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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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und
Neapel im Besonderen eine »pulsierende Metropole voller Lebensfreude« ist. Da
hat ja mal jemand ganze Arbeit geleistet und sogar eins und eins zusammenzählen
können. Wirklich beeindruckend.
    »Buon giorno.« Simona kommt
hereingewackelt, schleudert Jacke und Tasche neben ihren Schreibtisch auf den
Boden und hievt sich mit ihren kurzen Beinen seufzend auf den Drehstuhl davor.
    »Oh, was habe ich heute Lust zu arbeiten«, schimpft sie los. »Ein
Königreich, um im Bett zu bleiben.« Angewidert drückt sie auf den Startknopf
ihres Rechners, um ihn hochzufahren. »Uah! Welche stronzi haben denn diesmal wieder versucht, mir auf den Geist zu gehen?«, fragt sie
dann, ihrem Telefonapparat zugewandt, und klickt sich dabei hektisch durch die
Liste der entgangenen Anrufe. Dabei versieht sie unbekannte Telefonnummern mit
entrüstetem Stöhnen, bekannte hingegen mit verschiedenen Kraftausdrücken – alle
aus der Welt der Stoffwechselendprodukte oder gar der primären Geschlechtsorgane.
    Auf der einen Seite bin ich amüsiert, auf der anderen überfordert
mich dieses Gezicke am frühen Morgen. Daher stelle ich ihr die beliebteste
aller italienischen Fragen: »Simona, gehen wir einen Kaffee trinken?«
    Puh, wenn das so weitergeht, habe ich bald eine Koffeinleber, falls
es so etwas überhaupt gibt.
    »Das ist der erste sinnvolle Satz, den ich heute gehört habe!«,
schnauzt Simona unterdessen zustimmend zurück und wühlt in ihrer Tasche.
»Allerdings habe ich mein Portemonnaie zu Hause vergessen. Könntest du heute
zahlen?«
    Eine Viertelstunde später haben wir uns bei Da Francesca bereits jeder eine Esslöffelportion Espresso
hinter die Binde gekippt und unsere Tassen zurück auf den Tresen gestellt. Doch
Simona macht keinerlei Anstalten, zurück ins Büro zu gehen. Sie stützt sich mit
den Ellenbogen auf dem Bartresen ab, über den sie kaum hinübergucken kann, und
zeigt sich in entspannter Plauderlaune.
    »Und«, fragt sie, »was hast du heute so vor?«
    »Ich gehe mit Lidia Mittag essen«, informiere ich sie, »sozusagen
als Kick-off-Meeting für unsere Arbeit an Napolone.«
    »Hohoho, la Lidia!«, lästert Simona. »Hast
du la principessa inzwischen kennengelernt? Wie findest du sie?«
    »Nett, denke ich.« Ich zögere. Normalerweise bin ich jederzeit für
Kollegentratsch zu haben, aber als Neue in der Agentur sollte ich wohl doch
eher noch stillschweigen. »Wieso, was denkst du über sie?«, will ich daher erst
mal von Simona wissen.
    »Wir nennen sie hier Prinzessin, weil sie so elfengleich ist. Dabei
ist sie echt fair und macht zudem einen guten Job. Sie kommt aus Sizilien,
genau wie ich. Aber während ich aus einem armen Dorf stamme, ist Lidia aus
einem reichen Haus der nobili in Palermo. Kein
Wunder, dass man sie auf Napolone angesetzt hat. Wer in Palermo Geld hat, der
versteht auch, wie in Neapel der Hase läuft.«
    »Und Stefano?«, wage ich mich neugierig vor, während ich vorsichtig
um mich blicke, um zu prüfen, ob nicht noch andere Kollegen in der Bar
herumlungern.
    »Stefano ist absolut in Ordnung«, brummt Simona gutmütig. »Wir
streiten zwar fast jeden Tag, aber ich könnte mir keinen besseren Chef
vorstellen. Weißt du«, sie beugt sich nun vertrauensselig zu mir herüber,
sodass ich mich bücken muss, um ihr Flüstern abzufangen, »der macht sich hier
auch nicht tot. Er hat inzwischen einen gewissen Status erreicht, kommt jeden
Morgen um zehn ins Büro, telefoniert mit allen Leuten, die er wichtig findet,
und hängt den Rest des Tages in irgendwelchen Meetings herum.«
    »Aber wie hat er denn diesen gewissen Status erreicht?«, flüstere ich zurück.
    »Och, er hat eben schon ein paar große Kampagnen in Italien auf die
Spur gebracht, die sehr erfolgreich gelaufen sind. Zum Beispiel die hier:
›Crema Gelato – Das gönn ich mir.‹ Kennst du die?«
    »Klar, die ist auch bei uns in Deutschland gelaufen. Die stammt vom
Stefano?«, staune ich.
    »Hm, siehst du«, Simona nickt. »Heute besteht sein Geheimnis darin,
dass er sich rarmacht. So denken die Leute, er würde arbeiten. Tut er aber
nicht«, fügt sie fauchend hinzu. »Also, warum sollte ich mir dann für AdOne ein
Bein ausreißen?« Trotzig verschränkt sie ihre kurzen Arme vor der Brust und
schaut mich auffordernd an.
    »Ah … äh … ich verstehe.«
    Ich verstehe gerade tatsächlich: Mein Team besteht aus vier Leuten.
Zwei davon verweigern die Arbeit und eine – das bin ich – hat keine Ahnung. Was
für ein Start für die Entwicklung einer

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