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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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werde ich sorgen.« Sie richtete den Zeigefinger auf Nete. »Wenn du mich jemals verrätst oder im Stich lässt, wirst du das für den Rest deines Lebens bereuen, verstanden?«
    Und so war es.
    Als Rita ihre Drohung später wahrmachte, waren die Konsequenzen gewaltig, aber für sie beide.
    Seither war mehr als ein Vierteljahrhundert vergangen.
    Nun saßen Rita und Viggo in dem abgedichteten Raum, jeder mit einem Strick um die Lenden und ohne den einstigen Glanz in den Augen.

32
    November 2010
    S eit sich die zwei Kripobeamten mit Herbert Sønderskov, Mie Nørvig und Louis Petterson in Verbindung gesetzt hatten, schien alles schiefzugehen. Das über viele Jahre hin entwickelte Sicherheitsnetz begann sich aufzulösen, und zwar sehr viel schneller, als Curt Wad das je für möglich gehalten hätte.
    Curt war stets bewusst gewesen, dass ihre Aktivitäten ein Höchstmaß an Diskretion erforderten. Deshalb war es unabdingbar, gegen jede Bedrohung unverzüglich vorzugehen, von der ersten Sekunde an. Leider blieb ihnen diesmal wohl nicht viel Zeit. Dass ihn ausgerechnet eine längst abgeschlossene Geschichte aus der Vergangenheit einholen könnte, das war besonders bitter, damit hatte er nicht gerechnet.
    Doch worauf waren die beiden Kriminalbeamten eigentlich aus? Es handele sich um eine Person, die verschwunden sei, hatte Herbert Sønderskov gesagt. Warum bloß hatte er Herbert nicht gründlicher befragt, solange noch Zeit gewesen war? Äußerten sich so erste Anzeichen von Demenz? Das wollte er nicht hoffen.
    Nun waren Herbert Sønderskov und Mie Nørvig wie vom Erdboden verschluckt. Und die Tatsache, dass Herbert nicht, wie vereinbart, Fotos von Teneriffa geschickt hatte, ließ nur einen Schluss zu.
    Im Grunde hätte er es wissen müssen. Er hätte wissen müssen, dass dieser lächerliche Rechtsverdreher im entscheidenden Moment nicht den Mumm aufbringen würde, das Nötige zu tun.
    Er schüttelte den Kopf: Schon wieder hatte er seinen Gedanken freien Lauf gelassen. Das war früher anders gewesen, er musste sich in Acht nehmen. Denn wer sagte denn, dass es Herbert an Mut fehlte, Mie umzubringen? Vielleicht hatte er einfach eine andere Methode gewählt, um das Problem zu lösen? Möglichkeiten gab es ja genug. Vielleicht würde man eines Tages die verwesten Leichen von Herbert und Mie Hand in Hand in einem Straßengraben finden. Denn wäre nicht Selbstmord im Fall von Herbert die beste Lösung? Curt selbst lag der Gedanke daran jedenfalls nicht so fern, insbesondere, wenn sich das derzeit aufziehende Ungemach in erster Linie auf seine eigene Person konzentrierte. Im gegebenen Fall waren ihm sehr effektive und schmerzlose Möglichkeiten bekannt, diese Welt zu verlassen.
    Und was machte es schon? Er war alt und Beate krank. Seine Söhne waren etabliert, sie waren freie Menschen. Ging es ihm also doch in erster Linie um die Partei? Darum, die dänische Gesellschaft vor Unzucht, Verfall und Verblödung zu bewahren? War die Partei nicht sein Lebenswerk? Die Partei und der Geheime Kampf?
    Ja, verflixt, darum ging es, und deshalb musste er seine Werte in der kurzen Zeit, die ihm noch blieb, verteidigen und möglichst breit durchsetzen. Denn zu sehen, wie das eigene Lebenswerk zerstört wurde, das war ja fast, als hätte man nie existiert. Als ginge man aus der Welt, ohne eine Spur zu hinterlassen. Dann wären die Ideen und Impulse all dieser Jahre zu nichts nütze gewesen, dann hätten sie die vielen Risiken vergebens auf sich genommen. Als er mit seinen Gedanken so weit gekommen war, empfand er sie als derart unerträglich, dass er sofort bereit war, den Kampf wieder aufzunehmen. Alle Mittel waren recht, um diese polizeilichen Ermittlungen, die ihren Einzug ins Parlament gefährdeten, zu bremsen. Kein Mittel konnte drastisch genug sein. Keines.
    Aus dieser Überlegung heraus traf er seine Entscheidung und schickte eine SMS an die Mitglieder des Geheimen Kampfs. Darin wies er sie an, den Beschluss in die Tat umzusetzen, den sie nach dem Gründungsparteitag im kleineren Kreis getroffen hatten: alles zu verbrennen! Patientinnenkarteien, Akten, Überweisungen und sämtliche Korrespondenz. Alles! Die Dokumentation ihrer Arbeit von fünfzig Jahren musste noch am selben Tag in Rauch aufgehen.
    Um sein eigenes Archiv fürchtete er nicht. Das lagerte sicher in dem Hohlraum hinter der Wand des alten Wirtschaftsgebäudes. Und im Falle seines Todes waren für Mikael Instruktionen vorbereitet, was mit dem Archiv geschehen sollte. Dafür

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