Carolin - GesamtWerk
wechselten sich im Fünfsekundentakt die Gesichter junger Frauen ab, deren Namen in großer roter Schrift mit eingeblendet wurden. Eine Blonde hieß Cornelia, die folgende Dunkelhaarige Jacqueline (oder jedenfalls nannten sie sich so oder wurden so genannt, wer konnte das schon wissen).
Ohne jedes Wort legte ihr Simon ein schwarzes Lederhalsband und lederne Armbänder um, als könne es keinen anderen Schmuck für sie geben, und sorgsam zog er die Schnallen stramm. »Matthias interessiert sich sehr für deinen Urlaub, vor allem für deine Erlebnisse in der Kolonie. Doch konnte ich ihm nichts darüber erzählen, da ich von dir nichts erfuhr.«
Sie senkte den Blick. Wie hätte sie ihm davon berichten können, wie hätten die Worte klingen sollen, die das Unbeschreibliche zu Bildern formten? Sie musste die Hände auf den Rücken legen und ein Karabinerhaken fesselte ihre Armbänder aneinander. — Was war das? Das war doch ihr Gesicht auf dem Bildschirm, sinnlich verklärt, die Lippen halb geöffnet, und daneben ihr Name? Gleich wurde es durch das Foto einer anderen Frau ersetzt, war verschwunden, so flüchtig wie ein Wimpernschlag. »Simon, was ist das?«
Er lächelte geheimnisvoll. »Man muss das Medium nutzen. Schau!« Seine Hand legte sich auf die Maus und er klickte auf den Link zu den Mädchen. Eine Liste mit Namen tauchte auf, dabei auch der ihre. Ein Klick darauf füllte den Bildschirm mit ihrem Gesicht, es war die Aufnahme, die sie eben in Klein gesehen hatte. Rechts am Rand standen die ersten beiden Ziffern der Postleitzahl, ihr Geburtsjahr, die Körper- und Körbchengröße — und die »besonderen Eigenschaften«: »Bestens erzogen, fügsam, in jedem Eingang bequem zugänglich, an die Peitsche gewöhnt.« — Oh Gott. Wurde sie auf diese Weise etwa fremden Männern angeboten? Simon klickte auf einen Link, der zu einer »Galerie« führte. Dort gab es die Fotos zu sehen, die mit Zacharias bei ihr daheim entstanden waren, jedes ließ sich auf Bildschirmgröße zoomen. Sie sah sich auf den Lehnen des Sessels knien, direkt von hinten und von der Seite fotografiert, wie obszön diese Stellung doch war, und sah ihr Gesicht in mehreren Großaufnahmen, auf manchen von Sperma besudelt, auf anderen waren ihre Lippen um den Penis geschlossen. Und das im Internet, dargeboten der ganzen weiten Welt, und schlimmer noch, auch der kleinen Welt ihrer Umgebung. Was war, wenn ein Bekannter oder ein Kollege den Weg auf diese Seite fand? »Simon …«
Sein mahnender Blick erstickte ihren Einwand im Keim. »Nur eingetragene und gut bezahlende Mitglieder haben Zugriff auf diese Seite. Außerdem sind die Aufnahmen sehr gut geworden. — Aber erzähle Matthias jetzt von deinem Urlaub!«
Erschrocken sah sie, dass Matthias eine kurze, gedrungene, kräftige Peitsche mit langem Riemen hinter dem Sofa hervorholte. Dass es eine insgeheime unbegreifliche Sehnsucht nach der Peitsche in ihr gab wie nach einer Droge, die über die Sorgen des Alltags enthob, die Dinge ordnete und die Seele läuterte, hatte sie inzwischen begriffen, doch war sie im Augenblick viel zu nahe, um ersehnt zu werden. Es blieb die Furcht. Warum sollte es keine Worte zur Schilderung ihrer Erlebnisse geben? Alles ließ sich beschreiben. »Es gab einen Platz mit Häusern ringsum, in deren Mauern eiserne Ringe eingelassen waren …« Simons fordernder Blick entriss ihr die nächsten Worte. »Daran waren nackte Frauen gekettet.«
Matthias hob die Augenbrauen, als werde es jetzt interessant, und wies zum blauen Sessel. »Sie soll ihre Geschichte da drauf erzählen, so wie auf den Bildern. Das ist ein guter Platz für sie.«
Nein, das war kein guter Platz, viel zu unbequem, viel zu obszön! Aber sie wehrte sich nicht, ließ sich von den Männerhänden hinaufhelfen und kniete mit weit gespreizten Schenkeln auf den Armlehnen nieder. Hilflos sank ihr Gesicht auf den gepolsterten breiten Abschluss der Rückenlehne. Sie sah Simon vor sich treten und spürte zugleich eine Hand auf dem Hintern. Ein Finger wühlte an ihrem Eingang und durchbrach die Rosette, schob sich in sie. Er verblieb in ihr, während sie ihre Erlebnisse zögernd schilderte, unterbrochen von ihren Seufzern, wenn er sich krümmte oder tiefer stieß. Leise und beschämt berichtete sie, dass die Mädchen vor jedem Mann, der sich ihnen näherte, auf die Knie gehen und ihn im Mund empfangen mussten.
Matthias war beeindruckt. »Man weiß dort mit Weibern umzugehen.«
Auch von den Abenden musste sie erzählen,
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