Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)
gesagt?“, will Sofie sofort wissen, als sie zusammen in die Umkleide gehen.
„Wer?“
„Julian! Du hast doch gerade mit ihm gesprochen!“
„Ach der …“, Carlotta lacht. „Der hat sich nur bei mir entschuldigt, weil ich ihn fast angerempelt hätte. Habt ihr gesehen, wie der Tennis spielt? Ich glaub, das können sogar meine Brüder mit ihren Federballschlägern besser!“
Sofie bleibt stehen. „Vielleicht hatte er nur einen schlechten Tag.“
„Ja, klar.“ Manu grinst. „Oder er hat sich absichtlich so tapsig angestellt, weil er uns nicht frustrieren wollte. In England nennt man das Understatement. Diese Lords sollen doch alle so höflich sein.“
Carlotta runzelt die Stirn. „Du meinst, in Wirklichkeit spielt er perfekt, aber er wollte nur nicht damit angeben?“
„Möglich wär’s.“ Manu öffnet die Tür zum Umkleideraum. „Ich glaub, Engländer sind in dieser Beziehung irgendwie anders als andere.“
Die Erklärung gefällt Sofie. Sie schnurrt wie eine zufriedene Katze.
Carlotta folgt ihren Freundinnen nachdenklich. Ob Manu Recht hat? Ist Julian in Wirklichkeit ein Tennis-Crack? Bisher wirkt er so undurchsichtig, dass sie noch nicht genau weiß, was sie eigentlich von ihm halten soll. Auf jeden Fall traut sie ihm einiges zu. Vielleicht sogar britisches Understatement.
In der Umkleide ist der Neue ebenfalls Gesprächsthema Nummer eins.
„Sind euch seine Tennisschuhe aufgefallen?“, fragt Vicky beeindruckt. „Die teuerste Marke, die’s gibt!“
Die anderen Mädchen nicken – bis auf Carlotta und Manu, die augenrollend Blicke wechseln.
„Seine Kleidung ist wirklich geschmackvoll“, schwärmt Nadine. „Entweder kauft er nur in den besten Londoner Geschäften oder er hat einen exzellenten Herrenschneider und lässt alles nach Maß anfertigen. Auf jeden Fall besitzt er Stil und Klasse. Das ist nicht zu übersehen.“
„Ich wette, er ist enger mit dem britischen Königshaus verwandt, als er zugibt.“ Simone wirft ihre Haare zurück, um sie zu bürsten. „Vielleicht ist Brentley gar nicht sein richtiger Name. Vielleicht ist er in Wirklichkeit ein Windsor.“
Durch den Umkleideraum geht ein Raunen.
„Du meinst … er könnte ein Prinz sein?“, fragt Sofie mit glänzenden Augen.
Simone nickt. „Die Windsors sind eine weit verzweigte Sippe. Gut möglich, dass er ein Ableger ist. Sein Benehmen ist wirklich sehr aristokratisch. Das kommt nicht von ungefähr. So etwas ist angeboren. Das liegt im Blut.“
„Und euch liegt chronische Blödheit im Blut!“ Manu gibt ein röchelndes Geräusch von sich. „Habt ihr sie eigentlich noch alle?“
Carlotta kann es ihr nicht verdenken. Was für eine Hysterie! Und das nur, weil der marsianische Prinz möglicherweise einem europäischen Königsgeschlecht angehört und blaublütig ist. Das ist dermaßen albern! Kopfschüttelnd schlüpft sie aus ihren Sportsachen. Wenn sie nicht schnellstens unter die Dusche kommt, schreit sie.
Während kurz darauf das warme Wasser auf ihren Kopf prasselt, denkt sie an Brendan. Ob der vielleicht auch glaubt, dass sie nur so getan hat, als könne sie nicht Tennis spielen? Bestimmt nicht. Aber sie ist ja auch nicht mit irgendwelchen Königen verwandt. Das ist natürlich ein riesiger Unterschied.
Am nächsten Nachmittag platzt Manu laut lachend ins Zimmer. Sie kommt vom Reitunterricht und verströmt einen herben Geruch nach Pferd und Stall. In ihren Locken hängt ein Strohhalm, an ihrem linken Reitstiefel klebt Mist.
Sofie rümpft die Nase, aber Manu achtet nicht auf sie. Sie schlüpft aus den Stiefeln und wirft sich immer noch lachend auf ihr Bett. Carlotta muss automatisch mitlachen, obwohl sie keinen Schimmer hat, worum es überhaupt geht.
„Ihr glaubt es nicht!“, prustet Manu. „Dieser Brentley! Ich fass es nicht, dieser Typ, hihi …“
Sofie blättert in einem Buch mit klassischen Klaviernoten. Ihr Kopf fährt ruckartig herum. „Julian? Was ist mit ihm?“
Manu wischt sich mit dem Ärmel ihrer Karobluse die Lachtränen vom Gesicht. „Er ist vom Pferd gefallen. Nicht nur ein- oder zweimal, sondern ungefähr zehnmal hintereinander! Irgendwann hab ich aufgehört mitzuzählen. Es war zu schön!“
Sofie schnappt nach Luft. „Es ist sehr schadenfreudig, darüber zu lachen!“
„Man sagt schadenfroh, nicht schadenfreudig.“ Carlotta muss sich zwingen einigermaßen ernst zu bleiben.
„Keine Panik, er hat sich nicht wehgetan“, versichert Manu grinsend. „Er hat sich hochgerappelt und ist
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