Cantz schoen clever
Frau auch! Dabei ist es ja besonders reizvoll, zu zweit zu baden. Wenn man sich grundsätzlich einig ist. Bei uns ist es aber so: Ich bevorzuge die belebende Kraft der Fichtennadel, sie eher beruhigenden Lavendel. Für mich liegt die perfekte Wassertemperatur bei frischen 30 °C, meine Süße hat es mit 42 °C gern deutlich wärmer. Sie mag es, wenn Easy-Listening-Musik aus dem Radio erklingt, ich schätze hingegen eine gepflegte Bundesliga-Konferenzschaltung. Es ist schwer, sich genau abzustimmen. Und selbst, wenn es trotzdem gelingt, sich zu einigen (zum Beispiel in kochendem Wasser zu sitzen, dafür aber Bundesliga zu hören), bleibt die Frage aller Fragen, auf die kein Paar der Welt jemals eine Antwort gefunden hat und auf die auch kein Paar der Welt jemals eine Antwort finden wird :
Wer muss auf dem Stöpsel sitzen?
Die Generation meiner Eltern hatte dieses Problem noch nicht. Die haben zwar auch im selben Wasser gebadet, aber nacheinander. Das galt natürlich nicht nur für meine Eltern, sondern für die ganze Familie. Mit schwäbischer Sorgfalt hatte mein Vater nämlich die möglichst effektive Nutzung des Badewassers auf seine unnachahmliche Art optimiert. Er war schließlich zu der Überzeugung gelangt, man könne es mehrfach verwenden. Das hätte ich vielleicht auch gefunden, wenn ich die Nummer eins in der Nutzerkette gewesen wäre. War ich aber nicht. Als jüngstes Mitglied einer vierköpfigen Familie war ich immer als Letzter dran. Das heißt: Ich ging sauber in die Wanne und kam dreckig wieder raus. Und: Bis ich dran war, hatte das Wasser noch maximal Raumtemperatur. Das ist auch der Grund dafür, warum ich immer noch nicht so gern heiß bade.
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GUT ZU WISSEN
Im Mittelalter wuschen sich die Menschen in den Städten und größeren Dörfern in öffentlichen Badehäusern. Dass dies kein Privileg der Reichen war, zeigt die Sitte, dass damals für Handlanger-Tätigkeiten oder kleine Dienstleistungen ein sogenanntes »Badegeld« gezahlt wurde. Vermutlich bestand das Badegeld aus der Eintrittsgebühr und einer Münze für den Föhn.
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Ein schönes Badezimmer tut auch der Seele gut. Laut einer Umfrage bei Männern und Frauen im Alter von 20 bis 70 Jahren bauen 40 Prozent der Befragten Stress ab, indem sie Zeit im Bad verbringen. Damit ist diese Art des Stressabbaus fast so beliebt wie fernsehen (78 Prozent), spazieren gehen (43 Prozent) oder Gespräche mit Freunden führen (42 Prozent) und deutlich beliebter als Achterbahn fahren (0,01 Prozent), bei einem Heavy-Metal-Konzert direkt vor der Bassbox stehen (0,0001 Prozent) oder eine Schlägerei mit den Hell‘s Angels anzetteln (0,00000000001 Prozent).
Wie viel Zeit der Einzelne im Bad verbringt, hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel von der Haarlänge: Je länger das Haar, desto länger braucht man im Bad. Eigentlich logisch. Während die Glatzköpfe der Blue Man Group direkt aus der Dusche auf die Bühne springen können, müssen Langhaardackel wie die Jungs von Bon Jovi schon am Vortag mit dem Föhnen anfangen, damit ihre an Wischmops (Wischmoppe? Wischmöppe? Wischmöpse? Egal!) erinnernden Hardrock-Matten zum Konzertbeginn trocken sind.
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WIE GEIL IST DAS DENN?
Die Blue Man Group besteht aus drei blau angemalten Performance-Künstlern und feiert mit ihren Shows in Europa und Amerika große Erfolge. Die Blaugesichter sind bereits vor über 17 Millionen Zuschauern aufgetreten.
Das haben noch nicht einmal die anderen blauen Superstars geschafft, also die Schlümpfe. Es gibt weltweit nur einen einzigen blauen Künstler, der noch mehr Fans hat, und das ist David Hasselhoff.
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Die Länge des Badezimmeraufenthalts richtet sich aber auch nach dem Kalender: Am Samstag zum Beispiel verbringen die meisten Menschen nachweislich mehr Zeit im Bad als wochentags. Ich auch. Stichwort »Bundesliga-Konferenz«.
Und schließlich spielt auch die Gründlichkeit der Körperpflege eine Rolle. Mit Zähneputzen und Händewaschen ist es längst nicht mehr getan. Es wird gecremt, gestylt, gepudert, gefärbt, toupiert, rasiert, geschminkt, epiliert, poliert und lackiert, bis der Arzt kommt. Und bei Frauen ist es nicht anders.
Es ist ein Fakt: Was die Dauer der Badezimmer-Nutzung betrifft, spielt das Geschlecht keine Rolle mehr. Glaubt man aktuellen Umfragen, verbringen Frauen und Männer gleich viel Zeit im Badezimmer. Warum sollte sich David Beckham auch schneller die Wimpern tuschen können als seine Frau?
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GUT ZU WISSEN
Womit verbringen wir
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