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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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und döste vor sich hin. Sie
war eine korpulente Frau mit bereits ergrauendem rötlichem Haar.
    Zögernd
blieb Caroline an der Tür stehen.
    »Guten
Abend«, sagte sie schüchtern, als Mrs. Beeker aufschaute. »Ich wollte mir ein
Buch ausborgen ...«
    Mrs. Beeker
musterte sie abschätzend, und Caroline fragte sich, was die Frau über ihre
Beziehung zu Guthrie denken mochte. »Bedienen Sie sich«, sagte Mrs. Beeker
schließlich kühl.
    Caroline
wählte einen Band über das Leben von Robin Hood. »Danke«, sagte sie, schon
wieder auf dem Weg zur Tür.
    Mrs. Beeker
schaute nicht mehr von ihrer Stickarbeit auf. »Ich selbst lese nur Bibel. All
diese frivolen Bücher gehörten meiner Tochter Ruby.«
    Wie so oft
bei Caroline siegte auch diesmal ihre Neugierde über ihre Schüchternheit.
»Ruby. Was für ein schöner Name. Hat sie die Bücher zurückgelassen, als sie
heiratete?«
    Die Wirtin
schnalzte verächtlich mit der Zunge. »Ruby hat nie geheiratet. Sie starb, als
sie das Balg eines Hausierers zur Welt brachte.«
    Caroline
erschauerte über die herzlose Art der Frau, über ihre eigene Tochter und ihr
Enkelkind zu sprechen. Und sie bemitleidete die unglückliche Ruby, deren größte
Sünde wohl gewesen war, sich zu verlieben. »Und das Kind?« fragte Caroline
gespannt.
    »Es starb
mit ihr. Es war die Rache Gottes.«
    Carolines
Wangen röteten sich vor Empörung, aber sie sah ein, daß es sinnlos war, mit
Mrs. Beeker zu argumentieren. Wahrscheinlich hätte sie nie begriffen, daß Gott
niemals Rache an einem unschuldigen Kind üben würde. »Mein herzliches Beileid
für Ihren Verlust«, sagte sie. Wie traurig, daß Ruby und ihr Baby sterben
mußten, fügte sie in Gedanken hinzu.
    Wieder gab
Mrs. Beeker einen verächtlichen Laut von sich, und Caroline drehte sich um und
ging. In ihrem Zimmer fragte sie sich, ob Ruby wohl in diesem Raum gelebt hatte
und ob sie selbst vielleicht nicht ein ähnliches Schicksal erwartete, wenn sie
weiterhin darauf bestand, ihr Kind allein zur Welt zu bringen – falls sie
tatsächlich schwanger war.
    »Nein«,
sagte sie dann kopfschüttelnd. Sie würde nach Chicago ziehen und allen
erzählen, sie sei Witwe und sich eine Stellung als Gouvernante oder
Kindermädchen suchen ...
    Um sich von
ihren düsteren Gedanken abzulenken, konzentrierte Caroline sich auf die
Geschichte von Robin Hood. Aber selbst als sie das Buch ausgelesen hatte,
quälte sie noch die Vorstellung, was ihr alles zustoßen konnte, falls sie ein
Kind erwartete und beschloß, es allein zur Welt zu bringen.
    Daher war
sie sehr erfreut, als sie Guthries Schritte hörte. Sie riß die Tür auf und
strahlte ihn an.
    »Guten Abend,
Wildkatze«, sagte er schmunzelnd. Irgendwie schien er zu spüren, daß sie
eifersüchtig war, und offensichtlich genoß er das.
    »Guten
Abend, Mr. Hayes«, erwiderte sie kühl. »Ich habe mich gerade gefragt, um welche
Zeit wir morgen aufbrechen.«
    »Sehr früh.
Ich rate Ihnen, Miss Chalmers, sich gut auszuschlafen.«
    Caroline
holte tief Luft und maß ihn mit einem herablassenden Blick. »Was du mir rätst,
ist mir egal«, entgegnete sie spitz. »Mich interessiert nur eins – daß ich
nicht mehr ins Gefängnis brauche.«
    Guthrie
lachte nur. »Das ist mir klar«, erwiderte er, und Caroline ärgerte sich noch
mehr, als sie spürte, daß ihre Brustspitzen sich unter seinem Blick steil
aufrichteten.
    Errötend
trat sie zurück und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Aber sie hörte ihn noch
immer lachen, als er schon auf dem Weg zu seinem Zimmer war.
    Beim
Frühstück begrüßte er sie mit einem wissenden Lächeln, als ahnte er, daß sie
die ganze Nacht auf ihn gewartet hatte, um schließlich einzusehen, daß er
seinen Appetit vermutlich bei einer der Saloondamen gestillt hatte ...
    Caroline
ignorierte ihn, aß ihr Frühstück und war erleichtert, als sie sich eine halbe
Stunde später wieder auf den Weg begaben. Mrs. Beeker hatte sich nicht nehmen
lassen, Caroline an die Schrecken der Hölle zu erinnern, bevor sie ihr Haus verließ,
und nun war Caroline zutiefst verunsichert, weil ihr nicht ganz klar war, was
Mrs. Beeker eigentlich damit hatte sagen wollen.
    »Sie hält
dich für ein gefallenes Mädchen«, bemerkte Guthrie, als sie schon weit von der
grimmigen Wirtin und ihrer Pension entfernt waren.
    Caroline
zuckte die Schultern. »Sie hat doch recht, oder?« Guthrie griff ihr in die
Zügel und hielt ruckartig ihr Pferd an.
    »Was?«
    Sie wagte
nicht, ihn anzusehen. »Gestern nacht dachte ich, du

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