Cantz schoen clever
über alles Mögliche und tauschte sich über die neuesten Gerüchte aus – also so ähnlich, wie wir Männer uns heute noch das Treiben auf einer Damentoilette vorstellen.
----
WIE GEIL IST DAS DENN?
Bei Ausgrabungen in der antiken Stadt Pompeji wurde die Wandinschrift eines Latrinen-Pächters entdeckt. Der vermutlich erste verbürgte Klomann der Geschichte hattegeschrieben: »Cacator cave malum! Aut si contempseris, habeas Jovem iratum!« Das ist Latein und heißt so viel wie: »Hüte dich, auf die Straße zu kacken. Sonst wird dich Jupiters Zorn treffen.« Oder, wie es in Bayern heißen würde: »Wer hinters Zelt pinkelt, fliegt vom Oktoberfest!«
----
Mit dem Untergang des römischen Imperiums im 7. Jahrhundert ging vorerst auch die Toilettenkultur unter. Eine detaillierte Beschreibung der Zustände im Mittelalter und der frühen Neuzeit erspare ich Ihnen und mir. Wenn Sie genau wissen wollen, wie es damals zuging, empfehle ich Ihnen einen Besuch im Hygiene-Museum Dresden. Oder aber Sie besuchen ein ländliches Schützenfest Ihrer Wahl. Ab dem späten Samstagabend werden die etwas unappetitlichen Traditionen unserer Vorväter für ein paar Stunden anschaulich wiederbelebt.
Erst im 19. Jahrhundert erwachte in den Menschen ein neues Hygiene-Bewusstsein. In den Großstädten entstanden wieder öffentliche Bedürfnisanstalten. Allerdings war ihre Anzahl zunächst überschaubar. Zum Beispiel gab es im Jahr 1820 in ganz Paris gerade einmal acht öffentliche Toiletten. Das heißt, man musste in der Innenstadt damals ungefähr so lange nach einem Klo suchen wie im heutigen Paris nach einem freien Parkplatz. Hundert Jahre später sah die Situation schon bedeutend besser aus, denn um 1920 verfügte der Flaneur in der Stadt der Liebe bereits über 4000 verschiedene Gelegenheiten, legal und öffentlich seine Blase zu entleeren. Von einer solchen innerstädtischen Auswahl träumen heute selbst Hunde.
Die Grundlage für den modernen sanitären Standardwurde von den britischen Erfindern Sir John Harington und Alexander Cummings gelegt: Harington entwickelte bereits im Jahre 1596 im Auftrag von Königin Elisabeth I. den Urtyp des heutigen Wasserklosetts. Obwohl die Monarchin angeblich sehr zufrieden mit der königlichen Schüssel war, blieb es aber beim Prototyp. Dieser wurde fast 200 Jahre später von Landsmann Alexander Cummings maßgeblich weiterentwickelt: Er brachte Haringtons Idee auf den neuesten Stand und ergänzte sie 1775 mit dem patentierten und immer noch gebräuchlichen S-förmigen Siphon. Weitere Entwicklungen wie das U-förmige Abflussrohr und der Spülkasten folgten im 19. Jahrhundert. Doch es dauerte immer noch etliche Jahrzehnte, bis sich die meisten Deutschen die Zeitung unter den Arm klemmen konnten, bevor sie es aufsuchten: das eigene, ganz private WC .
----
GUT ZU WISSEN
Begriffserklärungen:
WC: WC steht als Abkürzung schlicht für »Water Closet«. Und nicht etwa, wie Spötter gern behaupten, für »Wayne Carpendale«.
Toilette: Der Begriff entwickelte sich aus dem französischen »Toile«, zu Deutsch »Leintuch«. Das passt gut, denn die meistens Klos sind wenig größer als ein Badelaken.
00: In den Hotels des 19. Jahrhunderts lagen die Toilettenräume üblicherweise in der Nähe der Aufzüge oder Treppenhäuser. Da dort auch die Zimmernummerierung begann, schrieb man an die Toilettentüren die Zimmernummer »00«. Ein alter Witz besagt, dasses für Hotelgäste des Zimmers 100 unangenehm werden könnte, falls an ihrer Tür die »1« herunterfiele. Das Gleiche gilt im Übrigen auch für das Büro von James Bond, wenn die »7« abhandenkommt, oder für den Wuppertaler Zoo, wenn in der Neonbeschriftung das »Z« ausfällt.
----
Heute kann sich bei uns niemand mehr ein Leben ohne eigenes Klo vorstellen. Fast jeder deutscher Haushalt verfügt über mindestens zwei Schüsseln: eine fürs Fernsehen auf dem Dach oder Balkon und eine fürs Lesen im WC . Die eigene Toilette ist längst kein Privileg der Superreichen mehr. Zumindest nicht, was normale Klos betrifft. Denn die oberen Zehntausend geben sich natürlich nicht mit standardweißer Keramik und Klobrille aus dem Baumarkt zufrieden.
----
DAS GEHT JA GAR NICHT!
Das teuerste Klo der Welt ist vermutlich das von Hollywood-Designer Jemal Wright entworfene Luxus-Modell »Isis«. Es ist mit tausenden von glitzernden Swarovski-Kristallen besetzt und kostet umgerechnet 50 000 Euro. Kunden, die sich »Isis« leisten können, benötigen im Übrigen
Weitere Kostenlose Bücher