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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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nickten dann den beiden Frauen zu, die den Raum betraten. Die eine kannte sie von der Mütterhilfe, die andere stellte sich nicht vor.
    »Nete Hermansen, wir haben mit Doktor Curt Wad gesprochen und bestätigt bekommen, dass eine Ausschabung deiner Gebärmutter vorgenommen wurde«, sagte diese Frau. »Uns liegen Doktor Wads Unterlagen vor.«
    Daraufhin legten sie eine Mappe vor Nete auf den Tisch. Auf der Vorderseite stand ein Wort, das sie nicht lesen konnte, und darunter stand die Zahl 64, so viel begriff sie.
    »Ja, das hier ist deine Krankenakte, die Doktor Wad geführt hat«, sagte der Anwalt. »Daraus geht klar hervor, dass nach heftigen und unregelmäßigen Blutungen bei dir eine Ausschabung vorgenommen wurde und dass dieser Zustand wahrscheinlich zurückzuführen ist auf einen Spontanabort, den du vor knapp zwei Jahren hattest. Darüber hinaus steht dort, dass du trotz deines jungen Alters kürzlich sexuellen Umgang mit fremden Männern zugegeben hättest, was deine Pflegeeltern bestätigen. Stimmt das?«
    »Ich weiß nicht, was eine Ausschabung ist, aber ich weiß, dass der Doktor Sachen mit mir gemacht hat, die er nicht darf.« Sie presste die Lippen zusammen, um das Zittern unter Kontrolle zu bringen. Die sollten sie auf keinen Fall heulen sehen.
    »Nete Hermansen, ich bin, wie du weißt, Doktor Curt Wads Anwalt, und ich muss dich doch bitten, vorsichtig zu sein mit Vorwürfen, die du nicht beweisen kannst«, sagte der Mann mit dem grauen Gesicht, der sich Philip Nørvig nannte. »Du hast gesagt, Doktor Wad habe einen Schwangerschaftsabbruch bei dir durchgeführt, und dafür konnten die Ärzte in der Klinik hier in Odense keinen Beweis sehen. Doktor Wad ist ein gewissenhafter und sehr tüchtiger Arzt, der Menschen hilft, und keiner, der Ungesetzlichkeiten begeht. Du hast eine Ausschabung bekommen, das ja. Aber das war doch zu deinem eigenen Besten, nicht wahr?«
    Er wackelte mit dem Körper, als wollte er mit seinem Kopf gegen ihren stoßen, aber das konnte Nete nicht noch mehr erschrecken.
    »Er hat sich oben auf mich draufgelegt, dieser geile Bock, und mich gevögelt, und ich habe geschrien, dass er aufhören soll. So war das, ehrlich, verdammt noch mal!«
    Sie blickte in die Runde. Genauso gut hätte sie zu den Bäumen im Wald sprechen können.
    »Ich finde, du solltest dich hüten, solche Wörter zu benutzen, Nete«, sagte die Frau von der Mütterhilfe. »Das ist nicht eben zu deinem Vorteil.«
    Der Anwalt schaute sich vielsagend um. Nete hasste ihn schon jetzt aus tiefstem Herzen.
    »Und dann behauptest du außerdem, dass Herr Doktor Wad sich an dir vergriffen habe«, fuhr er fort. »Hierauf hat Doktor Wad freundlich geantwortet und gesagt, die Ätherbetäubung habe bei dir außergewöhnlich stark gewirkt und in dem Zustand würde oftmals halluziniert. Weißt du, was das Wort bedeutet, Nete?«
    »Nein, und es ist mir auch völlig egal. Denn das Verbotene, das hat er getan, bevor er mir die Maske aufgesetzt hat.«
    An der Stelle sahen sich alle an.
    »Nete Hermansen. Wollte man sich wirklich an seiner Patientin vergehen, dann würde man doch warten, bis die Patientin bewusstlos ist, nicht wahr?«, rief die Frau, die sie noch nie gesehen hatte. »Ich muss schon sagen, es fällt wirklich sehr schwer, dir zu glauben. Jetzt erst recht.«
    »Aber so ist es gewesen!« Nete sah sich um und realisierte erst in dem Moment, dass keiner der Anwesenden auf ihrer Seite war.
    Da stand sie auf und spürte wieder das Ziehen im Unterleib und das Feuchte in der Unterhose. »Ich will jetzt nach Hause«, sagte sie. »Ich nehme den Bus.«
    »Ich fürchte, Nete, das wird nicht so leicht gehen. Entweder nimmst du deine Vorwürfe zurück, oder wir müssen dich bitten, hierzubleiben«, sagte einer der Polizisten. Er schob ihr ein Blatt Papier hin, das sie nicht lesen konnte, und deutete auf eine Zeile ganz unten.
    »Du musst nur unterschreiben, dann kannst du gehen.«
    Die hatten leicht reden. Dafür musste man ja lesen und schreiben können.
    Nete schaute vom Tisch auf und zu Curt Wad hinüber, der ihr gegenübersaß. Als ihre Blicke sich begegneten, sah sie in seinen Augen einen Hauch von Anzüglichkeit aufblitzen, und alles in ihr sträubte sich dagegen.
    »Nein, er hat das genau so gemacht, wie ich's gesagt habe!«, wiederholte sie.
    Da baten sie sie, an einem Tisch in der Ecke Platz zu nehmen, während sie sich berieten. Besonders die Frauen schienen die Sache sehr ernst zu nehmen, und mehrfach, wenn sie sich an ihn

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