Cantz schoen clever
Löffelchen Kunstmarkt und ein Hauch Picasso: Das ist natürlich nur die Spitze der Spitze der Spitze eines riesigen Eisbergs voller mysteriöser Geheimnisse, spannender Geschichten und aufregender Entdeckungen zum Thema Kunst. In der Kunstwelt gibt es noch unendlich viel mehr zu entdecken: schillernde Paradiesvögel, leidenschaftliche Künstlerfreundschaften, dubiose Fälscherringe, größenwahnsinnige Sammler, provokante Happenings sowie ein schwarzer Regenschirm der Marke Knirps, den ich letztensim Café des Kölner Museums Ludwig habe liegen lassen. Wäre toll, wenn der ehrliche Finder sich beim Verlag meldet.
Allein die zeitgenössische Kunst mit ihren schillernden Pop-Stars, gewieften Top-Galeristen und millionenschweren Mäzenen könnte ein ganzes Buch füllen. Ich bin jedenfalls auf den Geschmack gekommen und habe mir fest vorgenommen, mich in Zukunft mehr mit dem Thema Kunst zu beschäftigen. Besser spät als gar nicht. Hätte meine damalige Kunstlehrerin Frau H. (die wir Schüler aufgrund ihrer, sagen wir mal, »expressionistischen« Frisur nur »Vogelnest« nannten) die These »Über Geschmack kann man nicht streiten« vertreten, wäre ich vielleicht schon früher auf den Trichter gekommen. Dabei besaß ich damals schon eine künstlerische Ader: Immerhin hatte ich meine »blaue Phase« früher als Picasso, nämlich schon am Gymnasium, und zwar in Form eines blauen Briefes. Natürlich im Fach Kunst. Absender: Frau H. Doch der Schock ist längst verdaut, und ich kann das Thema Kunst frisch und vorurteilsfrei angehen. Wer mich also demnächst erreichen will, sollte es an einem Montag versuchen. Den Rest der Woche werde ich in Museen und Galerien verbringen.
Oder aber (was dann doch wahrscheinlicher ist) beim Friseur.
I ch habe bei der Arbeit an diesem Buch eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Auf beinahe jede Frage gibt es eine passende Antwort. Nur bei einer einzigen bin ich nicht fündig geworden: Ich habe das komplette Internet abgeklappert, ich habe Bibliotheken durchforstet (ich habe sogar meinen Kollegen Bernhard Hoecker angerufen, der normalerweise alles weiß), aber niemand konnte mir eine befriedigende Antwort auf folgende Frage geben:
Was kostet die Welt?
Ich habe im Netz zwar jemanden gefunden, der glaubt zu wissen, was sie kostet, aber seine Berechnungen lesen sich ungefähr so seriös wie die des griechischen Finanzministers:
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WIE GEIL IST DANN DENN?
Der amerikanische Astrophysiker Greg Laughlin hat aufgrund eines von ihm entwickelten Systems ausgerechnet, dass die Erde auf den Cent genau 3 519 501 942 644 496 Euro kostet. Das sind 3,5 Billiarden oder 3500 Billionen. Was wiederum dem Hundertfachen des Welt-Bruttoinlandsprodukts entspricht. Nur zum Vergleich: Griechenland hat 300 Milliarden Euro Schulden – 11 667 mal weniger. 3,5 Billiarden sind also eine ganz schön hohe Kaufsumme, vor allem, wenn man bedenkt, dass noch fast 700 Billionen Euro Mehrwertsteuer dazukommen. Damit ist nach Laughlins Rechnung die Erde der mit Abstand teuerste Planet unseres Sonnensystems. Aber auch preisbewusste Planeten-Interessenten werden fündig. Den Mars beziffert der Astrophysiker zum Beispiel mit nur 12 000 Euro. Dieser Schnäppchenpreis kommt sicherlich auch deswegen zustande, weil der rote Planet nur schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist. Und es geht sogar noch billiger. Denn die Venus wird mit weniger als einem Cent taxiert. Man sollte sich allerdings vor einem Kauf darüber im Klaren sein, dass die Lebenshaltungskosten auf der Venus recht hoch sind. Allein der tägliche Weg zur Arbeitsstelle in beispielsweise Recklinghausen geht ganz schön ins Geld – Pendlerpauschale hin oder her.
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Eine seriöse und zufriedenstellende Antwort auf die Frage, was die Welt kostet, habe ich also nicht gefunden. Ich habe allerdings festgestellt: Sie kostet nicht überall das Gleiche. Die Welt von Lady Gaga ist zum Beispiel definitiv viel teurer als meine. Ihr Lebensstandard ist wie ihre High Heels: schwindelerregend hoch. Und Frau Gaga ist nicht die Einzige, die weit über die Verhältnisse lebt – zumindest über die Verhältnisse der allermeisten Menschen auf diesem Planeten. Während in weiten Teilen der Welt ganze Völker unter Armut leiden, wächst die Zahl der Superreichen von Tag zu Tag. Ob in Russland, Südamerika, Asien oder den USA : Überall auf der Welt gibt es Menschen, die offensichtlich nicht wissen, wohin mit ihrem Geld. Dabei ist es doch so einfach. Meine Kontonummer
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