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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Frau Sørensen hieß doch nicht Cata?
    »Cata, ist das Frau Sørensen?«
    Lis nickte. »Eigentlich Catarina, aber sie hat gesagt, Cata sei ihr lieber.«
    Carl wankte die Treppe hinunter in den Keller.
    Na, da oben im Zweiten ging's ja hoch her.

    »Hast du gelesen, was ich dir ausgedruckt habe?«, überfiel Rose Carl, sobald sie ihn entdeckt hatte. Sie sah aus wie der Tod auf Latschen.
    »Bedaure. Glaubst du nicht, dass du nach Hause gehen solltest, Rose?«
    »Später. Erst müssen wir reden.«
    »Ich hab's schon geahnt. Was ist das alles mit Sprogø?«
    »Gitte Charles und Rita Nielsen waren zur selben Zeit dort.«
    »Ja, und ...« Carls Stimme klang, als verstünde er die Bedeutung dieser Aussage nicht, aber natürlich verstand er sie sehr gut. Das war erstklassige Arbeit, die Rose da geleistet hatte, und das wussten sie alle drei.
    »Die müssen sich gekannt haben«, sagte Rose. »Gitte Charles gehörte dort drüben zu den Angestellten und Rita zu den Internierten.«
    »Interniert, was meinst du mit dem Wort?«
    »Du weißt nicht viel über Sprogø, Carl, oder?«
    »Ich weiß, dass es sich um eine Insel mitten im Großen Belt zwischen Seeland und Fünen handelt. Mittlerweile führt die Belt-Brücke über die Insel und verbindet sie mit beiden Ufern, aber früher, als man den Großen Belt noch mit der Fähre überquerte, konnte man die Insel immer vom Schiff aus sehen. Mitten darauf steht ein Leuchtturm. Ansonsten nur Hügel und jede Menge Gras.«
    »Ja, und ein paar Häuser, nicht wahr, Carl?«
    »Stimmt. Jetzt, wo die Brücke über die Insel verläuft, sieht man die Gebäude recht deutlich, besonders, wenn man von Seeland her kommt. Sind sie nicht gelb?«
    Hier kam Assad dazu, inzwischen ordentlich gekämmt und ordentlich zerkratzt. Eine neue Rasierklinge wäre sicherlich keine Fehlinvestition.
    Rose neigte den Kopf zur Seite. »Du weißt doch von dem Heim für Frauen da draußen auf der Insel, Carl, oder?«
    »Klar doch. Hat man dort nicht eher leichtlebige Damen für eine Weile untergebracht?«
    »Ja, so was in der Art. Ich erzähl's mal ganz schnell, also hör zu, Carl, und das gilt auch für dich, Assad.« Wie eine Grundschullehrerin hob sie einen Finger. Rose war in ihrem Element.
    »Das Ganze begann 1923 mit einem gewissen Christian Keller, Oberarzt im dänischen Fürsorgewesen. Er war lange Jahre Leiter einiger Heilanstalten für sogenannte Schwachsinnige - Keller'sche Anstalten genannt -, unter anderem in Brejning. Er war einer dieser Ärzte, die sich in blindem Glauben an die eigene Unfehlbarkeit anmaßten, Menschen zu beurteilen und auszusondern. Seiner Meinung nach gab es für einige Leute keinen Platz in der dänischen Gesellschaft. Seine Theorien fußten auf den eugenischen und sozialhygienischen Vorstellungen seiner Zeit, mit deren Hilfe von schlechtem Erbgut, degenerierten Kindern und ähnlichem Mist gefaselt wurde.«
    Assad grinste. »Eugenik, ach, das ist doch, wenn man den Jungs die Hoden abschneidet, damit sie ganz hoch singen können, oder? In den alten Harems im Orient gab es die.«
    »Das waren Eunuchen, Assad«, korrigierte Carl und bemerkte erst in dem Moment Assads verschmitzte Miene.
    »Hab ja nur einen Scherz gemacht, Carl. Das Wort ›Eugenik‹ hab ich heute Nacht nachgeschlagen. Es kommt aus dem Griechischen und bedeutet ›gute Herkunft‹. Die Anhänger der Lehre meinen, das ›genetische Material‹ der Bevölkerung verbessern zu müssen, und dafür setzen sie auf Menschen mit guter Herkunft. Menschen mit weniger guter Herkunft sind ihnen nicht so lieb.« Er gab Carl einen kameradschaftlichen Klaps auf die Schulter. Ohne Zweifel wusste er mehr darüber als Carl.
    Dann verschwand Assads Lächeln. »Und noch was. Ich hasse es«, sagte er ernst. »Ich hasse es, wenn jemand meint, ein besserer Mensch zu sein als andere, einer überlegenen Rasse anzugehören, du weißt schon.« Er sah Carl an. Es war das erste Mal, dass Assad über ein Thema wie dieses redete.
    »Aber es scheint irgendwie das zu sein, worum es geht, wenn man ein Mensch ist, oder?«, fuhr er fort. »Besser zu sein als andere, das ist es doch, wonach alle streben.«
    Carl nickte. Assad hatte also Diskriminierung am eigenen Leib erfahren. Selbstverständlich hatte er das.
    »Das war damals die reinste Quacksalberei, die die Ärzte praktizierten«, fuhr Rose fort. »Konkret hatten sie nämlich nichts in der Hand. Wenn sich eine Frau asozial benahm, geriet sie sofort ins Visier der Öffentlichkeit. Insbesondere die

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