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Caras Schatten

Caras Schatten

Titel: Caras Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Woods
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»umgebracht« wollte ihr nicht über die Lippen – »etwas angetan hat?«
    Ich habe etwas Schlimmes getan, Cara. Aber nichts Schlimmeres, als was er mir angetan hat.
    Zoe zuckte mit den Schultern und schnappte sich Caras Kajalstift, der auf dem Schminktisch lag. Sie blickte in den Spiegel und zeichnete sich eine breite schwarze Linie auf ihr Augenlid. Ihre waschbärartigen Augen schienen ihr halbes Gesicht einzunehmen. »Na, so was in der Art hat die Polizei doch wohl angedeutet, oder?« Sie legte den Kajal beiseite und sah ihre Freundin an. »Ich versuche dir nur zu helfen, Car. Wie wär’s, wenn du deiner besten Freundin gegenüber mal ein bisschen Loyalität zeigen würdest?« Sie musterte Cara und lächelte unerwartet. »Lust auf eine kleine Gurkenmaske?« Sie hielt eine halb leere Tube hoch. »Die hab ich heute Morgen in deiner Schublade gefunden.«
    Cara nickte stumm. Sie ließ sich zu ihrem Stuhl führen und schloss die Augen, während Zoe ihr einen heißen, feuchten Waschlappen übers Gesicht legte. Er roch moderig. Unter dem dicken Stoff spürte sie, wie Zoe ihr die Hände aufs Gesicht drückte. Sie hatte das Gefühl, lebendig begraben zu werden.

Kapitel 18
    C ara wälzte sich in jener Nacht in den verhedderten Laken hin und her, unfähig, die Bilder zu verdrängen, wie Ethan mit Handschellen in eine Zelle geführt wurde. Oder wie er mit hängendem Kopf vor einem hohen Richterpult stand, die Hände mit Ketten an die Hüften gefesselt, in einen orangefarbenen Gefängnisanzug gekleidet, während der Richter sein Urteil sprach. Sie strampelte die Bettdecke von sich und blieb in ihrem T-Shirt liegen. Ethan konnte Alexis doch unmöglich etwas angetan haben, oder? Er war der einfühlsamste Junge, der ihr je begegnet war. Aber selbst einfühlsame Menschen drehen manchmal durch , argumentierte ihr Verstand. Genau dasselbe hätte Zoe auch gesagt. Und immerhin hatte er selbst zugegeben, dass er manchmal die Beherrschung verlor …
    Cara schauderte, als ein plötzlicher Luftzug ihre schweißnasse Haut kühlte. Rasch zog sie sich die Decke über ihren klammen Körper. Zoe schlief friedlich neben ihr weiter. Ein paar Haarsträhnen hingen ihr quer übers Gesicht, und sie hatte die Hände unter die Wange geschoben, als würde sie für eine Postkarte posieren. Als endlich ein Schimmer von Grau und Rosa den östlichen Horizont erhellte, kroch Cara aus dem Bett, um sich nach unten in die stille Küche zu schleichen.
    Auf der Arbeitsplatte, die gelben Augen wachsam geweitet, saß Samson, mitten in einem wirren blauen Haufen, den Cara zunächst für geschreddertes Papier hielt. Dann erkannte sie, dass es ihr Sportbeutel war. Zerfetzt, ruiniert und übersät mit grauen Katzenhaaren.
    Wut kochte in ihr hoch. Das war ihr Lieblingsbeutel, den sie jeden Tag benutzte, und dieses Mistvieh von einer Katze wagte es auch noch, sie seelenruhig anzusehen, als wäre nichts passiert. »Verschwinde!« Sie versuchte ihn beiseitezuschieben. Samson fauchte und wehrte ihre Hand mit der Tatze ab. Mit aller Kraft stieß sie ihn von der Arbeitsplatte. Er stürzte klatschend auf den Linoleumboden und rappelte sich mit schliddernden Pfoten auf, um ins Wohnzimmer zu flüchten.
    Caras Gesicht glühte so sehr, dass sie kaum noch etwas sah. Sie griff nach der zerfetzten Tasche und stopfte sie in den Mülleimer unter der Spüle. Dann knallte sie die Schranktür so fest zu, dass sie wieder aufsprang. Caras Fäuste ballten sich, und sie blieb einen Moment lang reglos stehen, um sich davon abzuhalten, den Mülleimer in der Küche auszukippen. Nach etwa einer Minute hatte sich ihr Puls einigermaßen beruhigt. Sie schloss behutsam den Spülenschrank und nahm sich eine Packung Cheerios aus der Speisekammer.
    Sie schüttete die Cheerios in eine Schüssel und beugte sich über die Kücheninsel, um ihr Frühstück lustlos in sich hineinzuschaufeln. Stumpfsinnig starrte sie die kleinen braunen Kringel an, die auf einer Milchpfütze in der Müslischale dahintrieben. Sie massierte sich mit den Fingern die Schläfen. In weniger als zwei Stunden würde sie ihren Englischraum betreten. Und Ethan wäre entweder da … oder nicht.
    Mom betrat die Küche in Jeans und Sweatshirt, ihr Gesicht zerknittert vom Schlaf. Sie steuerte schnurstracks auf die Spüle zu, um Wasser in die Kaffeemaschine zu füllen. »Cara, ich habe gerade mit Kathy Henning telefoniert. Sie haben für heute eine große Suchaktion angesetzt. Hört sich an, als wäre der ganze Stadtteil involviert.

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