Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)
Gepolter. Wenn’s noch lauter wird, sterb ich!“
Sofie niest. Ein riesiges Pferd streckt seinen Kopf über die Boxentür in den Stallgang und beschnuppert sie neugierig.
Sofie weicht entsetzt zurück.
„Soll ich ein Foto von euch machen?“ Niko kichert und stolpert im nächsten Moment fast über einen Eimer.
Carlotta stöhnt auf. Das ist ja schlimmer als Geisterbahnfahren! Wenn sie wenigstens das Licht anmachen könnten! Aber daran ist natürlich nicht zu denken. Durch die Fenster wäre der Lichtschein von draußen garantiert zu sehen.
Gänsehaut kriecht über ihren Rücken. Ihre Nackenhaare richten sich auf. Hat Manu nicht mal erzählt, dass der Stallmeister einen Wachhund hat? In der Erwartung, jeden Augenblick ein Knurren zu hören und den heißen Atem eines abgerichteten Monsters in den Kniekehlen zu spüren, schließt sie ihre Augen und tastet sich blind vorwärts.
„Wo würdet ihr euch verstecken, wenn ihr keine Angst vor Pferden hättet?“, raunt sie den anderen zu.
„Ich hab keine Angst vor Pferden“, antwortet Niko sofort. „Im Gegenteil. Die sind groß, stark und sehr fotogen. Und außerdem –“
Sofie würgt seinen Redefluss kurzerhand ab. „Auf dem Boden, wo das Heu bewahrt wird“, sagt sie. „Ein Onkel von mir hat einen Bauernhof. Im Heu ist es sehr gemütlich, wenn es draußen stürmt und regnet.“
Heuboden klingt gut, findet Carlotta. Fragt sich nur, wo der ist.
Sie stößt sich das Schienbein an einer Schubkarre, beißt die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien, weicht einem monströsen Pferdekopf aus, der plötzlich vor ihr auftaucht und sie anschnaubt, und entdeckt schließlich in dem Schein einer blassen Laterne, der durch ein fast blindes Fenster fällt, eine Treppe, die zu einer Bodenluke führt. Die Luke ist offen.
„Wenn das da oben nicht der Heuboden ist, fress ich einen Strohballen“, brummt sie. „Und zum Nachtisch eins von diesen Pferdehalftern.“
„Guten Appetit“, sagt Niko fröhlich und macht ein Foto.
„Ohne Blitz?“, fragt Carlotta.
„Hochempfindlicher Spezialfilm“, antwortet Niko. „Extra für Nachtaufnahmen.“
Carlotta unterdrückt einen Seufzer. Irgendwie hat Niko immer das letzte Wort und für alles eine Lösung. Kann das sein? Aber süß ist er trotzdem. Und seine Lippen schmecken gut. Und überhaupt ist alles an ihm ziemlich perfekt, findet Carlotta. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit.
Nacheinander stapfen sie die schmale Stiege hinauf und tasten sich an Futtersäcken und aufgestapelten Heu- und Strohballen entlang. Irgendetwas raschelt leise neben ihrem linken Ohr. Carlotta will sich lieber nicht vorstellen, was es ist. Ob es hier Riesenratten oder ähnliche Ausgeburten der Finsternis gibt? Fledermäuse? Kleine Vampire, die statt immer nur Pferde anzuzapfen vielleicht gerne mal ein bisschen Menschenblut schlabbern würden? Sie schüttelt sich und versucht sich auf etwas anderes zu konzentrieren.
„Hey, Manu!“, wispert sie auf gut Glück in die staubige Düsternis. „Wir sind’s. Komm raus! Und bring Julian am besten gleich mit!“
Sofie muss schon wieder niesen und hält sich die Nase zu, bevor sie es wagt, die mitgebrachte Taschenlampe einzuschalten. Der Heuboden hat keine Fenster. Die Gefahr, von draußen entdeckt zu werden, ist gering. Nur leider scheint die Batterie nicht mehr die stärkste zu sein. Mehr als ein dämmriges Schummerlicht bringt die Lampe nicht zu Stande und das reicht gerade mal ein paar Zentimeter weit. Nicht wirklich hilfreich.
Als es noch einmal raschelt – und dann auch noch unmittelbar vor ihnen –, schreit Carlotta leise auf. Niko hält sie mit einer Hand zurück und reicht ihr seine Kamera. Mit der anderen Hand zückt er sein Handy und schaltet es ein. Das helle Display leuchtet auf.
„Ist da jemand?“, fragt er und macht einen Schritt vorwärts.
„Wer will das wissen?“, fragt eine Stimme zurück.
Niko richtet sein Handydisplay in die Richtung, aus der die gedämpfte Stimme gekommen ist.
„Manu!“, sagen Carlotta und Sofie gleichzeitig.
Sofie schüttelt ihre Taschenlampe und entlockt ihr einen etwas helleren Strahl.
Manu und Julian liegen in einem weichen Bett aus Stroh und grinsen verschlafen um die Wette.
„Good morning“, sagt Julian fröhlich. „Ist es schon Zeit zum Aufstehen?“
„Ich hoffe, ihr habt was Leckeres zum Frühstück mitgebracht!“, murmelt Manu und gähnt.
„Ich kann es nicht fassen, dass ihr eingeschlafen seid!“ Carlotta liegt in ihrem Bett und
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