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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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einen Minibesen in der Hand hielt.
    »Ja, das ist hübsch«, sagte Carl und reichte Morten die Schachtel zurück.
    »Hübsch?« Morten lachte und drückte seinen Gast. »Das ist nicht hübsch, Carl, das ist phantastisch! Jetzt habe ich die vollständige Handwerker-Sammlung. Von 1974, als das alles anfing, bis heute. Und die Schachtel ist wie neu. Es ist einfach unglaublich.«
    So sprühend hatte Carl seinen Untermieter noch nicht gesehen, seit er vor fast drei Jahren bei ihm eingezogen war.
    »Und was sammelst du?«, fragte Carl diesen Mika, obwohl es ihn einen feuchten Kehricht interessierte.
    »Ich sammle antiquarische Bücher zum zentralen Nervensystem.«
    Vergeblich suchte Carl nach einer passenden Grimasse, während der dunkle Adonis lachte.
    »Ja, ich weiß, das ist ein sonderbares Sammelobjekt. Aber ich bin nun mal ausgebildeter Physiotherapeut und zertifizierter Akupunkteur, und da ist es vielleicht doch nicht ganz so sonderbar.«
    »Wir sind uns begegnet, als ich vor zwei Wochen einen steifen Hals hatte. Kannst du dich noch erinnern, Carl, dass ich den Kopf überhaupt nicht mehr drehen konnte?«
    Sollte es wirklich einen Zeitpunkt gegeben haben, an dem Mortens Kopf nicht total festgesessen hatte? Dann hatte er den wohl verpasst.
    »Hast du mit Hardy gesprochen?«, fragte Morten.
    »Ja, deshalb bin ich runtergekommen. Er erzählte, dass irgendetwas höllisch wehgetan hätte.« Er wandte sich an Mika. »Hast du ihm eine Nadel ins Auge gestochen?« Er versuchte zu lachen, aber damit war er auch der Einzige.
    »Nein. Aber ich habe ihm Nadeln in Nerven gesetzt, die zweifellos aktiv sind.«
    »Und er hat reagiert?«
    »Na, und wie.« Morten war noch immer beeindruckt.
    »Wir sollten zusehen, dass wir Hardy zum Sitzen bringen«, fuhr Mika fort. »Es gibt mehrere Bereiche des Körpers, in denen er Gefühl hat: einen Punkt an der Schulter und zwei Punkte in der Gegend der Daumenwurzel. Das ist sehr ermutigend.«
    »Ermutigend. Inwiefern?«
    »Ich bin sicher, dass niemand von uns begreift, wie sehr Hardy gekämpft hat, um diese Wahrnehmungen zu stimulieren. Aber vieles deutet darauf, dass er bei weiterer großer Anstrengung lernen könnte, seinen Daumen zu bewegen.«
    »Aha, den Daumen. Und was bedeutet das?«
    Mika lächelte. »Das bedeutet unheimlich viel. Das bedeutet Kontakt, Arbeit, Transport. Das bedeutet die Fähigkeit, selbst zu entscheiden.«
    »Sprichst du gerade von einem elektrischen Rollstuhl?«
    Eine Pause entstand. Eine Pause, in der Morten seine Eroberung hingerissen ansah. In der Carls Haut wärmer und wärmer wurde und sein Herz zu rasen anfing.
    »Ja, das und vieles mehr. Ich habe viele gute Kontakte im Gesundheitswesen. Hardy ist mit Sicherheit ein Mann, der es wert ist, dass man für ihn kämpft. Ich sehe da enorme Möglichkeiten. Ich bin überzeugt, dass sich sein Leben in Zukunft radikal verändern kann.«
    Carl stand mucksmäuschenstill da. Es war ein ganz merkwürdiges Gefühl, irgendwie, als stürzte der Raum von allen Seiten auf ihn ein. Er wusste plötzlich weder, wo seine Beine standen, noch, wohin er den Blick richten sollte. Kurz gesagt, er war erschüttert wie ein Kind, das mit einem Mal die Welt begreift. Das Gefühl war ihm vollkommen unbekannt, und deshalb wusste er sich nicht anders zu helfen, als einen Schritt vorzutreten und diesen fremden Mann an sich zu ziehen. Er wollte Danke sagen, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken.
    Da spürte er, dass ihm jemand auf die Schulter klopfte. »Ja«, sagte dieser zugeflogene Engel. »Ich weiß, was du jetzt fühlst, Carl. Das ist groß, ungeheuer groß.«

    Gott sei Dank war Freitag und der Spielzeugladen am Markt in Allerød hatte noch geöffnet. Die Zeit reichte gerade, um irgendwas für Monas Enkel auszusuchen, aber auf keinen Fall etwas, womit man zuschlagen konnte.
    »Hallo«, sagte er kurze Zeit später zu dem Jungen, der in Monas Flur stand und so aussah, als könnte er auch ohne Hilfsmittel losschlagen.
    Mit ausgestrecktem Arm reichte er dem Jungen das Geschenk und sah noch in derselben Sekunde eine Hand auf sich zuschnellen. Wie eine Schlange, die zustößt.
    »Gute Reflexe«, sagte er zu Mona, während der Junge mit seiner Beute wegrannte, und drückte sie so entschieden an sich, dass kein Strohhalm zwischen sie beide gepasst hätte. Sie war in der Tat ungewöhnlich wohlriechend und appetitlich.
    »Was hast du ihm mitgebracht?«, fragte sie und küsste Carl. Wie um Himmels willen sollte er sich daran erinnern, wenn diese

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