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Carolin - GesamtWerk

Carolin - GesamtWerk

Titel: Carolin - GesamtWerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Bruno Greulich
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Feingliedrige saß verträumt auf dem Sofa. Ein drahtiger schnurrbärtiger Aufseher, den sie noch nicht gesehen hatte, holte sie ab. Auch er packte sie wie seine Kollegen am Oberarm. Beim Hinausgehen begannen sich die Herren miteinander zu unterhalten, tauschten sich wohl über ihre Qualitäten aus.
    Sie wurde in die Villa gebracht und dort zur Dusche, unter der schon Claire stand, von der Tür aus von einem muskulösen Aufseher beobachtet, den Carolin ebenfalls zum ersten Mal sah. Offenbar war Schichtwechsel gewesen. Carolin gesellte sich zu Claire unters erfrischende Wasser und sie tauschten ein müdes Lächeln. Gleich wandte Claire den glanzlosen Blick wieder ab, sicherlich hatte man auch sie ziemlich strapaziert. Gemeinsam wurden sie von beiden Aufsehern eine Treppe hinauf und oben ins letzte Zimmer des Korridors geführt. — Oh. So also schliefen die Mädchen? An jeder Wand standen drei Käfige, gut zwei Meter lang, kaum einen Meter breit und hüfthoch, ausgestattet mit einer Matratze und einer rosafarbenen Decke. Drei von ihnen waren noch leer und der letzte auf der linken Seite war für Carolin, der mittlere rechts für Claire vorgesehen. Sie krochen auf allen vieren hinein und hinter ihnen wurden die Gittertüren mit großen Schlüsseln abgeschlossen. Schweigend verließen die Aufseher den Raum und das trübe gelbe Licht verlosch.
    Seufzend breitete Carolin die dünne Decke über sich und schloss die Augen. Wirklich ruhig war es hier nicht. Eines der Mädchen schnarchte, eine andere drehte sich von einer Seite zur anderen, irgendeine seufzte schwer. Vor Carolins Augen tauchten die Bilder des Tages auf. Unglaublich, was man hier mit ihr tat, unglaublicher noch, dass sie das alles ertragen konnte. Und sogar mehr als nur ertragen … Keiner der Männer war in ihren Schoß gekommen, als sei das hier ein Tabu, alle hatten Lust geschürt, ohne sie zu stillen, und nun, da Carolin mit sich alleine war, wurde das Begehren in ihr fordernder und quälender, je länger sie sich auf der Matratze wälzte.
    Das letzte der Mädchen, Christine, wurde hereingebracht und in den Käfig gesperrt, wieder verlosch das Licht und bald waren Christines gleichmäßige Atemzüge zu hören. Alle schliefen, nur Carolin nicht … Wie von alleine glitten die Hände über ihren Bauch, die Schenkel, zwischen die Beine. Sie versuchte das wohlige Seufzen zu zügeln, damit niemand aufwachte und sie bei ihrem Treiben ertappte. Als hätte sie hier einen guten Ruf zu verlieren … Sie zerfloss in der Erlösung, die wie eine Welle des Trostes über sie schwappte; der Käfig wurde zum Himmelbett …
     
    *
     
    Die kommenden Tage verrannen im gleichbleibenden Rhythmus. Den Nachmittag verbrachten die Mädchen draußen auf dem Platz, den Abend in »ihren« Häusern, aber mit stets wechselnden Männern. Auch das Wetter änderte sich nicht, strahlend blau war der Himmel, von keinem Wölkchen getrübt, fast hätte man meinen können, er sei nicht echt, sondern eine riesige, über die unwirkliche Kolonie gestülpte Glocke. Zwei der Mädchen, Nicole und Claire, wurden durch neue ersetzt. Erstaunlich, dass man immer wieder neue Opfer fand. Aber na ja, gar zu schwierig war es wohl nicht … Wie das Wetter, so blieben auch Carolins Gefühle gleich. Scham gehörte dazu und die Furcht vor der Peitsche, der sie dank ihres tadellosen Gehorsams aber entging. Schwester der Furcht war die Ohnmacht, das Wissen, dass es hier auf diesem Hügel keine Rettung vor den Wünschen der Herren gab, den unumstrittenen Herrschern der kleinen Welt, die keine andere, keine große Welt neben sich duldete. Sehnsucht nach Simon und danach, endlich wieder wie ein Mensch behandelt zu werden, nicht wie ein Tier, gehörten der Skala der Gefühle an, ebenso die tiefe, unbegreifliche Lust, die treu bei ihr blieb. Noch keiner ihrer bisherigen Urlaube war so empfindungsreich gewesen …
    Eines Morgens, als sie aus dem Käfig kroch, wurde sie nicht mit den anderen Mädchen in den Frühstücksraum geführt wie gewohnt, sondern musste an der Seite des kleineren der Aufseher warten, bis sie alle den Raum verlassen hatten. Dann zog er einen kleinen Schlüssel aus der Westentasche und öffnete die Schlösser ihrer Bänder, nahm ihr eines nach dem anderen ab. War es wirklich schon vorbei? Das aber war doch nicht der richtige Gedanke! Endlich war sie erlöst. Sie durfte zur Toilette gehen, ohne Beobachtung wie ein richtiger Mensch, und als sie wieder ins Zimmer kam, lag das weiße Kleid bereit, mit

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