Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
ich weiß, wer Nete Hermansen ist, und mich wundert, dass sie noch lebt, aber dem kann abgeholfen werden. Lasst uns sehen, was die nächsten vierundzwanzig Stunden bringen. Im Übrigen glaube ich, dass du recht hast. Es geht um mich als Privatperson. Ich weiß nicht, warum, doch das muss ich vielleicht auch gar nicht wissen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine lediglich, dass alles überstanden sein wird, noch ehe wir uns einmal umgeschaut haben. Ihr kümmert euch um Klare Grenzen, ich übernehme den Rest.«
    Nachdem Caspersen gegangen war, augenscheinlich stark belastet durch die Entwicklung der Dinge, rief Curt Mikael an. Wenn sie sich beeilten, erklärte er ihm, könnten sie die zwei Kriminalbeamten am Peblinge Dossering in Nørrebro abfangen und von dort aus die Beschattung aufnehmen.
    Anderthalb Stunden später rief Mikael zurück und teilte mit, sie seien leider zu spät gekommen. Dafür sei aber jetzt ein Mann auf dem Parkplatz vor Carl Mørcks Haus stationiert, und Carl Mørck sei inzwischen nach Hause gekommen. Hafez el-Assad sei ihnen allerdings entwischt. Die Wohnung in der Heimdalsgade, wo er offiziell gemeldet sei, hätten sie vollständig leer vorgefunden.

    Am frühen Sonntagmorgen rief Curt den Notarzt an. Beate hatte im Bett neben ihm beunruhigend viel gestöhnt und ihre Atmung war seltsam unregelmäßig geworden.
    »Tja, Herr Wad«, sagte der Doktor, der ihm als guter praktischer Arzt bekannt war. »Wie Sie als Kollege selbst festgestellt und auch schon am Telefon geäußert haben, befürchte ich, dass Ihrer Frau leider nur noch wenig Zeit bleibt. Das Herz ist verbraucht. Es dürfte nur noch eine Frage von Tagen sein, ja vielleicht nur noch von Stunden. Und Sie wollen bestimmt nicht, dass ich einen Krankenwagen rufe, oder?«
    Curt zuckte die Achseln. »Was sollte das nützen? Nein, ich möchte gern bis zuletzt bei ihr sein. Aber danke.«
    Als sie allein waren, legte er sich neben sie ins Bett und tastete nach ihrer Hand. Diese kleine Hand, die so oft seine Wange gestreichelt hatte. Diese geliebte kleine Hand.
    Er sah hinüber zum Balkon. Die Morgendämmerung zog herauf. Einen Moment lang wünschte er, er hätte einen Gott. Dann würde er ein stilles Gebet für seine geliebte Frau sprechen. Vor drei Tagen war er bereit gewesen für das Unausweichliche - und auch bereit, danach alleine weiterzuleben. Das war er nun nicht mehr.
    Er sah hinüber zu der Packung Schlaftabletten. Stark und klein und leicht zu schlucken. Zwanzig Sekunden, länger würde es nicht dauern. Kurz lächelte er über sich. Und natürlich noch eine Minute, um ein Glas Wasser zu holen.
    »Was meinst du, mein Schatz, soll ich sie nehmen?«, flüsterte er und drückte ihre Hand. Wenn sie doch nur antworten könnte. Ach, wie einsam und still es war.
    Er streichelte sanft ihr dünnes Haar. Wie oft hatte er es bewundert, wenn sie es vor dem Spiegel bürstete und es im Licht glänzte. Wie schnell war das Leben auch daraus gewichen.
    »Beate. Ich habe dich von ganzem Herzen geliebt. Du warst das Licht meines Lebens. Wenn ich das Leben mit dir noch einmal führen könnte, würde ich es tun. Jede Sekunde. Könntest du doch noch einmal für einen Augenblick aufwachen, dann könnte ich es dir sagen, meine liebste, allerliebste Freundin.«
    Dann drückte er den schwach atmenden, verwelkten Körper an sich. Den wundervollsten Körper, den er je gesehen hatte.

    Als er aufwachte, war es kurz vor zwölf Uhr. Er meinte, ein Klingeln gehört zu haben.
    Langsam hob er den Kopf und stellte fest, dass sich Beates Brustkorb noch immer schwach hob und senkte. Erleichtert war er nicht. Warum konnte sie nicht einfach sterben, ohne dass er gezwungen war, es mit anzusehen?
    Er schüttelte den Kopf über diesen Gedanken.
    Reiß dich zusammen, Curt!, dachte er bei sich. Beate soll nicht allein sterben, auf keinen Fall.
    Jetzt sah er zur Balkontür. Draußen herrschte graues Novemberwetter, dabei war es windig, die kahlen Zweige des Mirabellenbaumes schlugen aneinander.
    Kein guter Tag, dachte er und griff nach seinen beiden Handys. Hatten die ihn geweckt?
    Es waren keine Nachrichten eingegangen. Aber auf dem Display des Festnetzanschlusses sah er eine Nummer, die er nicht unmittelbar erkannte.
    Er drückte auf die Rückruftaste, hatte aber schon Sekunden später das Gefühl, er hätte es besser bleiben lassen.
    »Søren Brandt.« Curt Wad zuckte zusammen, als er die Stimme hörte.
    »Wir zwei haben nichts miteinander zu besprechen«, sagte er kurz.
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher