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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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geholt hatte, waren ihre Volksschullehrerin, der Oberarzt und die Heimleiterin auf Sprogø. Die drei waren entkommen. Die drei, für die es ein Leichtes gewesen wäre, Gnade vor Recht walten zu lassen. Wobei es schon gereicht hätte, wenn sie einfach Recht hätten walten lassen. Stattdessen hatten alle drei Unrecht und entsetzliche Irrtümer begangen, waren aber im felsenfesten Glauben durchs Leben gegangen, dass ihr Wirken nicht nur zum Besten der Gesellschaft, sondern auch zum Wohle der armen Menschen war, die es betraf.
    Und genau das quälte Nete.

    »Nete, komm auf der Stelle her!«, schnarrte ihre Lehrerin. Und als Nete zögerte, zerrte die Lehrerin sie am Ohrläppchen um das ganze Schulhaus, dass der Staub nur so aufwirbelte.
    »Du freches Biest! Du dumme, unbegabte Göre! Wie kannst du es wagen?«, schrie die Lehrerin und schlug Nete mit ihrer knochigen Hand ins Gesicht. Als Nete weinend rief, sie wisse nicht, warum sie geschlagen werde, versetzte ihr das Fräulein noch einmal einen Hieb.
    Nete sah sich um, während sie dort auf der Erde lag, das wutverzerrte Gesicht ihrer Lehrerin über sich. Dachte, dass nun ihr Kleid schmutzig würde und dass das ihren Vater ärgern würde, weil es bestimmt teuer gewesen war. Sie versuchte, sich hinter den Blütenblättern zu verbergen, die vom Apfelbaum rieselten, hinter dem Gesang der Lerchen, die hoch oben über ihnen schwebten, hinter dem unbekümmerten Lachen ihrer Schulkameraden auf der anderen Seite des Gebäudes.
    »Nun ist Schluss, ich will nichts mehr von dir hören, du missratenes Geschöpf, verstanden? Du blasphemische, unzüchtige Kreatur!«
    Aber Nete war sich keiner Schuld bewusst. Sie hatte mit den Jungen gespielt und die hatten sie gefragt, ob sie nicht mal ihr Kleid heben könnte. Als sie das lachend getan hatte und eine große rosa Unterhose zum Vorschein kam, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte, da hatten alle befreit aufgelacht, weil das so einfach und unkompliziert gegangen war - bis sich das Schulfräulein zwischen sie geschoben und ringsum Ohrfeigen verteilt hatte, woraufhin sich die Gruppe blitzschnell aufgelöst hatte und nur Nete noch übrig geblieben war.
    »Du kleines Flittchen!«, hatte sie gebrüllt, und Nete, die das Wort kannte, hatte patzig widersprochen und gesagt, wer sie beschuldige, ein Flittchen zu sein, sei vielleicht selbst eines.
    Bei diesen Worten geriet das Fräulein ganz und gar außer sich.
    Sie prügelte Nete hinter dem Schulgebäude windelweich, trat ihr Sand ins Gesicht und keifte, dass Nete von nun an nicht mehr in die Schule gehen dürfe, dass sie, so wie sie sich aufführe, es nicht verdiene, ein gutes Leben zu haben. Und dann drohte sie, dass es für das, was Nete getan habe, keine Wiedergutmachung gebe, dafür werde sie sorgen.
    Und so war es dann auch.
    [⊗] - Hyoscyamus niger ⇒ Das Bilsenkraut    findet in der Homöopatie Anwendung bei Menschen, die viel fluchen, die sehr eifersüchtig sind, die oft obszön und schamlos reden. Sie sind sehr mißtrauisch. Sie sind sprunghaft, leicht erregbar und Auffällig im Verhalten.
    Giftige Hauptinhaltsstoffe sind die Tropan-Alkaloide Scopolamin und Hyoscyamin. Daneben enthält die Pflanze noch Flavonoide.
    Da die Verwendungsmöglichkeit des Bilsenkrauts als Rauschmittel seit langem bekannt ist und sein Ruf als Hexenpflanze es für manche sehr interessant macht, werden immer wieder Selbstversuche mit Extrakten des Bilsenkrauts vorgenommen. Da jedoch einerseits die Grenzwerte von berauschender und toxischer Dosis sehr nahe beieinanderliegen und andererseits der Wirkstoffgehalt (bei variabler Wirkstoffzusammensetzung) drastisch schwankt, können sehr schnell schwere Vergiftungen auftreten, die aufgrund der hohen Toxizität der Stoffe auch tödlich enden können. Die tödliche Dosis liegt bei Scopolamin bei 50 mg, niedrigere Dosen können jedoch bereits durch Atemlähmung den Tod herbeiführen.
    Vergiftungssymptome: Hautrötung, trockener Mund, Unruhe, Schläfrigkeit oder Halluzinationen, Verwirrtheit, Pupillenerweiterung, Herzrhythmusstörungen und komatöse Zustände, Bewusstlosigkeit und Tod durch Atemlähmung.
    Die Rauschwirkung kann mehrere Tage bis zu einer Woche anhalten. Irreversible Schäden wie Gedächtnisverluste und Verhaltensstörungen können aufgrund der Neurotoxizität der Inhaltsstoffe auftreten. [⊗]

10
    November 2010
    N och dreieinhalb Stunden, dann musste er mit frisch gewaschenen Haaren und gebügeltem Oberhemd bei Mona vor der Tür stehen und dabei

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