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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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vergessen?«
    »Ach ja!« Ich fasse mir an den Kopf. Himmel, ein Glück, dass ich
schon zu Hause bin. Eher Zufall, als dass ich daran gedacht habe, Giorgio für
heute Abend meine Hilfe versprochen zu haben.
    Mein Vermieter schüttelt mit strenger Miene den Kopf. » L’amore «, sagt er schlicht, »du denkst an nichts anderes
mehr. Auch an mich nicht.«
    »Was hat das denn damit zu tun?«, verteidige ich mich prompt.
»Immerhin: Ich bin da. Und zwar pünktlich.«
    »Das ist auch alles, was du zu deiner Verteidigung vorbringen
kannst«, nörgelt Giorgio und macht sich auf, die Handtücher an ihr Ziel zu
tragen. »Ach ja«, ruft er mir über die Schulter zu. »Rate mal, wer angerufen
hat.«
    Paolo? Ein wellenartiges Bauchkribbeln erfasst mich. Aber nein, der
hat die Telefonnummer von Giorgios Wohnung ja gar nicht.
    »Angerufen? Hier? Keine Ahnung«, erwidere ich also. »Sag schon,
wer?«
    »Der Grasfresser!«, triumphiert es von nebenan.
    »Renato?« Den hatte ich ja schon total vergessen.
    »Was will der von mir?«, rufe ich zu Giorgio hinüber.
    »Ich glaube, ein kleines Steak«, lästert es von drüben zurück.
    »Und sonst noch?« Ich muss lachen.
    Giorgio späht aus seinem kleinen Studio und stemmt die Hände in die
Hüften. »Ich soll dir ausrichten, dass er dich zu seiner Geburtstags party «, er betont das Wort Party, als wäre es etwas
Unanständiges, »kommenden Samstag einladen will. Die Adresse habe ich dir
aufgeschrieben. Der Zettel liegt neben dem Telefon.«
    »Wann kommen noch mal deine Damen?«, wechsele ich rasch das Thema.
    »In einer halben Stunde, du hast also noch ein bisschen Zeit.«
Giorgio mustert mich von Kopf bis Fuß und deutet mit einer Kopfbewegung in
Richtung Badezimmer, die nichts anderes bedeutet als: Geh und wasch dich!

20.
    Um Punkt acht klingelt es. Giorgio öffnet zwei Damen,
beide etwa Mitte fünfzig, die Tür, die schwatzend und bestens gelaunt
hereinschneien. Offensichtlich trockenen Fußes, in edlen, unruinierten Schuhen
und eleganten Hüten auf den Köpfen lassen sie sich auf dem Sofa im Flur nieder.
    Giorgio gibt mir einen Wink und ich trete artig vor die signore, um ihnen einen Espresso anzubieten.
    Da klingelt es erneut und die nächsten Kundinnen treffen ein. In den
nächsten zehn Minuten ist unsere kleine Lobby gerammelt voll mit sieben Frauen,
die sich seit ewigen Zeiten zu kennen scheinen, sich aber offensichtlich nur zu
den seltenen benessere -Abenden beim Masseur ihres
Vertrauens treffen.
    Eine nach der anderen verschwinden die Damen im Badezimmer, um in fluffigen
Bademänteln und Pantoffeln mit Strass und Pelzbesätzen wieder herausgeschwebt
zu kommen. Der Reihe nach warten sie nun auf die heißen Fangopackungen, die im
Ofen schmoren, sowie auf Giorgios magische Massagegriffe in seinem studio nebenan.
    Ich laufe zwischen Küche und Lobby hin und her und serviere
Prosecco, Kräcker, Tee, Erdnüsse und Oliven, über die sich die Frauen mit
großem Appetit und echter Trinkfestigkeit hermachen. Es bereitet den Damen
sichtlich Spaß, sich von Giorgios Untermieterin verwöhnen zu lassen. Hin und
wieder versucht die ein oder andere, Details über Giorgios Privatleben
herauszufinden, und nimmt mich mit Fragen über ihn in die Mangel.
    »Wie kommt es denn, signorina , dass Sie
dem padrone aushelfen müssen? Wo ist denn seine
Frau?«, will eine der Damen mit unschuldigem Blick wissen.
    »Letztes Mal war sie doch noch hier?«, kommt ihr eine andere zur
Hilfe. »Oder war das gar nicht seine Frau?«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen«, ziehe ich mich aus der
Affäre und wische ein paar Crackerkrümel von einem Beistelltischchen. »Damals
war ich leider noch nicht hier.«
    Eine der Damen hilft mir, die leeren Kaffeetassen zusammenzuräumen,
und folgt mir mit dem Geschirr in die Küche.
    »Und Sie, signorina «, fragt sie mit
engelsgleichem Blick, »genießen Sie es, mit dem massaggiatore zusammenzuleben? Ein echter cavaliere , nicht wahr?«
Sie senkt den Kopf und schaut mich mit einem verschwörerischen
Sind-wir-nicht-alle-ein-bisschen-in-Giorgio-verliebt-Blick an.
    Ich mustere sie streng. »Signora, ich bin einunddreißig!«
    »Och, ich frage ja nur«, verteidigt sie sich schulterzuckend.
    Trotz allem wirkt sie auf mich sichtlich erleichtert darüber, dass
ihr Schwarm offenbar keine Affäre mit seiner ausländischen Untermieterin hat,
die nicht nur seine Tochter, sondern fast schon seine Enkelin sein könnte. Ich
bin viel zu platt, um entrüstet zu sein.
    »Und sonst, meine

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