Cantz schoen clever
verlassen.
Obwohl sich der Louvre verständlicherweise nur ausgesprochen ungern von seinen Meisterwerken trennt, will das Traditionshaus gern auch woanders ausstellen. Möglich wird dies mit einer Außenstelle im Emirat Abu Dhabi. Der Wüsten-Louvre darf den prominenten Namen 30 Jahre lang tragen und bekommt vom Mutterhaus zahlreiche Sonderausstellungen bestückt. Im Gegenzug erhält derfranzösische Louvre 400 Millionen Euro. Damit kann man eine Menge machen: zum Beispiel fast zwei Cézannes kaufen.
Sie meinen, das ist übertrieben? Ist es nicht! Denn 2011 wurde Paul Cézannes Gemälde Die Kartenspieler (1892–96) verkauft. Von privat an privat. Der Kaufpreis soll bei 275 Millionen Euro gelegen haben. Ebay zahlt hoffentlich der Verkäufer. Damit wäre das Gemälde das teuerste Bild, das je verkauft wurde. Und auch ich muss sagen: Das wäre ein verdammt stolzer Preis. Für zwei Skatkumpels würde ich jedenfalls keine 275 Millionen ausgeben. Da reichen doch zwei, drei SMS , und ein Stündchen später heißt es schon: »Okay, Jungs – wer gibt?«
275 Millionen für ein Gemälde, das ist ein (wenn auch noch unbestätigter) Rekord, aber wir alle ahnen: Es wird kein Rekord für die Ewigkeit sein. Auf dem Kunst- und Auktionsmarkt werden fast wöchentlich neue Spitzenergebnisse erzielt, bei denen man mit den Ohren schlackert. Als 1987 eine Version von Van Goghs Sonnenblumen für umgerechnet 39,7 Millionen Dollar versteigert wurde, da dachte man, das sei nicht zu toppen. Heute bekäme man für einen solchen Betrag gerade mal Van Goghs Sonnenblumen- Kerne ! Während bei Privatverkäufen nur schwer zu überprüfen ist, ob das Geld tatsächlich geflossen ist (wie die 140 Millionen Dollar für Jackson Pollocks No. 5, 1948 , die 137,5 Millionen Dollar für Willem de Koonings Woman III oder die 135 Millionen Dollar für Gustav Klimts Adele Bloch-Bauer I ), ist es schwarz auf weiß verbrieft, dass das Auktionshaus Sotheby‘s am 4. Mai 2010 einen neuen Rekord für eine Kunstversteigerung aufstellte, als es Picassos Nackte, grüne Blätter und Büste von 1932 für satte 106 482 500 Dollar an den Mann bringen konnte – solchkrumme Summen kennt man sonst nur von den Aktionswochen bei Lidl. Vermutlich hat der Käufer 106 483 000 Dollar gegeben und großzügig gesagt: »Stimmt so.«
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GUT ZU WISSEN
Die teuersten Gemälde aller Zeiten:
Jackson Pollock: No 5. , 140 000 000 $
Willem de Kooning: Woman III , 137 500 000 $
Gustav Klimt: Adele Bloch-Bauer I , 135 000 000 $
Pablo Picasso: Nackte, grüne Blätter und Büste , 106 482 500 $
Pablo Picasso: Junge mit Pfeife , 104 200 000 $
Pablo Picasso: Dora Maar mit Katze , 95 200 000 $
Gustav Klimt, Adele Bloch-Bauer II , 87 936 000 $
Francis Bacon: Triptych , 86 300 000 $
Claude Monet: Seerosenteich , 85 500 000 $
Vincent van Gogh: Porträt des Dr. Gachet , 82 500 000 $
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Jetzt ist Pablo Picasso natürlich unumstritten ein toller Maler, und Nackte, grüne Blätter und Büste ist ein umwerfendes Bild. Es spricht eine große Zielgruppe an, die sowohl Aktfreunde als auch Pflanzenliebhaber und Skulpturen-Fans umfasst. Aber 106 482 500 Dollar? Für nicht mal 2 Quadratmeter Leinwand? Bei den Quadratmeter-Preisen würde man für eine durchschnittliche 4-Zimmer-Wohnung 5 Milliarden Dollar hinlegen müssen. Und da ist die Badezimmerausstattung von Marcel Duchamp und Joseph Beuys noch nicht mitgerechnet. Ich bin kein Fachmann, aber: Über100 Millionen für zwei Quadratmeter sind definitiv zu viel. Nur mal zum Vergleich: Zwei Quadratmeter Weideland in Sachsen gibt es schon ab 80 Cent.
Hätte Pablo Picasso gewusst, dass seine Bilder einmal so viel Geld einbringen würden, hätte er vielleicht viel früher aufgehört zu arbeiten. So aber hat der arme Mann bis zum bitteren Ende gemalt, gezeichnet und getöpfert und so dafür gesorgt, dass seine Kinder definitiv nicht in finanzielle Bedrängnis kommen würden. Als das Malergenie 1973 im Alter von 91 Jahren starb, stand die Menschheit vor einem immensen Lebenswerk: Picasso hatte in seinem langen Leben sage und schreibe 50 000 Werke geschaffen! Gut, das hat Dieter Bohlen in der halben Zeit geschafft, aber Picassos Werke waren sogar unterschiedlich !
Ich habe das mal durchgerechnet: Wenn der Spanier mit 10 Jahren angefangen hat, ernsthaft künstlerisch zu arbeiten (und davon können wir getrost ausgehen, denn er wurde bereits im Alter von 10 Jahren an einer Kunstschule angenommen), blieben ihm netto noch 81 Jahre Werktätigkeit. Das
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