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Cappuccino fatale

Cappuccino fatale

Titel: Cappuccino fatale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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um mich.
    Giorgio setzt sich wortlos zu mir an den Tisch und schaut mich
erschrocken an.
    Ich berichte den beiden von den Ereignissen der letzten Tage, in
denen mein kleines Leben zusammengebrochen zu sein scheint. Ilaria und Giorgio
hören entsetzt zu.
    »Wie schlimm«, fasst Ilaria zusammen, als ich geendet habe, und
schaut Giorgio hilfesuchend an.
    Der tätschelt mir den Arm. »Lass mich mal einen Moment mit meiner
kleinen Untermieterin alleine«, bittet er sie.
    Ilaria verlässt den Raum und schließt die Tür hinter sich. Ich höre
sie ins Bad gehen.
    » Bella, sei nicht traurig.« Giorgio nimmt
sich ein Glas von der Anrichte und schenkt sich ebenfalls einen Schluck von
seinem Wein ein. »Du bist noch so jung. Es werden garantiert andere kommen. Mir
war dieser Neapolitaner sowieso nicht sympathisch«, fügt er fast ein bisschen
zufrieden hinzu.
    Ich schweige traurig.
    »Glaubst du, dass du in Hamburg wieder Arbeit finden wirst?«
    »Ja, ja«, bestätige ich schnell. »Das ist das geringste Problem, in
meiner Agentur wieder einzusteigen.«
    »Das ist das Wichtigste, meine Liebe. Das ist doch schon mal die
halbe Miete«, meint Giorgio sichtlich beruhigt. »Und wenn es dir besser geht,
kommst du mich in Mailand besuchen.«
    »Ob ich hier noch mal herkommen möchte …«, klage ich verbittert.
    »Du musst, bella, ich habe nämlich etwas
Wichtiges mit dir vor.«
    Ich schaue ihn neugierig an. Was meint er?
    »Ich will es noch mal versuchen«, setzt Giorgio zu einer Erklärung
an. »Stell dir vor, ich habe Ilaria tatsächlich gefragt, ob sie mich heiraten
möchte. Und wer sollte da meine Trauzeugin sein, wenn nicht du?«

33.
    Zum Flughafen gönne ich mir ein Taxi. Der Taxifahrer hat
eine besonders schöne Strecke durch Mailands beste Wohngegenden gewählt. Ich
lehne mich auf dem Sitz zurück, blicke aus dem Fenster und versuche, meine
letzte Fahrt durch die Stadt zu genießen.
    Wir fahren an eleganten Wohnhäusern mit bunt bepflanzten Balkons und
kleinen Geschäften am Straßenrand vorbei. Danach passieren wir einen lang
gestreckten Park mit Spielplätzen, gepflegten Wiesen und Parkbänken, auf denen
ein paar Senioren den Sommer genießen. Vor einer Bar an der Straßenecke sitzen
ein paar junge Frauen fröhlich lachend um einen Bistrotisch herum und trinken
Kaffee. Mit einem Mal sehne ich mich nach meinen Freundinnen zu Hause.
    Freundin!
    Erschrocken fahre ich aus meinem Sitz hoch.
    Ich habe eine der treuesten Seelen in Mailand total vergessen.
Hastig wühle ich nach meinem Handy und wähle ihre Nummer.
    »Pronto?«
    »Lidia, scusa , es tut mir ja so leid! Ich
reise bereits ab.«
    »He, schön dich zu hören. Warte, ich verstecke mich eben in unserem
privaten Besprechungsraum«, flüstert sie.
    Ich höre sie aus ihrem Büro huschen und die wenigen Schritte in
Richtung Materialraum nehmen. Eine Tür wird leise geschlossen.
    »So«, sagt sie dann. »Nun gehst du also …«
    »Hm, das war’s«, sage ich zynisch. »Ich bin raus.«
    »Meinst du, dass jemand deine E-Mails kontrolliert hat, wie wir es
vermutet haben?«
    »Ja, ich glaube«, gebe ich zurück, »dass es Maria war.«
    »Aber warum?«
    »Keine Ahnung, Lidia. Ich weiß es wirklich nicht. Neid? Irgendeinen
Judas gibt es wohl einfach in jedem Unternehmen«, witzele ich verbittert.
    »Na, dann hast du ja sogar Glück noch mit dem einen Verrat gehabt«,
gibt Lidia trocken zurück. »Ein Judas verrät doch dreimal, bevor der Hahn kräht«.
    Ich muss lachen.
    Der krähende Hahn.
    Der krähende Hahn?
    Mich durchzuckt ein Geistesblitz, bei dem sich mir die Nackenhaare
aufstellen.
    »Lidia«, rufe ich aufgeregt, »du hattest mir doch neulich erzählt,
die retuschierten Bilder seien von einer Agentur gekommen, die ›Der krähende
Hahn‹ hieß, stimmt’s?«
    »Äh«, sie denkt nach, »ja: ›Il gallo che canta‹ hieß der Laden, meine ich …«
    »Hör mal«, fahre ich aufgeregt fort, »hast du Zugriff auf die
abgelegten Scans aller Rechnungen auf dem Server? Kannst du mal gucken, ob
deren Rechnung schon eingegangen ist? Bitte!«
    »Äh, jaaa, schon«, antwortet Lidia lang gezogen, »dafür muss ich nur
zurück ins Büro. Ich weiß zwar nicht, warum du das wissen willst, aber ich rufe
dich gleich wieder an.«
    Sie legt auf.
    Drei angespannte Minuten vergehen.
    Kommschonkommschonkommschon.
    Es klingelt.
    »Nina, ich bin’s«, höre ich nun die auch aufgeregte Stimme Lidias,
»pass auf. Die Rechnung ist sogar schon im System freigegeben:
Dreiundzwanzigtausend Euro

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