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Cantz schoen clever

Cantz schoen clever

Titel: Cantz schoen clever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Cantz
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Gummersbach und Siegen, den einzigen beiden Städten Deutschlands, in denen es sowohl Nord- als auch Südfilialen gibt. Man kann sich das so vorstellen wie Berlin zu Zeiten der Mauer – nur ohne Mauer.
    Weiter verläuft die Firmen-Grenze nach Osten bis nördlich von Fulda. Ganz Ostdeutschland wird seit der Wiedervereinigung übrigens von Aldi Nord versorgt. Ganz Ostdeutschland? Nein, eine kleine Filiale im thüringischen Sonneberg wird bis heute aus Bayern, also von Aldi Süd beliefert. Das erinnert dermaßen an Asterix – wahrscheinlich hat die Sonneberger Filiale längst ihr Standard-Sortiment erweitert. Und zwar um Cervisia, Wildschwein und Zaubertrank.
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    Mir ist eine gewisse Form von Sparsamkeit durchaus vertraut. Denn auch im Hause Cantz wurde eisern aufs Geld geachtet. Das ist der schwäbische Einfluss: Jeder Pfennig wurde zweimal umgedreht. Ich fand das als Kind völlig überflüssig, denn bereits nach dem ersten Umdrehen war klar: Der kommt sowieso ins Sparschwein. Uns fehlte es zwar an nichts, aber mein Vater wäre nie auf die Idee gekommen, sich darüber hinaus in Unkosten zu stürzen. Luxus war im Hause Cantz ein Fremdwort. Was kein Wunder ist, denn Luxus ist überall ein Fremdwort. Schließlich kommt es aus dem Lateinischen.
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    GUT ZU WISSEN
    Das Substantiv »luxus« stammt aus dem Lateinischen und wird schon seit der Antike überwiegend kritisch wertend verwendet, im Sinne von »Ausschweifung«, »Liederlichkeit« oder »Schlemmerei«. Dabei bedeutet »luxus« ursprünglich: »üppige Fruchtbarkeit«. Was ja erst mal nichts Negatives ist – wer will Frau von der Leyen schon ihre sieben Kinder vorhalten?
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    Heutzutage wird der Begriff Luxus nicht abwertend, sondern vermehrt positiv eingesetzt. Zumindest von den Firmen, die damit Geld machen wollen. Findige Geschäftsleute habennämlich herausgefunden, dass es eine Zielgruppe gibt, die jenseits von Schnäppchen, Rabatt und »Geiz ist geil« einkaufen möchte. Zahlreiche Internetshops, die ausschließlich exorbitant teure Luxusartikel anbieten, richten sich an Kunden, die sich sogar darüber freuen , wenn sie richtig tief ins Portemonnaie greifen dürfen. Kunden, die gerne mehr ausgeben als nötig, weil sie damit zeigen können, dass Geld ihnen vollkommen egal ist. Gut, sie zeigen damit auch, dass sie nicht mehr alle Tassen im Schrank haben, aber die Botschaft mit dem Geld liegt ihnen mehr am Herz als die mit den Tassen.
    Während andere das Internet durchforsten, um herauszufinden, ob es die Blumenvase für 2,95 Euro in einem kleinen Online-Shop in Burkina-Faso vielleicht für 2,87 Euro gibt, und sofort ausrechnen, wie viele hundert Vasen sie bestellen müssen, damit sich die höheren Versandkosten rechnen, schauen die Luxus-Shopper erst einmal, ob sie den gewünschten Artikel nicht irgendwo ein bisschen teurer bekommen. Jeder Euro zählt. Getreu der Devise: »Mein Porsche ist zwar aufs letzte Schräubchen identisch mit dem meines Nachbarn, aber immerhin habe ich mehr dafür bezahlt! Ätsch!«
    Ich habe überhaupt nichts gegen die schönen Dinge des Lebens, aber diese Art von unnötiger Verschwendung ist mir fremd. Ich habe kein Luxus-Problem – ich habe ein Problem mit dem Luxus. Zumindest, wenn man ihn so hemmungslos zur Schau stellt wie der Kollege Roman Abramowitsch, seines Zeichens russischer Öl-Magnat, mit einem geschätzten Vermögen von 11,2 Milliarden Euro. Das reicht zwar nicht, um zu den 50 vermögendsten Menschen der Welt zu zählen, ermöglicht aber immerhin einen recht aufwendigen Lebensstil. Und von dieser Möglichkeit macht Herr Abramowitsch großzügig Gebrauch. Dabei habenwir beide grundsätzlich erst mal einiges gemeinsam. Zum Beispiel sind wir beide Fußballfans. Ich bin Mitglied beim VfB Stuttgart, er beim FC Chelsea. Der Unterschied aber ist folgender: Während ich mir alle paar Jahre mal einen neuen Fan-Schal leiste, hat er seinen Lieblingsverein gleich komplett gekauft. Für 210 Millionen Euro. Insgesamt hat er seit 2003 über 750 Millionen Euro in den Verein investiert. Ich hoffe sehr, dass es die Londoner ihm danken, zum Beispiel, indem sie ihrem großzügigen Superfan einige Vergünstigungen gewähren (Parkplatz am Stadion, 5 % auf alle Fan-Artikel, eine Stadionwurst pro Spiel gratis).
    Viele Fans von ärmeren Vereinen wie Arminia Bielefeld werden jetzt sagen: »Warum ausgerechnet Chelsea? Warum nicht wir?« Nun, die Frage ist schnell beantwortet, liebe Bielefelder: Roman Abramowitsch möchte die Champions League

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