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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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kannte er ihn. Er hatte doch bei der Geburt des Mädchens assistiert. »Der war immer schon ein bisschen eigen, und seit dem Tod seiner Frau hat das zugenommen. Ein in jeder Hinsicht verschlossener und seltsamer Typ. Kein Wunder, wenn auch das Mädchen nicht ganz normal ist.«
    Und dabei blieb es.
    Doktor Wad wurde wie erwartet zum Hof gerufen und konstatierte, dass das Mädchen aufgrund von Ungeschicklichkeit in den Mühlbach gefallen war, wo es von der Strömung herumgewälzt worden war und sich dabei an Stöcken und Steinen unter Wasser gestoßen hatte. Falls sie etwas anderes sagte, lag das wohl daran, dass sie unter Schock stand. Bedauerlicherweise hatte das Mädchen geblutet. Ob sie möglicherweise schwanger gewesen wäre?, hatte er den Vater gefragt.
    Curt war dabei gewesen, wie zuletzt immer bei den Patientenbesuchen seines Vaters, und er erinnerte sich genau, dass Lars Hermansen bei der Frage blass geworden war und langsam den Kopf geschüttelt hatte.
    Es sei nicht nötig, die Polizei zu rufen, hatte der Vater gesagt.
    Und deshalb geschah in der Angelegenheit auch weiter nichts.

    Für den Abend waren in ihrer Vereinigung wieder Aktivitäten anberaumt. Curt Wad freute sich. Dann würde er drei engagierte Mitglieder treffen, die enge Kontakte zu den Parteien des rechten Flügels unterhielten. Besonders wichtig waren aber auch ihre Verbindungen zu Beamten im Justiz- und im Innenministerium, die mit Unwillen die Entwicklung des Landes im Hinblick auf Einwanderungspolitik und Familienzusammenführung beobachteten. Der Grund für ihr Engagement war bei all diesen Leuten, ob sie nun zu Klare Grenzen oder einer anderen Gruppierung des rechten Spektrums gehörten, derselbe: Sie fanden, dass sich deutlich zu viele fremde Elemente, zu viele unerwünschte Individuen ins Land eingeschlichen hätten.
    Eine Bedrohung des Dänischen, hörte man von verschiedenen Seiten, und dem konnte Curt nur zustimmen. Alles war nur eine Frage der Gene, und Menschen mit schrägen Augen oder brauner Haut trübten nun einmal das Bild von Mädchen und Jungen mit blonden Haaren und großen, kräftigen Körpern. Tamilen, Pakistaner, Afghanen und Vietnamesen gehörten schon an den Grenzen aufgehalten, und zwar ausnahmslos.
    An diesem Abend sprachen sie lange darüber, zu welchen Mitteln man beim Engagement für Klare Grenzen greifen sollte. Als zwei der Männer gegangen waren, blieb noch der, den Curt am besten kannte. Ein ausgezeichneter Mensch, Arzt wie er selbst, mit einer guten, einträglichen Praxis nördlich von Kopenhagen.
    »Curt, wir haben nun etliche Male über den Geheimen Kampf gesprochen«, sagte er und sah ihn lange an, ehe er fortfuhr. »Ich kannte schon deinen Vater. Als ich ihm bei meiner Tätigkeit im Krankenhaus von Odense begegnete, führte er mich in meine Verantwortung ein. Ein feiner Mann, Curt. Ich habe viel von ihm gelernt, sowohl in fachlichen wie in ethischen Fragen.«
    Sie nickten sich zu. Drei Jahre war es jetzt her, seit sein Vater im gesegneten Alter von siebenundneunzig Jahren gestorben war. Wie schnell doch die Zeit verging. Für Curt war es eine große Freude gewesen, den Vater bis ins Alter von zweiundsechzig Jahren an seiner Seite zu haben.
    »Dein Vater sagte, wenn ich aktiv werden wolle, solle ich mich an dich wenden«, fuhr sein Gast fort. Dann legte er eine längere Pause ein, als wäre er sich bewusst, dass der nächste Schritt direkt zu einer Vielzahl von Fallstricken und schwerwiegenden Fragen führen könnte.
    »Das freut mich«, sagte Curt schließlich. »Aber warum ausgerechnet jetzt, wenn ich fragen darf?«
    Der Gast zog die Augenbrauen hoch, er ließ sich mit der Antwort Zeit. »Natürlich gibt es mehrere Gründe. Unser Gespräch heute Abend ist einer. Auch wir oben in Nordseeland erleben den Zuzug vieler Fremder. Von Einwanderern, die, obwohl oft eng miteinander verwandt, trotzdem untereinander heiraten. Wie wir wissen, passiert es nicht selten, dass die Kinder aus diesen Verbindungen nicht gesund sind.«
    Curt nickte zustimmend. Vor allem entstammten diesen Verbindungen meist viele Kinder.
    »Und in solchen Fällen möchte ich gern mitmachen können«, sagte der Gast leise.
    Wieder nickte Curt. Ein tüchtiger und rechtschaffener Mann mehr in ihrer Schar.
    »Dir ist klar, dass du dich damit auf etwas einlässt, über das du dich für den Rest deines Lebens mit niemandem austauschen kannst, unter keinen Umständen? Die einzige Ausnahme sind diejenigen, die wir für diese Arbeit zugelassen

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