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Carlotta steigt ein

Carlotta steigt ein

Titel: Carlotta steigt ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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Schokolade los, bis sie einen Anruf
beantwortet hatte. Dann blickte sie mit hochgezogenen Brauen auf.
    «Gemütliches Taxi», sagte ich
und rieb mir das Hinterteil.
    «Wie lange soll das denn so
gehen?»
    «Ich habe doch erst angefangen,
Gloria. Gib mir eine Chance.»
    Sie schmatzte weiter Erdnüsse.
    «Gloria, einer dieser
Personalbögen ist —» Ich wollte eben sagen «ein Haufen Scheiße». Soweit hatte
ich die Geheimpolizistenmentalität schon intus. Ich bremste mich. «Einer dieser
Bögen ist unvollständig.»
    «Ach ja?»
    «Du hast vor anderthalb Jahren
einen Typen namens John Flaherty eingestellt und nichts in den Unterlagen außer
seiner Adresse.»
    «So?»
    Gloria war äußerst gesprächig.
    «Von allen anderen hast du eine
lange Liste ihrer früheren Tätigkeiten.»
    «Vielleicht ist es seine erste
Anstellung.»
    «Bei einem 31jährigen? Lernt er
so langsam?»
    «Nun hör mal zu, er fährt seine
Taxe. Er kreuzt auf. Er ist in Ordnung.»
    «Er kommt hier mir nichts, dir
nichts an, sogar ohne Sozialversicherungskarte, und du stellst ihn ein? Erzähl
mir doch nichts.»
    «Halt dich da raus, Carlotta.
Das hat nichts mit Eugene Devens zu tun.»
    «Davon mußt du mich erst
überzeugen.»
    Sie schürzte die Lippen und biß
dann darauf, bis sie kaum noch zu sehen waren. «Wenn du mehr über Flaherty
wissen willst —»
    «Ja?»
    «Sprich mit Sam.»
    Ich versuchte, genauso
ausdruckslos dreinzuschauen wie sie. «Hat Gianelli diesen Mann empfohlen?»
    «Sprich mit Sam, mehr kann ich
dir nicht sagen, und auch das ist schon zuviel. Kommst du heute nacht rein?»
    «Ja. Und sieh zu, daß du mir
ein Auto gibst, das auch fährt.»
    Ich hätte das nicht so
ärgerlich sagen sollen, denn meine Wut hatte nichts mit Gloria zu tun. Sie sah
mich irgendwie nachdenklich an und zog die Augenbrauen hoch. Manchmal denke
ich, sie kann meine Gedanken lesen, als schwebten sie in einer Sprechblase
durch die Luft.
     
     
     

20
     
    Ich war total erschöpft, und
mein Hintern tat weh. Vielleicht wäre ich eingeschlafen, wenn ich gleich nach
Hause gefahren wäre, aber dann hätte ich den Volleyball verpaßt, was eigentlich
nicht schlecht gewesen wäre in Anbetracht der Tatsache, daß Caitlin, unsere
beste Spielerin, wegen einer Grippe ausgefallen war und alle Frauen nun
versuchten, ihre Abwesenheit wettzumachen, wobei sie dauernd ineinander und auf
den Fußboden krachten. Ich bekam einen Ellbogen zwischen die Rippen, der mir
den Atem benahm. Nachdem wir drei zu zwei gegen ein Team gewonnen hatten, das
wir eigentlich 3:0 hätten schlagen müssen, schwamm ich meine 20 Runden, hatte
aber immer noch eine Überdosis Adrenalin. Na ja, ich hatte irgendwo gelesen,
daß es leichter ist, sich an eine neue Schicht zu gewöhnen, wenn man noch ein
paar Stunden länger aufbleibt, statt sich zum Schlafen zu zwingen, obwohl man
gar nicht müde ist.
    Ich ging aus reiner Gewohnheit
zu Dunkin’ Donuts. Mein Magen war sich nicht schlüssig, ob er ein Dinner
oder Frühstück haben wollte. Ich bestellte einen einzigen Zimtkrapfen und
schwarzen Kaffee. Wenn ich bei Dunkin’ Donuts blieb, brauchte ich nicht
nach Hause zu gehen. Wenn ich nicht nach Hause ging, brauchte ich meinen
Anrufbeantworter nicht abzuhören und nicht auf irgendwelche Mitteilungen von
Sam Gianelli zu reagieren. Und wenn ich nicht mit Sam sprach, brauchte ich auch
keine Möglichkeit zu suchen, ihn unauffällig über John Flaherty auszufragen,
den Mann ohne persönliche Daten.
    Ich konnte förmlich hören, wie
ich ihm bei unserem Bettgeflüster ab und zu etwas über Flaherty aus der Nase
zog, so ungefähr in dem Stil: «Sag mal, Sam, was ich dich immer schon fragen
wollte: Habt ihr eigentlich in den letzten anderthalb Jahren jemanden neu
eingestellt in der Firma?»
    Ich verbrannte mir die Zunge am
Kaffee und setzte die Tasse so schnell ab, daß er in die Untertasse schwappte
und fast über die Theke gespritzt wäre. Warum sind die einfachen Sachen am Ende
immer so kompliziert? Ich hatte den Mann wiedergesehen, und ich mochte, was ich
sah. Ich hatte mich auf ein paar unkomplizierte Rendezvous eingestellt. Ich
hätte es besser wissen müssen. Reiner Sex ohne Haken und Ösen ist eine seltene
Handelsware.
    Ich rief die Vermißtenstelle im
Bezirk D an und schikanierte einen armen Sergeant. Nichts über Eugene Devens.
Ich rief meine Klientin an, in der Hoffnung, der ungeratene Bruder hätte
plötzlich gemerkt, was sich gehört, und seine kränkelnde Schwester besucht.
Kein Glück.
    Ich hatte den

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