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Carolin - GesamtWerk

Carolin - GesamtWerk

Titel: Carolin - GesamtWerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Bruno Greulich
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… Aber Sie werden verstehen, dass unter diesen Umständen eine Weiterbeschäftigung in unserer Firma nicht möglich ist.« Sein Blick wurde verschwörerisch. »Es sei denn, Sie würden sich mir hin und wieder ein bisschen entgegenkommend zeigen … Dann müsste niemand im Büro von Ihrem Treiben erfahren.« Sich ihm entgegenkommend zeigen? Diesem ewig missmutigen Mann, der wie das personifizierte schlechte Gewissen durch die Büros schlich auf der Suche nach Fehlern seiner Untergebenen und von dem noch niemand ein freundliches Wort gehört hatte? Wie oft würde das hin und wieder sein, einmal pro Woche, zweimal oder öfter? Seine Miene wurde drohend. »Sollten Sie aber reserviert bleiben, sehe ich mich gezwungen, die Kündigung in die Wege zu leiten, was ohne Angabe des Grundes nicht möglich ist, wie Sie ja wissen.«
    Das war glatte Erpressung. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er keine Skrupel hatte, sie vor allen Kollegen bloßzustellen. — Sollte er doch! Es würde sie nicht mehr treffen können. Die Entscheidung war gefallen und sie fand den Mut, ihn anzuschauen. »Machen Sie, was Sie wollen.« Ohne sich auf eine weitere Diskussion einzulassen, drehte sie sich um und ging hinaus, nahm in ihrem Büro den Mantel von der Garderobe, winkte den verdutzten Kolleginnen zum Abschied beiläufig zu und flüchtete in ihr Auto. War es richtig, was sie tat? Sie wusste es nicht. Doch blieb ihr wohl keine andere Wahl.
    Sie fuhr direkt zu Simon und erzählte ihm von ihrem Erlebnis. Ungerührt zuckte er mit den Achseln. »Sei froh, dass du den Job endlich los bist. Er hat dir ja sowieso nicht gefallen und war miserabel bezahlt.« In seine Arme geschmiegt breitete sich Erleichterung in ihr aus. Ja, er hatte recht. Und es gab ja noch andere Aufgaben für sie, die reizvoller waren und dazu auch noch wesentlich mehr Geld einbrachten …
    Eine ihrer »anderen Aufgaben« wartete schon zwei Tage später auf sie; dass sie allerdings Geld einbrachte, war zu bezweifeln, da Simon einen Freund zu sich eingeladen hatte und sie nicht annahm, dass dieser etwas bezahlen musste. Aber egal. Es ging ihr nicht ums Geld. Wer aber war der eingeladene Freund, doch nicht etwa Matthias? Simon, der ihre Furcht vor dessen harter Hand kannte, lächelte beschwichtigend. »Nein, nicht Matthias. Lass dich überraschen.«
    Es blieb ihr nichts anderes übrig. Der Tisch der großen Küche war für hiesige Verhältnisse geradezu festlich gedeckt mit einem weißen Tischtuch, roten Servietten und einer langen bauchigen Kerze auf unscheinbarem weißem Keramikhalter, dazu mit Simons abgenutztem Geschirr, das den guten Gesamteindruck etwas trübte. Doch wurde ja nicht die Queen erwartet. Und wenn schon nicht die Queen kam, musste es auch kein Galadiner geben, sondern genügte eine von Simon selbst zubereitete Lasagne, die im Backofen schmorte und nach der das ganze Haus duftete. Carolin machte sich im Bad zurecht, stöckelte dann verlegen vor Simons Augen und wurde wohlwollend von ihm gemustert. Klar, dass sie ihm gefiel in ihren schwarzen hochhackigen Sandaletten, den schwarzen Strapsen und der kleinen weißen spitzenbesetzten Servierschürze, die er im Internet für sie besorgt hatte. Ihren Hals und die Hand- und Fußgelenke umschlossen lederne schwarze Manschetten. »Wir werden eine artige Zofe aus dir machen«, sagte er lächelnd. Eine Zofe, in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes eine »Hinterhertrottende«, eine Dienerin also; es klang wie eine Schmähung und eine Verheißung.
    Es läutete und er schickte sie zur Tür. So sollte sie aufmachen? Aber natürlich. Sie öffnete so vorsichtig, als könnte draußen ein GEZ-Schnüffler lauern, doch nein, es war Johann, der hagere Mann mit dem langen braunen Haar, den sie ganz am Anfang ihres Zusammenseins mit Simon auf den Stuhl gefesselt und mit verbundenen Augen als Überraschung empfangen hatte, ihre Premiere sozusagen. Seine Augen weiteten sich, sein ganzes frisch rasiertes Gesicht wurde zu einem erfreuten Lächeln und ein bisschen ungelenk stakste er herein. Schnell schloss sie die Tür hinter ihm, um nicht auch noch von einem Nachbarn angestarrt zu werden.
    Simon winkte ihm beiläufig zu, teilte mit, dass das Essen gleich fertig sei, und wandte sich an Carolin: »Willst du unseren Gast nicht begrüßen?« Begrüßen? Was meinte er damit? Doch nicht etwa diese Art von Begrüßung? — Was denn sonst? Sein aufforderndes Nicken sagte ihr, dass sie ihn sehr genau verstanden habe, und weil es keine

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