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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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kann.«
    Was zum Teufel sollte das denn nun schon wieder bedeuten?

    Der Heimweg war ein einziger Stepptanz auf dem Gaspedal und wurde obendrein, weil der Bauch völlig in Aufruhr war, zu einer ziemlichen Schwitzpartie. Falls ihn ein Kollege von der Verkehrspolizei anhielt, würde er sagen, es handele sich um höhere Gewalt. Er überlegte sogar, das Blaulicht aufs Dach zu packen, denn es war Jahrzehnte her, seit er zuletzt in die Hose gemacht hatte, und er wollte die Statistik ungern trüben.
    Deshalb hätte er auch fast die Haustür eingeschlagen, als er diese abgeschlossen vorfand. Wer machte denn so was!
    Nach fünf erlösenden Minuten auf dem Lokus hatte er endlich Ruhe - zwei Stunden, bevor er mit Zahnpastalächeln bei Mona aufkreuzen und den netten Onkel für das Enkelmonster spielen sollte.
    Hardy war wach, als Carl ins Wohnzimmer trat. Er lag da und sah den Wassermassen zu, die über die verstopfte Regenrinne schwappten.
    »Scheißwetter«, sagte er, als er Carls Schritte hörte. »Und ich gäbe eine Million für nur zwanzig Sekunden dort draußen.«
    »Hallo und guten Abend, Hardy.« Carl setzte sich zu ihm ans Bett und strich leicht über die Wange des Freundes. »Derzeit ist alles wie verhext. Ich hab mir wegen des verdammten Wetters einen Magenkatarrh zugezogen.«
    »Echt? Dafür gäbe ich auch 'ne Million.«
    Carl lächelte und folgte Hardys Blick.
    Auf der Bettdecke lag ein geöffneter Briefumschlag, und Carl erkannte den Absender sofort. Mit einem Schreiben von denen musste er selbst nämlich auch in nächster Zeit rechnen.
    »Ach, schau an. Dann könnt ihr jetzt also geschieden werden? Und wie geht's dir damit, Hardy?«
    Hardy presste die Lippen zusammen und gab sich alle Mühe, sonst wohin zu schauen, nur nicht zu Carl. Er konnte einem in der Seele leidtun.
    »Ich glaube nicht, dass ich darüber sprechen will, Carl«, sagte er nach mindestens einer Minute tiefsten Schweigens.
    Wer hätte ihn besser verstehen können als Carl? Hardys Ehe war wirklich gut gewesen. Wohl die beste, die Carl in seinem Bekanntenkreis erlebt hatte. In einigen Monaten hätten sie Silberhochzeit feiern können, auch das hatte die Kugel zerschossen.
    Carl nickte. »Hat ihn Minna persönlich vorbeigebracht?«
    »Ja. Mit unserem Sohn. Die sind schon okay, die zwei.«
    Natürlich hatte Hardy Verständnis. Warum sollte das Leben seiner geliebten Frau nicht weitergehen, nur weil seins so abrupt ausgebremst worden war?
    »Wo ich ausgerechnet heute ein bisschen Hoffnung geschöpft habe. Das ist schon Ironie des Schicksals.«
    Carl merkte, wie seine Augenbrauen fragend nach oben schnellten. Sein entschuldigendes Lächeln kam zu spät.
    »Ja, Carl, ich weiß ja, was du denkst. Dass ich töricht bin und der Realität nicht ins Auge sehen will. Aber vor einer halben Stunde hat Mika etwas mit mir gemacht, was ehrlich gesagt höllisch wehgetan hat. Und danach tanzte Morten durchs Zimmer.«
    »Wer zum Teufel ist Mika?«
    »Ach ja, klar. Du bist in letzter Zeit wirklich nicht viel zu Hause gewesen. Wenn du nicht weißt, wer Mika ist, dann fragst du am besten Morten selbst. Aber klopf erst an. Die sind in einer privaten Phase.« Er ließ ein Glucksen hören, das mit gutem Willen als Lachen durchgehen konnte.

    Carl wartete mucksmäuschenstill vor Mortens Kellertür, bis ihm ein gedämpftes Lachen auf der anderen Seite das Zeichen zum Anklopfen gab.
    Vorsichtig trat er ein. Die Vorstellung des blassen, fetten Morten in nahem Kontakt zu einem Kerl namens Mika hätte jedermann Angst eingejagt.
    Arm in Arm standen die beiden Männer vor der offenen Tür zur ehemaligen Sauna.
    »Hallo, Carl. Ich zeige Mika nur meine Playmobil-Sammlung.«
    Carl ahnte selbst, wie töricht er in diesem Moment aussah. Hatte sich Morten tatsächlich erdreistet, diesen dunkelhaarigen Schönling zu sich nach Hause einzuladen, um ihm seine Playmobil-Sammlung zu zeigen? Diese Ausrede schlug sämtliche Varianten um mehrere Armeslängen, die er seinerzeit benutzt hatte, um Damen ins Netz zu locken.
    »Tach.« Mika streckte Carl die Hand hin. »Mika Johansen. Ja, ich bin Sammler. Genau wie Morten.«
    »Aa«, machte Carl, dem gerade die Konsonanten ausgegangen waren. Der Kerl hatte ja mehr Haare auf dem Handrücken als er auf der Brust!
    »Mika sammelt nicht Playmo oder Überraschungseier wie ich. Aber sieh mal, was er mir geschenkt hat.«
    Morten reichte Carl eine kleine Pappschachtel, auf der 3218-A Bauarbeiter stand und in der ein kleiner blauer Mann mit rotem Helm lag, der

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