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Cantz schoen clever

Cantz schoen clever

Titel: Cantz schoen clever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Cantz
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machen. Genauer gesagt: Für 50 Cent bekommt man auf der Autobahn gar nichts. Tatsächlich haben viele Betreiber von Raststätten, kaum dass die Klo-Gutscheine aufkamen, sämtliche Artikel aus dem Sortiment genommen, die 50 Cent oder weniger kosteten. Somit verdienen die Pächter an jedem Einkauf zusätzlich. Ich wundere mich, dass sie das nötig haben: Bei einem Espresso für 3,50 Euro sollte doch eigentlich was übrig bleiben.
    Aber es bringt nichts, sich über hohe Toilettenkosten aufzuregen. Wir haben ja keine andere Wahl. Der Norddeutsche sagt: »Wat mutt, dat mutt.« Oder, wie es hier passender heißen würde: »Wer muss, der muss.« Müssen kostet halt. Und umsonst dürfen nur die wenigsten rein.
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    GUT ZU WISSEN
    Wer bei Sanifair nicht zahlen muss:
    Behinderte
    Kinder, die den Geldschlitz nicht erreichen
    Inhaber der Goldenen Sanifair-Karte (z. B. Raststättenbetreiber)
    Und jetzt die Eine-Million-Euro-Frage: Was ist mit behinderten Kindern, die eine Goldene Sanifair-Karte besitzen? Bekommen die noch Geld heraus ?
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    Unterwegs muss ich ständig Kompromisse machen, die ich zu Hause nur ungern eingehen würde. Das Platzangebot in Flugzeugtoiletten empfinde ich beispielsweise als echte Zumutung. Ich muss vor der Schüssel keine Tischtennisplatte aufbauen können, um glücklich zu sein. Aber es wäre schon begrüßenswert, wenn es die eigenen Knie zulassen würden, die Tür zu schließen.
    Extrem enge Toiletten- und Waschräume mögen auf Reisen gerade noch akzeptabel sein, zu Hause haben wir andere, höhere Ansprüche. Das ist im Hause Cantz nicht anders. Ich zähle zu den 80 Prozent der Deutschen, die sich laut einer Umfrage in ihrem Badezimmer nicht nur waschen, sondern auch wohlfühlen wollen. Die Zeiten, in denen das Bad ein wenig einladendes, kühl gekacheltes und zweckdienliches Etwas war, sind längst vorbei. Heute heißt es: »Adieu Nasszelle – willkommen Wohlfühl-Oase!« »Óasis« kommt aus dem Griechischen und bedeutet »bewohnter Ort«. Das passt. Mein Bad ist kein reiner Nutz-, sondern ein richtiger Wohnraum. Hier bin ich gern, und es ist so gemütlich, dass ich dort sogar Geschäftspartner empfangen könnte. Nach dem Motto: »Ich hole schnell noch meine Unterlagen, Herr Dr. Hoffmann. Nehmen Sie doch schon mal auf dem Wannenrand Platz. Die Konferenzkekse befinden sich in der Seifenschale.«
    Wenn die Deutschen könnten, wie sie wollten, dann gäbe es in allen Bädern Fußbodenheizung, marmorne Doppel-Waschtische, Sensor-Armaturen, dimmbare Sternenhimmel, freistehende Emaille-Wannen oder Erlebnis- und Aroma-Duschen, Whirlpools und in die Spiegelwand eingelassene Flachbild-Fernseher. Natürlich alles maßgeschneidert. Es ist wie beim Auto: Die Liste der möglichen Sonderausstattungen ist endlos. Individualität ist Trumpf. Das war früher anders. Da war das einzig mögliche Extra der Schimmel am Duschvorhang. Heute ist der Trend zum individuellen Luxusbad unübersehbar. Es gibt nur einen Punkt, der einer deutschlandweiten Umsetzung dieses Ideals im Weg steht: das Platzangebot.
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    GUT ZU WISSEN
    Quadratmetergrößen – ein Vergleich:
    Messehallen Köln: 284 000 m²
    Petersdom: 22 067 m²
    Wohnfläche pro Einwohner (Ø): 42,9 m²
    Bad (Ø): 7,8 m²
    Luftmatratze: 1,4 m²
    Postkarte: 0,015 m²
    Butterkeks: 0,0035 m²
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    Das durchschnittliche deutsche Badezimmer misst also nur 7,8 Quadratmeter. Das ist deutlich größer als eine Flugzeugtoilette, aber immer noch nicht besonders viel. Bei 7,8 Quadratmetern Raumangebot muss sich der sanierungswillige Badefreund schon ganz genau überlegen: Brauche ich diesen opulenten Designer-Heizkörper mit Handtuchtrockner-Funktion wirklich? Oder beheize ich den kompletten Raum weiterhin wie bisher – also mit einem einzigen Teelicht? Und passt die Eckbadewanne von der Größe tatsächlich ins Zimmer? Oder passt das Zimmer eher in die Eckbadewanne? Zumal einige Sanierer nicht auf liebgewonnene Gewohnheiten verzichten wollen, wie zum Beispiel das Badezimmer betreten zu können, ohne den Whirlpool durchqueren zu müssen.
    Ich habe Glück gehabt. In meinem Haus konnte ich die Raumaufteilung bestimmen: Jetzt habe ich ein herrlich großes Badezimmer, das genau so ist, wie ich es mir immer wünschte. Dafür habe ich auf ein Esszimmer verzichtet. Und mein Sohn muss in der Küche schlafen. Also direkt neben meiner Frau und mir.
    Aber das Badezimmer – ein Traum! In meinem schönen Bad könnte ich jeden Tag viele Stunden verbringen. Das Blöde ist nur: meine

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