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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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das nicht phantastisch?«
    »Halt, halt, Vigga. Hast du nicht gehört, was ich gerade gesagt habe? Wie soll das mit der Scheidung gehen? Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dass wir uns einig sein wollen, wann es so weit ist? Und was zum Teufel bedeutet dieses andere Curry, von dem du gerade geredet hast? Ich komme da nicht mehr mit.«
    »Anand Karaj, du Dummkopf. Das ist dort, wo wir uns vor dem Buch Guru Granth Sahib verneigen, um öffentlich zu bekunden, dass wir heiraten wollen.«
    Carls Augen vollführten blitzschnell einen Schwenk über die Schlafzimmerwand. Da hingen immer noch kleine Teppiche von damals, als Vigga dem Hinduismus und den religiösen Mysterien Balis huldigte. Gab es eigentlich überhaupt eine Religion, mit der sie im Laufe der Jahre nicht überschwänglich geflirtet hatte?
    »Ich kapier's echt nicht, Vigga. Willst du allen Ernstes, dass ich drei- bis vierhunderttausend Kronen auffahre, damit du einen Mann mit anderthalb Kilometer Haar unterm Turban heiraten kannst, der dich dann tagein, tagaus unterdrückt?«
    Jetzt lachte sie wie ein Schulmädchen, das seinen Willen durchgesetzt hatte, Ohrpiercings zu bekommen.
    Er langte nach einem Papiertaschentuch auf dem Nachttisch und schnäuzte sich die Nase. Sonderbarerweise kam nichts.
    »Carl! Du weißt ja wirklich gar nichts über Guru Nanaks Lehre. Sikhismus steht für Gleichstellung und Meditation, dafür, dem Leben zu dienen, mit den Armen zu teilen und der Arbeit einen hohen Stellenwert einzuräumen. Keine Lehre ist reiner als die von den Sikhs praktizierte.«
    »Na gut. Aber wenn die unbedingt mit den Armen teilen müssen, dann kann Gurkenmeier doch damit anfangen, dass er mit mir teilt. Sagen wir hunderttausend Kronen und dann sind wir quitt.«
    Wieder dieses Lachen, das gar kein Ende nehmen wollte. »Entspann dich, Carl. Du leihst das Geld von Gurkamal, ehe du es mir gibst. Zu sehr niedrigen Zinsen, keine Sorge. Und wegen des Hauspreises habe ich mich bereits bei einem Immobilienmakler erkundigt. Reihenhäuser im Rønneholtpark, die in dem Zustand sind wie unseres, werden derzeit für eins Komma neun Millionen verkauft. Wir schulden der Bank noch sechshunderttausend, deshalb kannst du mit der Hälfte der restlichen eins Komma drei rechnen. Außerdem kannst du auch das gesamte Mobiliar behalten.«
    Die Hälfte! Sechshundertfünfzigtausend Kronen!
    Carl lehnte sich zurück und klappte das Handy zu.
    Plötzlich war ihm, als hätte der Schock den Virus ausgetrieben und ihm stattdessen zweiunddreißig Bleigewichte tief unten in den Brustkorb gestopft.

    Noch ehe die Tür aufging, spürte er ihren Duft.
    »Komm rein«, sagte Mona und zog ihn am Arm in die Wohnung.
    Doch das Glück währte nur drei Sekunden, denn da bog sie abrupt zum Esszimmer ab und konfrontierte ihn mit einer Gestalt in einem engen, ultrakurzen schwarzen Kleid, die sich über den Esstisch beugte und die Kerzen anzündete.
    »Das ist Samantha, meine jüngste Tochter«, sagte sie. »Sie freut sich, dich kennenzulernen.«
    Der Klon von Mona in einer zwanzig Jahre jüngeren Ausgabe sah jedoch alles andere als erfreut aus. Blitzschnell musterte Samantha Carls Geheimratsecken, seinen etwas aus der Form geratenen Körper und den Krawattenknoten, der plötzlich viel zu eng saß. Der Anblick beeindruckte sie nicht, das war deutlich.
    Und die Art, wie sie »Hallo Carl« sagte, ließ keinen Zweifel zu, welche Abneigung sie gegen den Mann hegte, den ihre Mutter angeschleppt hatte.
    »Hallo Samantha.« Er gab sich redlich Mühe, seine Zähne so zu zeigen, dass sich das Lächeln als Begeisterung deuten ließ. Was zum Teufel hatte Mona von ihm erzählt, dass der Tochter die Enttäuschung dermaßen deutlich ins Gesicht geschrieben stand?
    Es wurde leider auch nicht besser, als ein Junge in den Raum geflitzt kam, sich bis zu Carls Knie vorkämpfte, mit einem Plastikschwert daraufhieb und »Ich bin ein gefährlicher Räuber« krähte. Das blond gelockte Monster hieß Ludwig.
    Diese Begrüßung machte der Erkältung wirklich Beine. Noch mehr solcher Schocks, und er war wieder gesund.
    Die Vorspeise schaffte er mit einem Lächeln und zusammengekniffenen Augen. Das hatte er sich bei Richard Gere abgeschaut, in unzähligen Filmwiederholungen. Aber als die Gans hereingetragen wurde, machte Ludwig plötzlich Stielaugen.
    »Du tropfst in die Soße«, sagte er, deutete auf Carls Nasenspitze und löste damit ein paar gewaltige Zuckungen in Samanthas Zwerchfell aus.
    Als der Junge anfing, über Carls Narbe

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