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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Sie! Es gibt keinen anderen Ausweg. Es muss wie ein Unfall aussehen, Herbert! Verstehen Sie?«
    Nun war am anderen Ende nur noch schweres Atmen zu hören.
    »Herbert, Sie wissen, was auf dem Spiel steht. Wir sprechen hier von Jahren womöglich vergeblicher Arbeit und von politischem Ruin. Denken Sie an Ihren Bruder, an sich selbst, an Ihre vielen Freunde und an die guten Kollegen und Bekannten. Viele Menschen werden mitgerissen, wenn Mie nicht gestoppt wird. Wir reden hier von Gerichtsverfahren bis in alle Ewigkeit. Von langen, sehr langen Gefängnisstrafen, von Entehrung und Bankrott. Die jahrelange Arbeit, die wir investiert haben, um eine Organisation auf die Beine zu stellen, wäre mit einem Schlag umsonst gewesen. Tausende Stunden und viele Millionen an Schenkungen. Heute hatten wir unseren Gründungsparteitag, bei der nächsten Wahl kommen wir ins Folketing. Das alles setzen wir aufs Spiel, wenn Sie nichts unternehmen.«
    Noch immer dieses schwere Atmen.
    »Haben Sie denn Philips Akten vernichtet, wie es abgesprochen war? Sind alle belastenden Papiere weg?«
    Darauf antwortete Sønderskov nicht, was Curt vollends entsetzte. Sie mussten sich der Sache also selbst annehmen und die Unterlagen beseitigen.
    »Curt, das kann ich nicht machen, das schaffe ich nicht. Kann ich nicht einfach mit Mie verreisen und so lange wegbleiben, bis sich die Wogen geglättet haben?«, flehte Sønderskov. Als wüsste er nicht selbst, dass das überhaupt nichts brachte.
    »Zwei alte Menschen mit dänischen Pässen. Herbert, das ist doch verrückt. Wie sollte es Ihnen beiden wohl gelingen, in der Menge unterzutauchen? Die Polizei findet Sie sofort. Und wenn nicht die, dann wir.«
    »Oh Gott!«, kam es wiederum als einzige Reaktion.
    »Sie haben vierundzwanzig Stunden, um zu verschwinden. Sie können die Reise morgen bei Star Tours buchen. Und falls Sie keinen Direktflug mehr bekommen, dann nehmen Sie den Linienflug nach Madrid und von dort einen Inlandsflug nach Teneriffa. Sobald Sie ankommen, fotografieren Sie, wo Sie sind. Alle fünf Stunden. Die Fotos mailen Sie mir, damit ich Ihren Bewegungen folgen kann. Und dann will ich nie wieder etwas von der Sache hören, ist das klar?«
    Die Antwort kam zögernd. »Das werden Sie auch nicht.«
    Damit war die Verbindung unterbrochen.
    Das überprüfen wir, Freundchen, dachte Curt. Und dann holen wir die verfluchten Unterlagen aus dem Haus und verbrennen sie.
    Er ging nun auf dem Display die letzten Anrufe durch. Es stimmte, was Herbert gesagt hatte. Der Mann hatte tatsächlich seit halb eins halbstündlich angerufen. Und später waren noch fünfzehn Anrufe von Louis Petterson hinzugekommen.
    Verdammt, das verhieß nichts Gutes.
    Die polizeiliche Untersuchung von Philip Nørvigs Verschwinden beunruhigte ihn nicht, damit hatte er nichts zu tun. Aber alles andere, das, was Mie der Polizei erzählt hatte, umso mehr.
    Hatte er Philip damals nicht vor diesem verdammten Weib gewarnt? Und hatte er nicht später Herbert gewarnt?

    Eine halbe Stunde verging mit Krisenstimmung und vielen vergeblichen Anrufen auf Louis Pettersons Handy, dann endlich rief der junge Journalist zurück.
    »Entschuldigen Sie, aber ich habe mein Handy nach jedem Anruf bei Ihnen ausgeschaltet, damit man mich nicht orten kann«, sagte er. »Und ich will auch nicht riskieren, dass mich dieser Carl Mørck und sein grässlicher Assistent erreichen.«
    »Geben Sie mir ein schnelles Briefing.«
    Das bekam Curt Wad.
    »Wo sind Sie jetzt?«, fragte Curt.
    »Ich stehe auf einem Parkplatz kurz vor Kiel.«
    »Und wohin fahren Sie?«
    »Das brauchen Sie nicht zu wissen.«
    Curt nickte.
    »Seien Sie unbesorgt, ich habe alle Benefice-Unterlagen bei mir.«
    Guter Junge.
    Sie verabschiedeten sich und Curt zog sich an. Das Bett musste warten.
    Dann ging er in die kombinierte Teeküche und Werkstatt im ersten Stock. Er zog eine Schublade unter der Werkbank auf, holte ein Plastiktablett mit Schrauben daraus hervor, stellte es auf die Hobelbank und nahm sich das alte Nokia-Handy vor.
    Er hängte es an das Ladegerät, legte eine SIM-Karte ein und gab danach Caspersens Nummer ein. Schon nach zwanzig Sekunden wurde abgenommen.
    »Das ist aber spät, Curt. Und warum rufst du von dieser Nummer an?«
    »Krise«, mehr sagte er nicht. »Notier dir die Nummer, und ruf mich von deinem Prepaid-Handy an. In genau fünf Minuten.«
    Caspersen tat, wie ihm geheißen, und hörte sich dann schweigend Curts Darlegungen an.
    »Wen haben wir im Polizeipräsidium,

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