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Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)

Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)

Titel: Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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wieder aufs Pferd geklettert. Jedes einzelne Mal, das er abgeworfen wurde. So viel Biss hätte ich dem kleinen Spinner gar nicht zugetraut. Respekt!“
    „Warum musste er denn so ein wildes Pferd reiten?“, fragt Sofie empört. „Er hätte sich das Genick brechen können! Der Ärmste!“
    Manu bläst die Wangen auf und lässt die Luft mit einem leisen Pfiff entweichen. „Wild? Er hat den lahmsten Anfängergaul bekommen, den wir im Stall haben. Es war schon ein Wunder, dass er nicht verkehrt rum aufgestiegen ist! Wenn ihr mich fragt, hat der Typ im Leben noch nicht auf einem Pferd gesessen.“
    „Aber im Jahrbuch steht, dass Polo sein Hobby ist“, wendet Carlotta ein. „Muss man dazu nicht gut reiten können? Das spielt man doch auf Pferden, oder nicht?“
    „Doch, klar“, bestätigt Manu. „Das war ja auch seine Ausrede. Englische Poloponys wären viel kleiner als unsere Warmblüter, hat er gesagt. Deshalb wäre er nicht mit dem Pferd zurechtgekommen. Ha, ha, wer’s glaubt, wird selig!“
    „Das ist merkwürdig.“ Carlotta nimmt eine Handvoll Gummibärchen aus der Schale, die vor ihr auf dem Schreibtisch steht, und kaut nachdenklich. „Wieso gibt er alle möglichen Hobbys an, von denen er überhaupt keine Ahnung hat? Es muss ihm doch klar sein, dass er damit früher oder später auffliegt. Warum lügt er? Ist doch peinlich!“
    „Ich finde, seine Erklärung mit den Poloponys klingt logisch“, erwidert Sofie. „Wenn die englischen Pferde kleiner sind als die deutschen, muss er sich doch zuerst an den Größenunterschied gewöhnen!“
    „Ja, klar! Bestimmt sind deutsche Tennisschläger auch größer als englische. Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?“ Manu rollt die Augen zur Decke. „Hast du’s immer noch nicht gemerkt? Der Typ hat einen Dachschaden! Der leidet unter Selbstüberschätzung, wenn ihr mich fragt.“
    Sofie schiebt die Unterlippe vor und schmollt.
    „Also doch keine englische Bescheidenheit?“, fragt Carlotta.
    „Nie im Leben“, antwortet Manu überzeugt. „Ich weiß zwar nicht, was genau mit Mister Brentley nicht stimmt, aber dass bei dem was hakt, ist klar wie Kloßbrühe.“
    Carlotta nimmt sich noch ein paar Gummibärchen und schaut aus dem Fenster in den Park. Langsam wird die Sache mit diesem Prinzen immer merkwürdiger. Wenn es wahr ist, was Manu behauptet, könnte es noch ziemlich interessant werden. Was wohl als Nächstes passiert? Verwechselt Julian Schach mit Halma? Spielt er statt Golf vielleicht nur Minigolf?
    „Fortsetzung folgt“, murmelt sie nachdenklich.

Weil ihre Mutter und das Nilpferd sie am Freitag nicht im Internat abholen können, muss Carlotta nach Schulschluss mit Bus und Bahn ins Heimfahrtwochenende starten. Und das mit all dem Gepäck! Sie stöhnt auf, als sie – eine Tasche rechts, eine Tasche links und den vollgestopften Rucksack auf dem Rücken – die Schlosstreppe hinunterwankt, um den Mittagsbus in die Stadt zu erwischen. Wenn sie den verpasst, verpasst sie in Bieneburg auch gleich noch den Zug. Dann müsste sie drei Stunden auf den nächsten warten und wäre erst am späten Abend zu Hause. „Lieber bleib ich hier und lass das Wochenende sausen“, ächzt sie.
    „Hey, warte!“, ruft jemand hinter ihr. „Fährst du auch mit dem Bus?“
    Nikolas? Carlotta versucht eine Ponyfranse, die sich vor ihren Augen kringelt, wegzupusten und sich gleichzeitig umzudrehen. Dabei stolpert sie beinah über den untersten Treppenabsatz.
    „Äh, ja“, sagt sie, als Niko sie erreicht. „Meinen Eltern ist was dazwischengekommen.“
    „Cool“, meint Niko. „Dann können wir bis zum Bahnhof zusammen fahren.“
    „Ja, cool“, stammelt Carlotta, während das Gewicht ihres Gepäcks sie fast in die Knie zwingt. Zwar wird die Wäsche normalerweise im Internat gewaschen, aber ihre Lieblingsklamotten nimmt sie lieber mit nach Hause. Da duftet das Waschmittel besser. Aber wieso ist schmutzige Wäsche eigentlich so schwer? Gibt es dafür eine logische physikalische Erklärung? Und überhaupt: Wenn Niko ein Kavalier wäre, würde er ihr eine Tasche abnehmen oder es zumindest anbieten. Oder ist das vielleicht altmodisch gedacht?
    Hundertpro, sagt sie zu sich selbst. Du willst emanzipiert sein? Dann reiß dich gefälligst zusammen! Selbst ist die Frau! Auch wenn’s manchmal schwerfällt.
    Ein unauffälliger Seitenblick beweist ihr außerdem, dass Niko fast noch mehr zu schleppen hat als sie. Selbst wenn er wollte, hätte er keinen kleinen Finger mehr frei.

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