bei einem Kunsthändler in Florenz wieder auftauchte. Der italienische Gelegenheitsdieb Vincenzo Peruggia hatte sich über Nacht im Museum versteckt, das Bild einfach von der Wand genommen und am nächsten Tag unter seinemMantel mit nach Hause genommen. Er wollte das Werk zurück in die Heimat Leonardo da Vincis bringen. Bei dem Versuch, die Mona Lisa über einen Kunsthändler an die Uffizien zu veräußern (für eine »Unkostenerstattung« von umgerechnet 1,5 Millionen Euro), wurde Vincenzo Peruggia festgenommen und anschließend zu sieben Monaten Haft verurteilt. Italienische Nationalisten gingen auf die Barrikaden und verlangten, dass das Bild in Italien bleiben solle. So weit ging man dann zwar nicht, aber immerhin hatte der Dieb einen Teilerfolg errungen: Die Mona Lisa durfte vor der Rückgabe noch eine eilig organisierte Kurz-Tournee (zu Beatles-Zeiten hätte man gesagt: »Bravo-Blitz-Tournee«) mit den Stationen Rom, Florenz und Mailand absolvieren. Es war das letzte Mal, dass die Mona Lisa in Italien zu sehen war.
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GUT ZU WISSEN
Der Fall des Vincenzo Peruggia schrieb Kriminalgeschichte. Weil der Dieb trotz der Fingerabdrücke, die er im Museum hinterlassen hatte, mit der bis dahin üblichen kriminalistischen Methode (Identifizierung anhand von Körpermaßen) nicht dingfest gemacht werden konnte, führte die französische Polizei die heute noch angewendete Methode des daktyloskopischen Identitätsnachweises ein, der eine Person anhand ihres einzigartigen Fingerabdrucks erkennt.
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DAS GEHT JA GAR NICHT!
Kurzzeitig wurde der berühmte Maler Pablo Picasso verdächtigt, in den Diebstahl der Mona Lisa verwickelt zu sein. Er wurde wenige Wochen nach dem Raub zu dem Vorfall verhört, konnte aber glaubhaft machen, dass er so etwas nicht nötig hatte: Wenn Picasso ein teures Bild haben wollte, konnte er sich ja einfach eins malen!
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Seit der unfreiwilligen Italien-Tournee im Jahre 1913 war das unbezahlbare Bild nur noch selten auf Reisen: 1963 reiste die Mona Lisa auf Wunsch der Kennedys (und zum Entsetzen der Kuratoren) in die USA : Eine Motorradeskorte, eine unsinkbare Transportkiste und eine eigene Kabine auf dem Luxus-Schiff SS France sorgten dafür, dass das Gemälde sicher in Amerika ankam. Dass es dann im Lager des New Yorker Metropolitan Museum of Art eine ganze Nacht lang der versehentlich ausgelösten Sprinkleranlage ausgesetzt war, ist eine andere Sache. Gott sei Dank wurde das Gewand der Dame nicht weggewaschen, sonst hätten die Amis ein frühes und mit Sicherheit versicherungstechnisch extrem teures »Nipplegate« erlebt. 1973 wurde das Bild nach Japan und Moskau ausgeliehen. Seitdem hat es sein Heimatmuseum nicht mehr
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