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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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einzugeben«, fährt
Simona unterdessen fort, »aber nein, Signore verzieht sich in eine Bar, stellt
den Passantinnen nach und tut so, als würde er arbeiten. Und ich soll den
ganzen Mist für ihn entziffern? Da hat er sich aber geschnitten. Ohne mich!«
Sie lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkt trotzig die kurzen Arme
vor der Brust.
    »Aber«, wage ich schüchtern einzuwenden, »als seine Sekretärin
solltest du das trotzdem erledigen. Hast du denn sonst sehr viel zu tun heute?«
    »Ich? Für mich gibt es immer etwas zu tun.
Ich langweile mich nie.«
    Ich weiß, dass sie damit ihre Aktivitäten auf Facebook und Twitter
sowie die Tratschereien in der Kaffeeküche mit den Assistentinnen aus dem
Erdgeschoss meint.
    »Mir ist klar, dass dir nie langweilig ist, aber ich meinte deine
Arbeit für Stefano«, versuche ich es erneut.
    »Der ist so stinkend faul, dem helfe ich nicht«, bockt sie weiter.
    Ich beschließe, die Diskussion zu beenden. Wenn Simona bisher noch
nicht gelernt hat, dass nichtsnutzige Assistentinnen eher ihren Job riskieren
als nichtsnutzige Chefs, dann kann ich ihr auch nicht helfen. Schließlich hat
ein nichtsnutziger Chef zumindest früher einmal wirklich gearbeitet, um seinen
heutigen Job zu bekommen. So auch Stefano, das hat Simona mir selbst erzählt.
    Lidia kommt herein. Sie sieht blendend aus in ihrem dunklen Minirock
und der Capejacke auf den Schultern, von der ich nicht enträtseln kann, wie sie
angezogen und wo sie zugeknöpft wird.
    »Guten Morgen, die Damen. Wie geht es euch?« Sie stutzt, als ihr
Blick auf Stefanos Schreibtisch fällt. »Hat hier eine Bombe eingeschlagen?«
    »Nein, Simona verweigert bloß die Arbeit«, erkläre ich die Sachlage.
    »Daher habe ich Stefano seine Unterlagen zurückgegeben«, präzisiert
Simona.
    » Gegeben scheint mir in diesem Fall ein
recht gewagter Ausdruck zu sein«, meint Lidia schlagfertig und deutet mit dem
Kinn in Richtung des Blätterchaos auf Stefanos Schreibtisch. »Hör mal, Nina«,
wendet sie sich dann achselzuckend an mich, »unser Managing Director hat sich
in unser Napolone-Projekt eingebracht …«
    Ich runzele die Augenbrauen und verziehe den Mund. Der ständig
wiederkehrende Klassiker: Kaum ist ein Projekt in vollem Gange, mischt der Chef
sich ein, um den Beteiligten darzulegen, wie die Sache seiner Meinung nach
laufen muss. Diese Meinung wird dann nicht etwa als Anregung, sondern als
auszuführender Befehl geäußert. Befehle dieser Art erteilt ein Chef auch gerne,
ohne die groben Umrisse der bisherigen Gespräche und Absprachen zu kennen oder
gar die Markendetails durchgelesen zu haben.
    »Luigi möchte«, nennt Lidia das Übel nun beim Vornamen, »dass wir
für Napolone eine komplette Marketingstrategie entwerfen. Also nicht nur für
die Werbung, sondern auch für den Vertrieb.«
    Ich schlucke. Paolo wird sich freuen, wenn unser Oberwerber Luigi
ihm ungebeten zu erklären versucht, wie er seinen Job zu gestalten hat. Auch
das ist ein Phänomen, das mir ständig wiederbegegnet: Hat ein Werber Erfolg mit
seiner Werbung, glaubt er, damit automatisch eine ebenso konsultierungswürdige
Kompetenz in allen anderen Wirtschaftsdisziplinen innezuhaben.
    »Wie stellt Luigi sich das vor?«, frage ich angestrengt und bemühe
mich, möglichst interessiert dreinzuschauen, um nicht gleich zu Beginn der
Diskussion alle Munition zu verschießen.
    »Deshalb bin ich hier: Ich soll euch sagen, dass wir heute Nachmittag
in sein Büro kommen sollen. Mit Maria und Stefano.«
    Ich mache eine hilflose Geste in Richtung des unbesetzten
Arbeitsplatzes. »Ich werde da sein, aber Stefanos Teilnahme könnte schwierig
werden.«
    Einige Stunden später sitzen wir um den Konferenztisch aus
Wurzelholz in Luigi Monettis Büro. Luigi ist zwar im Raum, mental aber noch mit
anderen, offenbar wichtigeren Dingen beschäftigt. Er sitzt an seinem, abgesehen
von seinem Laptop und dem hingeworfenen Autoschlüssel, völlig leeren
Schreibtisch und fixiert mit wichtiger, angespannter Miene seinen Monitor. Nach
einigen Minuten völliger Stille, in der unser Oberchef vor Präsenz und
Wichtigkeit nur so sprüht, tippt er mit spitzen Fingern ein paar sparsame Worte
in seinen Laptop. Dann klappt er den Deckel mit dynamischem Schwung zu, erhebt
sich feierlich und wandelt auf unseren Round Table zu.
    »Wo ist Stefano?«, fragt er knapp, als er sich grußlos am Tisch
niederlässt.
    »Der hat heute einen Strategietag in Heimarbeit«, informiere ich
ihn, als wäre dies die

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