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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Wilfrid. Aber wir werden ihn vermissen, nicht wahr?«
    »Doch, ja.« Lønberg nickte. Es ist bestimmt nicht einfach für ihn gewesen, dachte Curt, einen ihrer guten alten Freunde zu überreden, die Schlaftabletten zu schlucken.
    Nein, das war ihm sicher nicht leichtgefallen.

    Als er nach Hause kam, lag Beate bereits im Bett und schlief.
    Er schaltete das iPhone ein, das ihm sein Sohn geschenkt hatte, und stellte fest, dass jede Menge Nachrichten eingegangen waren.
    Die müssen bis morgen warten, dachte er. Jetzt war er zu müde.
    Dann setzte er sich einen Moment auf Beates Bettkante und betrachtete ihr Gesicht aus leicht zusammengekniffenen Augen - als könnte er so die harschen Konturen ausgleichen, die die Zeit ihrem Gesicht verliehen hatte, als könnte er so ihre Gebrechlichkeit ausblenden. Aber schön war sie in seinen Augen noch immer.
    Er küsste sie auf die Stirn, zog sich aus und ging ins Bad.
    Unter der Dusche war auch er ein alter Mann, dort ließ sich der Verfall des Körpers nicht ignorieren. Wenn er an sich hinabblickte, waren seine Waden so gut wie verschwunden, nichts als blasse, kahle Haut, bedeckt von kräftigen schwarzen Haaren. Die Seife glitt nicht mehr wie früher über die Bauchhaut, die Arme erreichten kaum den Rücken.
    Er legte den Kopf in den Nacken, spürte den harten Wasserstrahl im Gesicht, versuchte, die Wehmut wegzuspülen.
    Alt werden war nicht leicht, und es war auch nicht leicht, die Zügel loszulassen. Sicher, er hatte die Huldigungen auf der Versammlung heute genossen. Aber die wurden ihm zuteil als dem Mann, der in den Hintergrund getreten war. Als dem Mann, der geleistet hatte, was er sollte. Er war eine Galionsfigur, die am besten irgendwo thronte. Und nichts sonst. Vom heutigen Tag an waren es andere, die für die Partei sprachen. Er konnte beratend wirken, selbstverständlich. Aber die Generalversammlung hatte entschieden, wer die Partei repräsentieren sollte, und wer sagte denn, dass die seinem Rat immer folgen würden?
    »Immer«, sagte er laut. Was für ein sonderbares Wort für einen Achtundachtzigjährigen. Dem plötzlich die zeitliche Begrenztheit von »immer« bewusst wurde.
    Als das iPhone in der Hosentasche auf dem Toilettendeckel klingelte, streifte er das Wasser notdürftig von seinem Körper ab und achtete darauf, nicht auszurutschen.
    »Ja«, sagte er nur. Die Badematte unter seinen Füßen war im Nu durchnässt.
    »Herbert Sønderskov hier. Ich versuche schon den ganzen Tag, Sie zu erreichen.«
    »Oh«, sagte er. »Es ist lange her, seit ich von Ihnen gehört habe. Ja, Sie müssen entschuldigen, das Handy war heute ausgeschaltet. Wir hatten unseren Gründungsparteitag in Tåstrup.«
    Der Anrufer gratulierte, aber seine Stimme klang alles andere als heiter. »Hören Sie, wir hatten Besuch von der Kripo, die im Zusammenhang mit einigen Vermisstenfällen ermittelt, darunter auch Philips. Ein Carl Mørck aus dem Präsidium in Kopenhagen. Mie nannte in verschiedenen Zusammenhängen Ihren Namen. Und auch den Geheimen Kampf.«
    Curt stand einen Moment reglos da. »Was weiß Mie davon?«
    »Nicht viel. Von mir hat sie auf jeden Fall nichts erfahren und von Philip sicher auch nicht. Sie hat nur gelegentlich das eine und andere aufgeschnappt. Im Übrigen erwähnte sie auch Louis Petterson. Sie hörte gar nicht auf zu erzählen, obwohl ich sie ermahnte. Sie ist in der letzten Zeit etwas eigensinnig geworden.«
    »Was genau hat sie gesagt? Bitte wiederholen Sie es so detailliert wie möglich.« Curt hatte jetzt am ganzen Körper Gänsehaut.
    Ohne auch nur einmal zu unterbrechen, hörte er sich Herbert Sønderskovs Bericht an.
    »Wissen Sie, ob dieser Ermittler Kontakt zu Louis Petterson aufgenommen hat?«, fragte er, als Sønderskov fertig war.
    »Nein. Ich wollte das überprüfen, habe aber keine Handynummer. Und die findet man schließlich nicht einfach so im Internet.«
    Während Curt versuchte, die Konsequenzen zu überdenken, trat eine lange Pause ein. Das war gar nicht gut, überhaupt nicht.
    »Herbert, noch nie war unsere Arbeit so ernsthaft gefährdet wie jetzt. Deshalb möchte ich, dass Sie verstehen, worum ich Sie nun bitte. Sie und Mie müssen eine Reise unternehmen, hören Sie? Ich werde Ihnen die Kosten erstatten. Sie müssen nach Teneriffa fliegen. An der Westküste gibt es einige hohe Klippen, die heißen Acantilado de los Gigantes. Sie sind sehr steil und fallen direkt ins Meer ab.«
    »Oh Gott«, kam es schwach von seinem Gegenüber.
    »Herbert, hören

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