Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
Vom Netzwerk:
beeilt sich Maria ihm den Namen zu nennen, der mir
solches Herzklopfen verursacht, dass ich schon befürchte, die anderen könnten
es hören.
    »Wie wäre es mit einem Termin nächsten Freitag?«, schlägt Luigi
unterdessen vor.
    Ich richte mich in meinem Stuhl auf und spitze die Ohren. Paolo soll
nach Mailand kommen. Nächste Woche. Das ist das Beste, was ich heute erfahren
habe.
    »Super«, höre ich mich sagen. »Luigi, ich finde das alles total
sinnvoll und wichtig. Toller input .«
    Habe ich das wirklich gerade gesagt? Ich spüre Lidias ironischen
Seitenblick und mache eine entschuldigende Handbewegung. Kann man denn seine
Meinung nicht auch mal diametral ändern? Was interessiert mich mein Geschwätz
von vorhin …
    »Na, Spaß an der Sache gefunden?«, zieht mich Lidia auf,
als wir uns fünf Minuten später im Waschraum treffen, und setzt ein
mitwisserisches Grinsen auf.
    »Ja, stell dir vor, mit einem Mal finde ich, Luigis Vorschläge sind
die besten der Agentur«, falle ich in ihr Spotten ein. »Ich werde nun den
Vertrieb zu meinem Schwerpunktthema machen.«
    »Nina, pass bitte auf.« Ihr Ton ist ernst geworden. »Du vermischst
da zwei Dinge. Das ist nicht gut. Ich halte das sogar für gefährlich .«
    »Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?«, will ich ehrlich
wissen. Schließlich kommt jetzt keine Seite mehr aus der Sache raus.
    »Weiß ich doch auch nicht …« Sie beugt sich zum Spiegel, zupft
energisch an ein paar aus der Form geratenen Haarsträhnen herum und dreht sich
dann seufzend zu mir um. »Wie war denn das berühmte Wochenende in Rom?«, hakt
sie neugierig nach.
    Ich schaue sie nur vielsagend an.
    »Verstehe.« Sie atmet tief aus und runzelt die Stirn. »Na, was soll
ich da noch sagen: viel Glück.«
    Nach der Arbeit stapfe ich durch den sintflutartigen
Mailänder Regen, der einen auch im Frühling ab und an beehrt, nach Hause. Durch
die verstopfte Kanalisation steht das Wasser an den Straßenrändern knöchelhoch,
die völlig aufgeweichte Erde zwischen Fußgängerweg und Straße tut ihr Übriges,
sodass es praktisch unmöglich ist, die Straße unbeschadet zu überqueren. Ich
wundere mich, dass es in Mailand Designer gibt, denen irgendeine andere Art
Schuhwerk als feste Gummistiefel in den Sinn gekommen ist. Selbst ein noch so
kurzer Spaziergang ruiniert jede noch so stabile Ledersohle für immer.
    Zum Trost fummele ich mein Handy aus der Tasche und wähle Paolos
Nummer. Schade, nur die Mailbox ist dran. Während ich ihm eine SMS schicke, kommt ein Auto um die Kurve gebrettert,
rauscht durch eine Pfütze und spritzt mich und ein Paar neben mir von Kopf bis
Fuß mit schlammigem Straßenwasser voll.
    » Stronzo, maledetto . Verfluchtes A …«,
brüllt die Dame dem Auto undamenhaft hinterher und klopft sich jaulend und
fluchend den Matsch von ihrem Designermantel.
    Ich beuge mich vor, um meine triefenden Haare auszuschütteln, und
wühle in meiner Jackentasche nach einem Taschentuch für mein Gesicht.
    Der Begleiter der Dame kommt mir zuvor und hält mir sein
Einstecktuch hin.
    »Kann man den nicht anzeigen?«, schimpfe ich. »Ich habe mir das
Kennzeichen gemerkt.«
    Der Mann sieht mich mitleidig an. »Wo kommen Sie her, junge Dame?
Aus England?«
    »Aus Deutschland.«
    »Ja, dort mag das gehen. Wir sind hier aber in Italien, Signorina.
Wenn Sie hier wegen so etwas zur Polizei gehen, lacht man Sie aus.«
    »Eh sì«, stimmt ihm seine Frau resigniert
zu, »traurig, aber so ist das.« Sie zuckt mit den Schultern.
    Ich fühle mich wie ein durchnässter Straßenköter, als ich
eine halbe Stunde später mit steifen, kalten Fingern die Wohnungstür zu
Giorgios Reich aufschließe. Heimelige Wärme strömt mir entgegen. Ich lasse die
Tür hinter mir ins Schloss fallen, schlüpfe aus meinen aufgeweichten Schuhen
und bugsiere meinen erschöpften Schirm in die dafür vorgesehene Bodenvase.
    Giorgio erscheint im Flur mit einem riesengroßen Stapel Handtücher
auf den Armen, um sie in sein kleines Massagekabuff zu tragen. Er mustert mich
amüsiert.
    » Buona sera , meine Schöne, wie siehst du
denn aus?«
    »Hahaha«, gebe ich entnervt zurück und fahre mir durch die klammen
Haare. »Was hast du denn mit den vielen Handtüchern vor?«, lenke ich vom Thema
ab, ziehe meine Jacke aus und hänge sie an den Haken neben der Tür.
    Giorgio bleibt wie angewurzelt stehen und blickt mich mit Mühe über
den Rand des Handtuchstapels rügend an.
    »Heute ist der Wellnessabend, Nina. Hast du das etwa

Weitere Kostenlose Bücher