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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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Viertelstunde schockiert in beiden
Händen vergraben hat. Ein paar Sekunden der Stille vergehen.
    »Warum hast du mir neulich nichts von dem Aufeinandertreffen in dem
Restaurant in Neapel erzählt?«, ist das Erste, was sie wissen möchte. »Das ist
ein absoluter Knaller.«
    »Keine Ahnung.« Ich weiß es wirklich nicht. »Ich hatte es wohl
vergessen. Oder verdrängt. Ich war so beduselt von dem schönen Wochenende, das
danach kam …«
    »Wie kann es sein«, räsoniert Lidia weiter, »dass Luigi zu einem
Kundentreffen fährt, ohne dass auch nur einer aus dem gesamten Team von
Napolone etwas davon gewusst hat – und dass er zu allem Überfluss im selben
Lokal essen geht, in dem ihr sitzt?«
    Ich zucke ratlos mit den Schultern. »Zufall?«, wage ich einen
Versuch. »Schlimmer, verteufelter, verdammter Zufall.«
    »Huh, nicht so fluchen.« Zu meiner Belustigung bekreuzigt sich Lidia
eilig. Dann denkt sie schweigend nach.
    »Wer mag dieses Treffen in Neapel organisiert haben? So etwas macht
Luigi ja nicht selbst«, überlegt sie. »Hat jemand etwas von dir und Paolo
geahnt?«, fragt sie dann sachlich.
    »Also«, überlege ich, »Stefano hat mich nach dem Kundenmeeting bei
AdOne ausgefragt, weshalb ich damals so fluchtartig abgehauen bin. Und Maria
vielleicht«, füge ich hinzu. »Die scheint mich zu beobachten, seitdem wir
gemeinsam in Neapel beim Kunden waren.«
    Lidia denkt weiter nach. »Hast du Paolo jemals eine private E-Mail
über unseren Firmen-Account geschrieben?«
    Ich stutze. »Hä? Ja, immer . Wieso?«
    »Waaaas?«, ruft Lidia aufgeregt dazwischen und hält schützend beide
Hände über den Bauch, als hätte sie Angst, dass ich auch ihrer Raupenmaus eine
Mail geschickt haben könnte. »Bist du wahnsinnig?«, redet sie aufgeregt weiter,
»alle E-Mails, die von außen bei AdOne eintreffen, gehen auch im
Chefsekretariat ein.«
    »Bitte?« Ich bin fassungslos. »Das kann nicht sein.«
    »Doch, das ist bei uns so«, erklärt Lidia, »das müsstest auch du
wissen, das steht in unserer IT -Policy, die jeder
Mitarbeiter bei AdOne unterschreiben muss.«
    »Himmel, das war für mich Fachchinesisch auf Italienisch. Das liest
doch keiner«, protestiere ich schwach.
    »Sollte man aber«, entgegnet Lidia trocken.
    Jajajaja, denke ich gereizt, Lidia studiert bestimmt auch immer die AGB , die in jedem Kaufhaus aushängen. Außerdem weiß sie,
was Holistik ist …
    Meine Kollegin ist aufgestanden und wühlt in einer Schreibtischschublade
nach einer Mappe. »Hier ist es«, sagt sie und reicht mir ein paar Unterlagen.
»Ich vermute, du hast den gleichen Schrieb unterzeichnet.«
    Sie tippt auf einen Unterpunkt auf Seite vier, in dem in der Tat
steht, dass zu Sicherheitszwecken und zur Aufrechterhaltung der
Geschäftsprozesse im Krankheitsfall von Mitarbeitern alle eingehenden E-Mails
auf einem für die Abteilungsleiter bei Bedarf einsehbaren Account eingehen.
    Holistischer Shit. Mein Leben ist eine ganzheitliche Katastrophe.
    Ich reibe mir die müden Augen. »Das ist nicht gut.« stöhne ich.
    »Nein, das ist es nicht«, bestätigt Lidia. »Nichtsdestotrotz fürchte
ich, dass genau darin die Lösung für den ganzen Schlamassel zu liegen scheint,
Nina. Ich glaube nämlich, da wollte dir jemand schaden. Aus welchem Grund auch
immer.«

32.
    Am Montagmorgen renne ich geradezu ins Büro und drücke so
hastig den Startknopf meines Rechners, als ginge es dabei um meine persönliche
Sauerstoffversorgung. Langsam, viel zu langsam fährt der Rechner hoch, während
ich aufgeregt auf der Tischplatte herumtrommele.
    Ich öffne mein E-Mail-Programm und filtere alle eingegangenen Mails
von Paolo heraus.
    Das könnte sie sein. Die Brand-Mail:
    »Meine Liebe,
    was für eine Nachricht zum Start in den Tag. Ich buche Dir sofort
ein Hotel und reserviere uns für Freitagabend einen Tisch im Blooms.
    Freue mich sehr aufs Wochenende!
    P.«
    Uff. Ich scrolle ein bisschen weiter. Daneben gibt es noch
einige andere kurze Mails von Paolo, die irgendwie alle das Gleiche besagen –
dass er sich auf das Wochenende mit mir freut, dass er an mich denkt, dass er
hofft, es gehe mir gut und so weiter.
    Kurz: Anhaltspunkte, die einem Außenstehenden ein klares Bild über
Paolo und mich verschaffen.
    Hat Stefano die Mail gelesen? Oder Maria? Oder sogar Luigi? In
meinem Kopf schwirrt es. Warum sollte mir jemand schaden wollen? Beruflich war
ich doch in dieser Agentur für niemanden eine Gefahr. Schließlich war von
Anfang an klar, dass ich nur vorübergehend

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