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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Monas Bettkante gesessen und ihr tief in die braunen Augen geschaut hätte. Dann wäre er niemals auf die Idee gekommen, so spät noch zu schauen, wer ihn da anrief. Aber so war es eben nicht gelaufen und deshalb war Assads Anruf quasi seine Rettung gewesen. Und nur deshalb war er darauf eingegangen und nur deshalb war er jetzt auf dem Weg in den Keller. Kopfschüttelnd sah er Rose und Assad an, die ihm auf dem Gang entgegenkamen.
    »Was zum Teufel treibt ihr zwei eigentlich?«, fragte er und drückte sich an ihnen vorbei. »Assad, ist dir bewusst, dass du seit neunzehn Stunden hier im Bau hockst?«
    Er sah über die Schulter zurück. Roses Gang zeugte auch nicht gerade von einem Übermaß an Energie. »Und du, Rose, warum bist du noch hier? Glaubt ihr, ihr könntet euch auf diese Weise einen zusätzlichen freien Tag ergattern?« In seinem Büro warf er den Mantel über den Stuhl. »Warum kann der Fall Rita Nielsen nicht bis morgen warten?«
    Als Assad die buschigen Augenbrauen hob, ließ das Aufleuchten seiner geröteten Augen Carl fast zusammenzucken. »Hier sind die Zeitungen, die wir durchgesehen haben«, sagte er und knallte den Stoß auf die Ecke von Carls Schreibtisch.
    »Na, ganz so gründlich haben wir sie noch nicht durchgesehen«, präzisierte Rose.
    Doch so, wie Carl Rose kannte und wie er das Lächeln deutete, das Assads Lippen umspielte, hatten die beiden die Zeitungen garantiert durchgeforstet, bis das Papier hauchdünn geworden war. Und garantiert hatten sie sich vorher noch sämtliche Vermisstenanzeigen vom September 1987 in den Akten der Polizei vorgenommen. Er kannte seine Pappenheimer.
    »In der Zeitspanne gibt es nichts, was auf eine Auseinandersetzung im Drogenmilieu hindeutet oder auf einzelne Geschichten, die mit Vergewaltigung in der Gegend zu tun haben könnten.«
    »Hat eigentlich jemand mal darüber nachgedacht, dass Rita Nielsen ihren Mercedes irgendwo ganz anders abgestellt haben könnte? Dass sie den Wagen vielleicht gar nicht selbst im Kapelvej geparkt hat?«, fragte Carl. »Vielleicht müssen wir gar nicht unbedingt in Kopenhagen suchen. Falls sie den Wagen nicht selbst geparkt hat, könnte sie ebenso gut irgendwo auf dem Weg von der Belt-Fähre in die Stadt verschwunden sein.«
    »Ja, dem ist man nachgegangen«, sagte Rose. »Und eines steht fest: Sie ist an dem Vormittag auf jeden Fall im Stadtteil Nørrebro gewesen, denn der Kioskbesitzer dort konnte sich sehr genau an sie erinnern, als man ihn damals wegen der Kreditkarte befragte.«
    Carl presste die Lippen zusammen. »Aber warum ist sie so irre früh von zu Hause losgefahren? Habt ihr darüber mal nachgedacht?«
    Assad nickte. »Weil sie verabredet war, aus keinem anderen Grund. Glaube ich zumindest.«
    Carl sah es genauso. Und genau über diese frühe Abreise war er gestolpert. Ohne einen wirklich triftigen Grund fuhr man schließlich nicht morgens um fünf los, und schon gar nicht, wenn man, wie Rita Nielsen, einen Beruf ausübte, der einen die ganze Nacht auf Trab hielt. Mit den samstäglichen Geschäftsöffnungszeiten in der Hauptstadt hatte ihr früher Aufbruch jedenfalls nichts zu tun, das stand fest. Was außer einer Verabredung sollte da also schon in Frage kommen?
    »Entweder ist ihr in Kopenhagen jemand begegnet, der über ihr Verschwinden mehr weiß als wir, oder sie ist nie dort angekommen. Das allerdings müsste ja wohl irgendjemandem aufgefallen sein«, mutmaßte Carl. »Glaubt ihr, dass die Nachforschungen damals gründlich genug waren?«
    »Gründlich genug?« Assad sah hinüber zu Rose, die ebenfalls verständnislos dreinblickte. Nach einem so langen Tag reichte es den beiden wohl ganz einfach.
    »Ja, jedenfalls so gründlich, dass Menschen, die Kontakt zu ihr hatten, eigentlich von ihrem Verschwinden hätten erfahren müssen«, sagte Rose. »Und trotzdem: Obwohl unsere Kollegen drei Tage lang von Tür zu Tür gegangen sind, obwohl in sämtlichen regionalen und überregionalen Zeitungen darüber berichtet wurde und obwohl der Suchaufruf der Polizei landesweit gesendet wurde, im Fernsehen wie im Radio, hat bis auf den Kioskbesitzer keine Menschenseele darauf reagiert.«
    »Deshalb glaubst du also, dass es Menschen gab, die von ihrem Verschwinden gewusst haben, aber nicht damit herausrücken wollten. Menschen, die womöglich an ihrem Verschwinden schuld sind?«
    Rose knallte die Hacken zusammen und legte die Hand an die nicht vorhandene Mütze. »Jawohl, Eure Eminenz.«
    »Selbst jawohl. Und nun sagt ihr, es seien

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