Caravan
romantisch.
Wie sich herausstellt, ist die malawische Pflegerin doch nicht Emanuels Schwester, auch wenn sie Emanuel irgendwie ähnlich
sieht, denkt Andrij. Sie ist sehr klein und zierlich und hat ein rundes, strahlendes Gesicht. Ihr Name ist Blessing.
»Tut mir leid, euch zu enttäuschen.« Ihr umwerfendes Lächeln erinnert ihn ebenfalls an Emanuel.
|307| Sie sitzen zusammen im Schwesternzimmer, Yaketa und Blessing haben gerade Teepause.
»Kennst du noch andere malawische Pflegerinnen?«, fragt Yaketa.
»Meine Cousine hat in einem Altersheim in London gearbeitet, das wegen eines Skandals geschlossen wurde – der Inhaber hat
die Bewohner um ihr Geld betrogen. Ein paar der Pflegerinnen waren aus Malawi. Sie haben ihren Job verloren. Ich glaube, die
Agentur hat neue Arbeit für sie gefunden, aber sie mussten noch mal die Gebühr bezahlen. Nightingale Human Solutions.«
Yaketa rümpft die Nase. Sie hat eine kleine, breite Nase, wie aus glänzend poliertem Holz. Es ist eine sehr hübsche Nase,
muss man sagen.
»Soll ich meine Cousine mal fragen?«
»Ja, bitte. Ich gebe Ihnen Telefonnummer von Emanuel. Vielleicht mit Ihrer Hilfe werden Bruder und Schwester vereinigt.« Er
schreibt Adresse und Telefonnummer der McKenzies auf ein Blatt Papier und reicht es Blessing.
Noch ein angenehmer Gedanke schleicht sich bei ihm ein. Er hat gehört, dass schwarze Frauen ungeheuer sinnlich sind, aber
bisher hatte er nie die Gelegenheit, es selbst herauszufinden. Womöglich hat er jetzt die Chance dazu? Die kleine malawische
Pflegerin ist absolute Coupé-Klasse, und sie hat ein wirklich bezauberndes Lächeln. Und die andere – Yaketa –, die Art, wie sie sich bewegt, die Rundungen ihrer schönen Beine, noch hervorgehoben durch die plumpen, hochgeschnürten
Schwesternschuhe, das Wiegen ihres Hinterns in der etwas zu engen Schwesternuniform. Er muss zugeben, Frauen in Uniform sind
unglaublich sexy.
Schluss! Hör auf mit diesem Blödsinn, Andrij Palenko! Hier sitzt ein wunderschönes, hochklassiges ukrainisches Mädchen neben
dir, und du guckst immer noch anderen |308| Frauen hinterher. Du stehst an einer Weggabelung, und egal für welche Richtung du dich entscheidest, du kannst nur einen Weg
einschlagen. Bye-bye, Afrika Yaketa. Bye-bye, Vagvaga Riskegipd.
Bye-bye und leb wohl? Oder Bye-bye und auf Wiedersehen? Hm. Andrij Palenko, was ist los mit dir? Bye-bye ist Bye-bye. Schluss,
aus. Aber … Aber es ist nicht das Verlangen, das ihm den endgültigen Abschied so schwer macht – es ist die Neugier. Nie herauszufinden,
wo der andere Weg hingeführt hätte. Nie zu erfahren, was sich unter der engen, gestärkten Uniform versteckt; nie zu erfahren,
ob jener Kuss vor langer Zeit in ihrer Erinnerung so lange überdauert hat wie in seiner. Nie zu erfahren, was passiert wäre,
wenn ihr euch wiedergesehen hättet.
Irinas Stimme weckt ihn aus seinem Traum. Sie redet über etwas äußerst Interessantes.
»Ich glaube, wir können nur eins tun«, sagt sie. »Wir müssen Mr. Majevski sein Getriebe zurückgeben.«
»Getriebe?«
»Yaketa hat erzählt, dass er in seinem Zimmer ein Getriebe hatte. Ein Andenken an sein geliebtes altes Motorrad. Bis die Oberschwester
es gefunden und ihm weggenommen hat.«
»Seitdem«, sagt Yaketa, »ist er labil.«
»So was würde jeden Mann labil machen.«
»Ich glaube, wenn er sein Getriebe wieder hätte, würde er sich wieder normal benehmen.«
»Du hast recht, Irina.«
Manchmal muss man einer Frau das Gefühl geben, dass sie recht hat.
ICH BIN HUND ICH BIN TRAURIGER HUND MEIN MANN LIEBT DÜMMER-ALS-SCHAF-FRAU SEINE STIMME IST DICK UND WEICH SEINE PISSE IST
TRÜB ER STINKT NACH LIEBESHORMON |309| SIE STINKT NACH LIEBESHORMON BALD PAAREN SIE SICH DANN IST KEINE LIEBE ÜBRIG FÜR HUND ICH BIN TRAURIGER HUND ICH BIN HUND
»Bill, der Hausmeister, müsste wissen, wo das Getriebe ist«, sagt Yaketa. »Da die Oberschwester ihn beauftragt hat, es Mr. Majevski wegzunehmen.«
»Die Treppe am Ende des Korridors hinunter, und dann links«, sagt Blessing.
Bill sitzt in seinem Kellerraum und liest die Zeitung. Er ist ein kleiner quadratischer Mann mit Glatze und einem Schnurrbärtchen.
Als Andrij reinkommt, blickt er auf.
»Haben mir schon wieder die verdammten Streichhölzer geklaut. Diese alten Schachteln. Denen kann man nicht über den Weg trauen.
Ein Haufen Feuerteufel. Wer bist du überhaupt?«
»Ich suche Getriebe für Mr. Majevski. Er hat
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