Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung
war also gesorgt.
Wie gut, dass ich die Anweisung zum Verbrennen gegeben habe, dachte er, als Caspersen am Nachmittag auf dem Festnetzanschluss anrief.
»Ich habe mit unserem Kontaktmann auf dem City Revier gesprochen. Die Informationen über die beiden Beamten, die bei Nørvig waren, sind nicht sonderlich aufmunternd.«
Caspersen berichtete, dass Vizepolizeikommissar Carl Mørck und sein Assistent Hafez el-Assad zum sogenannten Sonderdezernat Q des Polizeipräsidiums gehörten. Letzterer sei offenbar kein ausgebildeter Polizist, verfüge aber über eine fast unheimliche Intuition, die in Kopenhagener Polizeikreisen bereits Gesprächsthema sei.
Curt Wad schüttelte den Kopf. Ein Araber! Oh Gott, schon allein die Vorstellung, dass ein Farbiger in seinen Sachen herumschnüffelte!
»Laut unserem Kontaktmann beim City Revier ist Carl Mørcks Sonderdezernat Q mit dem unschönen Beinamen ›Dezernat für unaufgeklärte Fälle von besonderem Interesse‹ eine ernst zu nehmende Bedrohung. Unser Mann wollte das zwar nur ungern einräumen, aber das Sonderdezernat Q scheint erheblich effektiver zu arbeiten als die meisten anderen Dezernate. Von Vorteil sei allerdings, dass sie zumeist auf eigene Faust vorgingen, sodass vermutlich kein anderes Dezernat wisse, womit sie sich gerade befassen.«
Vieles von dem, was Curt Wad da zu hören bekam, machte ihn außerordentlich hellhörig und nachdenklich. Nicht zuletzt die Tatsache, dass das Wühlen in der Vergangenheit offenbar die Spezialität dieses Dezernats war.
Caspersen berichtete, er habe sich nach den Schwachstellen der beiden Männer erkundigt, und der Mann vom City Revier habe erklärt, Carl Mørck habe zwar aktuell eine sehr hässliche Geschichte am Hals, die im schlimmsten Fall zu seiner Suspendierung führen könnte. Aber soweit der Mittelsmann wisse, ruhe diese Geschichte derzeit in ausgesprochen kompetenten Händen im Präsidium, weshalb es nicht leicht sei, da etwas zu manipulieren. Und wenn man es doch könnte, würde es mindestens eine Woche dauern, bis die Suspendierung vollzogen wäre, und so viel Zeit habe man vermutlich nicht.
Damit hatte er leider recht. Wenn etwas geschehen sollte, musste es sofort sein.
»Caspersen, bitte unseren City-Kontaktmann, mir ein paar Fotos von diesem Mørck und seinem Araber zu mailen«, beschloss Curt das Gespräch.
Curt Wad hatte die Mail geöffnet und betrachtete eingehend die Gesichter der beiden Männer. So, wie sie beide lächelten, hatte der Fotograf wohl gerade einen Witz erzählt. Oder es war pure Arroganz. Sie waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Das Alter war unbestimmbar, vermutlich war Carl Mørck etwas älter als sein Assistent, aber Curt konnte Araber altersmäßig schwer einordnen.
»Ihr beiden Idioten werdet uns nicht aufhalten!« Er klatschte mit der flachen Hand auf den Bildschirm. Im selben Augenblick kam ein Anruf auf seiner sicheren Handy Verbindung.
Es war sein Chauffeur.
»Ja, Mikael. Hast du Nørvigs Akten aus dem Haus geschafft?«
»Ich fürchte, das muss ich verneinen, Herr Wad.«
Curt runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«
»Dass mir zwei Männer in einem dunkelblauen Peugeot 607 zuvorgekommen sind. Würde mich nicht wundern, wenn die von der Polizei waren. Das hat man zehn Meilen gegen den Wind gerochen.«
Curt schüttelte den Kopf. Das durfte doch nicht wahr sein! »Waren das ein Araber und ein Weißer?«, fragte er und kannte die Antwort schon im Voraus.
»Das muss ich bejahen.«
»Wie sahen sie aus?«
Er betrachtete die Gesichtszüge auf dem Monitor, während Mikael sie beschrieb. Er hatte gute Augen, dieser Mikael. Und das hier war eine Katastrophe, denn alles passte zusammen.
»Wie viel haben die mitgenommen?«
»Das weiß ich nicht. Aber jedenfalls waren die vier Aktenschränke, die Sie mir beschrieben hatten, völlig leer.«
Schlimmer ging's nicht! Was für ein Albtraum!
»Okay, Mikael. Die Akten werden wir uns auf die eine oder andere Weise wiederbeschaffen. Und wenn es sich nicht anders machen lässt, müssen die beiden Kerle eben von der Erdoberfläche verschwinden. Klar?«
»Ja, ich werde ein paar Freunde beauftragen, sich bereitzuhalten.«
»Gut. Finde heraus, wo die beiden wohnen. Die müssen rund um die Uhr überwacht werden, damit wir sie uns jederzeit greifen können. Ich gebe euch grünes Licht, wenn es so weit ist, verstanden?«
Caspersen erschien zwei Stunden später, und noch nie hatte Curt ihn so beunruhigt erlebt - diesen ausgefuchsten Anwalt,
Weitere Kostenlose Bücher