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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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leid.«
    »Nein, das habe ich nicht gesagt. Wir sehen Rose zurzeit nicht. Aber ich sage es den anderen. Wir haben nämlich keine Geheimnisse voreinander.«
    Was nahm denn das hier für eine Entwicklung?
    »Ah ja. Na gut, dann frage ich jetzt Sie, ob Rose persönliche Probleme gehabt hat oder so etwas wie eine Persönlichkeitsstörung? Wissen Sie, ob sie wegen so etwas mal in Behandlung war?«
    »Na ja, was heißt schon Behandlung? Da weiß ich echt nicht, wie ich das beantworten soll. Sie hat auf jeden Fall den Großteil der Pillen gefressen, die unsere Mutter bekam, als Vater starb. Und gekifft und geschnüffelt und getrunken hat sie auch, sodass sie in gewisser Weise schon eine Form von Behandlung bekommen hat. Eine Selbstbehandlung. Ich weiß nur nicht, ob das geholfen hat.«
    »Geholfen wobei?«
    »Geholfen dabei, nicht mehr Rose zu sein, wenn es ihr schlecht ging. Sie wollte lieber eine von uns anderen sein oder sogar eine ganz andere.«
    »Sie sagen damit, dass sie krank ist, hab ich recht?«
    »Krank? Keine Ahnung, ob sie krank ist. Aber ein bisschen durchgeknallt ist sie auf jeden Fall.«
    So weit war Carl auch schon. »Ist das immer so gewesen?«
    »So lange ich mich erinnern kann. Aber nach dem Tod unseres Vaters wurde es schlimmer.«
    »Aha. Gibt es dafür einen besonderen Grund? Ja, entschuldigen Sie, das mag etwas hart klingen, so ist es nicht gemeint. Ich meine, waren die Umstände beim Tod Ihres Vaters ungewöhnlich?«
    »Ja, das kann man sagen. Er starb bei einem Arbeitsunfall. Er wurde in eine Maschine hineingezogen, sodass sie ihn auf einer Kunststoffplane zusammensammeln mussten. Einer meiner Freunde sagt, die Rettungssanitäter hätten ihn in der Rechtsmedizin mit den Worten abgeliefert: ›Könnt ihr daraus was machen?‹«
    Sie berichtete erstaunlich ruhig. Ja, fast zynisch.
    »Das tut mir leid, ist ja abscheulich, auf diese Weise ums Leben zu kommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie alle das ganz schrecklich mitgenommen hat. Aber auf Rose hatte es offenbar eine besonders starke Wirkung.«
    »Sie war damals im Büro des Walzwerks als Sommerferienvertretung angestellt und sah, wie sie die Plane über den Hof schleppten. Insofern, ja, auf Rose hatte es eine besonders starke Wirkung.«
    Eine furchtbare Geschichte, wen hätte das nicht traumatisiert?
    »Und dann wollte sie plötzlich nicht mehr Rose sein, so einfach ist das. An einem Tag spielt sie den Punk, am nächsten die elegante Lady oder eine von uns Schwestern. Ich weiß nicht, ob sie krank ist, aber Lise-Marie, Vicky und ich haben keine Lust mehr, mit ihr zusammen zu sein, wenn sie urplötzlich eine von uns ist. Das können Sie vielleicht verstehen.«
    »Was glauben Sie, warum ist sie so geworden?«
    »Hab ich vorhin schon gesagt: Sie ist durchgeknallt. Das müssen Sie doch auch wissen, sonst hätten Sie ja nicht angerufen.«
    Carl nickte. Rose war offenbar nicht die Einzige in der Familie, die gut im Schlussfolgern war.
    »Noch eine letzte Frage oder zwei, um die Neugier zu stillen. Sind Sie blond, haben Locken, lieben die Farbe Rosa und tragen plissierte Röcke?«
    Yrsa prustete laut los. »Oh Mann, das haben Sie also auch schon erlebt. Ja, blond und Locken stimmt. Auch das mit der Farbe. Im Moment trage ich zum Beispiel rosa Nagellack und rosa Lippenstift. Aber diesen plissierten Rock hab ich nun echt seit Jahren nicht mehr angehabt.«
    »Mit Schottenkaro?«
    »Ja, der war mal ziemlich cool, kurz nach meiner Konfirmation.«
    »Wenn Sie in Ihren Schrank schauen oder wo auch immer Sie ihn verstaut haben, ich glaube, Yrsa, Sie werden feststellen, dass dieser Rock nicht mehr in Ihrem Besitz ist.«
    Anschließend saß er da und lächelte. Klar, er wusste im Grunde nichts über die übrigen Schwestern, aber so schlimm konnten sie nicht sein, als dass er und Assad nicht mit ihnen zurechtkommen würden, falls sie plötzlich mit Roses Konterfei hier aufkreuzen sollten.

    Es stimmte, die Tivolihalle lag schräg gegenüber vom Rio Bravo, aber eine Halle war es nicht. Jedenfalls hatte er noch nie gehört, dass man ein Kellerloch mit zwei Metern Deckenhöhe als Halle bezeichnen konnte.
    Carls Cousin saß zur Straße hin und vor allem in bequemer Nähe der Toiletten. Er hatte es also nicht eilig, in nächster Zeit irgendwo anders hinzugehen als aufs Klo. Klar, die Blase musste mit den Aktivitäten am oberen Ende des mächtigen Körpers Schritt halten.
    Ronny hielt die Hand in die Höhe, als bestünde ernsthaft die Gefahr, Carl könnte ihn nicht

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