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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Mittwoch in die Superliga zu erheben. Es war jetzt schon klar, dass Hunderte von Stunden mit Nachforschungen vor ihnen lagen, ein endloses Herumwühlen in Ereignissen, die Carl am liebsten vergessen wollte. Wenn es nach ihm ginge, hätte er auf der Stelle kehrtgemacht. Wäre beim Flughafenkiosk vorbeigefahren, hätte sich eine Grillbratwurst mit Brot und viel Ketchup genehmigt und dabei in aller Ruhe den Uhrzeiger im Auge behalten, bis es nach drei, vier Stunden Zeit geworden wäre, nach Hause zu fahren und sich für die Martinsgans bei Mona umzuziehen.
    Ploug starrte ihn an, als könnte er Gedanken lesen.
    »Gut«, sagte Carl schließlich. »Also wissen wir, dass der Mann irgendwo anders ermordet und höchstwahrscheinlich mit Georg Madsens Wissen unter dem Fußboden von Madsens Wohnzimmer vergraben wurde. Welche Einzelheiten fehlen noch?«
    Er kratzte sich an der Wange und lieferte selbst die Antwort. »Nun ja. Wir müssen das Motiv noch klären, die Identität des Opfers herausfinden und den Täter aufspüren. Piece of cake! Schaffst du in Nullkommanichts, nicht wahr, Ploug?«, grunzte Carl, während ihm das Unbehagen unter die Haut kroch.
    Hier, auf diesem schwarzen Flecken Erde, wäre er vor zwei Jahren beinahe ums Leben gekommen. Von hier hatten die Rettungssanitäter Ankers Leiche und Hardys schwer verletzten Körper weggetragen. Hier hatte Carl seine beiden Kollegen im Stich gelassen und wie ein erschreckter Vogel flügellahm auf dem Fußboden gelegen. Und wenn diese kleine Kiste demnächst ihre letzte Fahrt in die Rechtsmedizin antrat, dann würden alle greifbaren Zeugnisse der damaligen Ereignisse endgültig ausgelöscht sein. Was gleichzeitig falsch und richtig war.
    »Ja, stimmt, höchstwahrscheinlich ist das mit Wissen dieses Georg Madsen vonstattengegangen. Aber falls das Vergraben der Leiche als Warnung gedacht war, dann hat sich Madsen die Warnung, das kann man wohl so sagen, nicht wirklich zu Herzen genommen«, lautete Marcus Jacobsens trockener Kommentar.
    Carl sah am Chef der Mordkommission vorbei zu der offenen Kiste.
    Der Schädel lag, auf die Seite gedreht, auf einem der schwarzen Müllsäcke, in welche die Leichenteile noch immer verpackt waren. Der Größe des Schädels, dem Zustand des Kiefers und der mindestens einmal gebrochenen, verwachsenen Nasenwurzel nach zu urteilen, handelte es sich nicht nur um einen Mann, sondern um einen, der wenig ausgelassen hatte. Und da lag er nun, ohne Zähne, die Kopfhaut in Auflösung begriffen, die Haare nur noch eine schleimige Masse. Und durch diese Masse schimmerte der Kopf eines ziemlich kräftigen galvanisierten Nagels. Eines Nagels, wie ihn zweifellos auch Georg Madsen und die beiden Mechaniker aus der Autowerkstatt weiter südlich in Sorø in ihren Schädeln stecken hatten.
    Der Chef pellte sich aus dem Schutzoverall und nickte den Fotografen zu. »In ein paar Stunden analysieren wir die Kiste in der Rechtsmedizin und dann werden wir sehen, ob es etwas gibt, woran wir die Identität des Opfers festmachen können«, sagte er abschließend. Dann drehte er sich um und lenkte die Schritte in Richtung seines Wagens ein Stück entfernt auf dem Schotterweg.
    »Ploug, du schreibst den Bericht!«, rief er über die Schulter.
    Carl trat zwei Meter zurück und versuchte, den Leichengestank wegzufiltern, indem er den Qualm aus Plougs Pfeife einatmete.
    »Warum in aller Welt musstest du mich hierherschleppen, Terje?«, fragte er. »Was steckt dahinter? Wolltest du sehen, ob ich zusammenbreche?«
    Ploug sah ihn müde an. Ob Carl zusammenbrach oder nicht, das ging ihm ziemlich am Arsch vorbei.
    »Soweit ich mich erinnern kann, lag die Baracke des Nachbarn gleich daneben«, sagte Ploug und deutete auf ein anderes Grundstück. »Der muss doch was gehört oder gesehen haben, als die Kiste in die Nachbarbude geschleppt wurde. Und auch das Dröhnen anschließend, als Georg Madsens Fußbodenbretter mit einer Kreissäge behandelt wurden, oder? Kannst du dich daran erinnern, ob der Nachbar etwas dazu gesagt hat?«
    Carl lächelte gequält. »Lieber Ploug. Erstens hat der Nachbar dort gerade mal zehn Tage gewohnt, bevor Georg Madsen ermordet wurde. Er kannte den Mann also gar nicht. Und soviel die Techniker und ich dem stinkenden Haufen entnehmen können, ist die Leiche vor mindestens fünf Jahren unter die Erde gekommen, also drei Jahre vor Madsens Ermordung. Wie sollte der Nachbar dann aber etwas davon wissen? Hast im Übrigen nicht du die Ermittlungen damals geleitet,

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