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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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also: Nein, du stehst nicht unter Anklage. Aber wenn wir so weit gekommen sind, dass wir unseren gemeinsamen Bericht ausgearbeitet haben, dann möchten wir dich bitten, ihn zu evaluieren.«
    »Aha. Und das trotz der Fingerabdrücke auf den Münzen, trotz des sonderbaren Fotos und trotz Hardys Verdacht, Anker hätte was mit dem schwarzen Mann zu tun und ich hätte vielleicht Georg Madsen gekannt?«
    »Trotz alledem, Carl. Ich bin sicher, dass du derjenige bist, der am meisten zu gewinnen hat, wenn die Ermittlungen in diesem Fall äußerst gründlich zu Ende geführt werden.«
    Er klopfte ein paarmal auf Carls Handrücken. Das war nun schon fast rührend.

    »Das ist der Versuch eines guten und ehrlichen Polizisten, Ermittlungen sauber durchzuführen, und ich finde, Carl, dafür sollten wir Terje respektieren«, sagte der Chef der Mordkommission. In seinem Eckbüro hing noch immer der Geruch von Laursens »Menü des Tages« in der Luft. War Frau Sørensen inzwischen so umgänglich geworden, dass schmutzige Teller länger als fünf Minuten, nachdem Jacobsen die Gabel aus der Hand gelegt hatte, in seinem Büro stehen bleiben durften?
    »Ja, ja, alles okay«, nickte Carl. »Und nur ein klein wenig scheißärgerlich, weil mir der Fall so was von zum Hals raushängt, ehrlich gesagt.«
    Marcus nickte. »Ich hab mit Erling von der Brandtechnik gesprochen. Du hattest heute Nacht unangemeldeten Besuch.«
    »Ist nichts Ernstes passiert.«
    »Nein, Gott sei Dank! Aber warum ist es überhaupt passiert, Carl?«
    »Weil mich jemand dorthin wünscht, wo man die Radieschen von unten betrachten kann. Ich glaube jedenfalls nicht, dass eines der verschmähten Liebchen meines Stiefsohns dahintersteckt.« Er versuchte zu lächeln.
    »Wer, Carl?«
    »Sicher einer von Curt Wads Leuten, das ist der Typ von Klare Grenzen.«
    Marcus Jacobsen nickte.
    »Wir stören sie. Und genau deshalb bin ich hier. Ich möchte die Abhörung der Telefone von Wad, von einem gewissen Wilfrid Lønberg und einem Louis Petterson beantragen.«
    »Tut mir leid, Carl, aber das kann ich nicht genehmigen.«
    Carl fragte zweimal nach der Begründung, reagierte mit Brummen, mit Wut und Enttäuschung, aber nichts half. Er bekam einzig und allein eine Ermahnung mit auf den Weg, gut auf sich aufzupassen, und wurde im Übrigen aufgefordert, dem Chef Bericht zu erstatten, wenn etwas Ungewöhnliches vorfalle.
    Etwas »Ungewöhnliches«. Das war ja schon fast grotesk, dieses Wort in diesem Büro zu hören. Alles, womit sie in ihrem Job zu tun hatten, war doch ungewöhnlich - Gott sei Dank.
    Carl stand auf. Etwas Ungewöhnliches. Was würde Marcus Jacobsen wohl dazu sagen, dass in den lichtarmen Büros des Sonderdezernats Q ein Stoß Archivmaterial lagerte, den sie sich auf eine selbst für diese Büros höchst ungewöhnliche Weise angeeignet hatten?

    Als er aus dem Büro des Chefs kam, standen die beiden Vorzimmerdamen Spalier und winkten ihm zu.
    »Hallo Carl«, säuselte Lis und eine Zehntelsekunde später piepste Frau Sørensen in haargenau derselben Tonlage. Wortwahl, Betonung, offenes Lächeln - alles identisch.
    Was war denn das für eine Hundertachtziggradwende?
    »Äh ... Cata!«, wandte er sich direkt an diejenige, die noch vor Kurzem jeden Ermittler dazu gebracht hatte, lange Umwege in Kauf zu nehmen, nur um nicht an ihr vorbeizumüssen. Und Carl sowieso.
    »Seien Sie doch so gut und erzählen Sie mir, worum es in diesem NLP-Kurs geht, ja? Was ist NLP? Ist das ansteckend?«
    Sie zog die Schultern hoch, was vielleicht Entzücken darüber ausdrücken sollte, dass ihr diese Frage gestellt wurde. Dann lächelte sie Lis zu und trat bedenklich nahe an Carl heran.
    »NLP steht für Neurolinguistisches Programmieren«, sagte sie und hatte dabei einen mystischen Klang in der Stimme, als spreche sie über einen geheimnisvoll-betörenden Scheich aus Arabien. »Gar nicht so leicht, das zufriedenstellend zu erklären, aber ich kann ja ein Beispiel geben.«
    Carl konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was nun kommen würde. Und eigentlich wollte er es auch gar nicht wissen.
    Frau Sørensen entnahm ihrer Handtasche ein Stück Kreide. Schon merkwürdig, dass sie so was mit sich herumtrug. War Kreide nicht den Hosentaschen halbwüchsiger Jungen Vorbehalten? Wo zum Teufel blieben die Unterschiede der Geschlechter?
    Sie bückte sich und malte zwei Kreise auf den Fußboden. Hätte sie noch vor wenigen Wochen andere bei solchen Kritzeleien erwischt, wäre sie vor Empörung in

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