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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Schulhaus. Molly Haggart, ein sechsjähriges Mädchen mit
schwarzen Zöpfen und kornblumenblauen Augen, sprang erschrocken auf. »Miss Caroline,
war das ein Erdschweben?«
    Auch
Carolines Herz hatte vor Schreck einen Schlag ausgesetzt. »Nein, Molly«, sagte
sie laut, damit sie über dem nervösem Kichern der anderen Kinder gehört wurde.
»Das war Dynamit. Und das richtige Wort ist Erdbeben.«
    »Vielleicht
hat jemand die Bank ausgeraubt!« rief Johnny Wilbin aufgeregt.
    »Oder die
alte Maitland-Mine ist eingestürzt«, warf Pervis Thatcher ein.
    Miss
Phoebes und Miss Ethels ererbte Kohlenmine war seit fünf Jahren geschlossen,
aber zu ihrer Zeit hatte sie genug Ertrag gebracht, um den alten Damen für den
Rest ihrer Tage ein bequemes Leben zu ermöglichen.
    »Psst,
Kinder«, sage Caroline streng. »Wenn es etwas war, was wir wissen müssen, wird
jemand kommen und es uns sagen.«
    »Es ist nur
Mr. Hayes in seiner Kupfermine«, erklärte Martin Bates, der Junge, der Caroline
von Guthrie Hayes' Eskapaden während des Krieges erzählt und voller Stolz
behauptet hatte, Guthrie sei ein guter Freund seines Vaters. »Man kann keine
Mine ausbeuten, ohne Dynamit anzuwenden. Mr. Hayes' Mine liegt unten am Ribbon
Creek.«
    In Gedanken
notierte Caroline sich diese wichtige Information und setzte gelassen ihren
Unterricht fort. Danach jedoch, als die Kinder fort waren und sie das
Klassenzimmer aufgeräumt und gefegt hatte, eilte sie zum Mietstall und ließ
sich ein Pferd und einen kleinen Buggy geben.
    Es war halb
fünf Uhr nachmittags, als sie Mr. Hayes' Lager fand. Wütende Hühner stoben
gackernd auseinander, und Tob kam bellend auf sie zugerannt, als Caroline den
Wagen abstellte und sich suchend umsah.
    Guthrie
Hayes war nicht in seiner Mine, wie sie angenommen hatte, sondern stand im
Unterhemd vor seinem Waschzuber, die Arme bis zu den Ellbogen im Seifenschaum.
Caroline sah ihn an seiner Augenklappe herzumzupfen, dann kam er langsamen Schrittes
auf sie zu.
    »Hallo,
Miss Chalmers«, sagte er auf seine lässige und doch höfliche Art. Da er keinen
Hut trug, schimmerte sein dichtes braunes Haar fast golden in der Sonne.
    Caroline
beugte sich vor auf ihrem Kutschbock und verengte die Augen gegen das helle
Licht. »Ich hätte schwören können, daß Sie die Klappe gestern auf Ihrem rechten
Auge trugen!«
    Mr. Hayes
berührte die schwarze Binde flüchtig, dann ließ er die Hand sinken. »Sie irren
sich, Miss Chalmers«, sagte er.
    Sie
richtete sich auf und band die Zügel um die Wagenbremse. »Das glaube ich
nicht«, entgegnete sie. »Ich habe einen guten Blick für Details. Würden Sie mir
jetzt bitte vom Wagen helfen?«
    Er zögerte
nur kurz, dann kam er auf sie zu, doch als Caroline seine starken Hände um
ihre Taille fühlte, bereute sie, diese höfliche Geste von ihm erzwungen zu
haben. Ein wohliges Kribbeln erfaßte ihre Glieder, floß durch ihren ganzen
Körper.
    Caroline
schnappte ganz unbewußt nach Luft und errötete, als sie merkte, daß ihre
skandalöse Reaktion Mr. Hayes nicht entgangen war. Er lächelte wissend und
schaute dabei ganz unverwandt auf ihren Mund.
    Einen
Moment lang hielt sie ihn für dreist genug, sie jetzt zu küssen.
    Doch statt
dessen – zu ihrer maßlosen Erleichterung und zutiefst empfundenen Enttäuschung
– ließ er sie an seinem Körper herabgleiten, bis sie bebend vor ihm stand. Er
war ihr so nahe, daß sie die Sonne und den Schweiß an seinen Kleidern riechen
konnte und die Wärme spürte, die sein muskulöser Körper abgab.
    »Wissen
Sie«, sagte er gedehnt, »eigentlich ist es nicht schicklich, daß Sie so ganz
allein hierhergekommen sind ...«
    Carolines
Herz setzte einen Schlag aus, ihr wurde so heiß unter seinem Blick, daß ein
Schweißtropfen zwischen ihren Brüsten hinunterollte. »Ich bin überzeugt, daß
Sie ein Gentleman sind«, erwiderte sie, obwohl sie sich dessen überhaupt nicht
sicher war.
    Sein
unbedecktes grünes Auge zwinkerte. »Wenn Sie meinen, Miss Chalmers.«
    »Würde es
Ihnen etwas ausmachen ... zurückzutreten? Einen Schritt oder zwei?« bat
Caroline atemlos. Obwohl es ein milder Apriltag war und eine frische Brise von
den Bergen kam, glaubte sie schon die Augusthitze zu verspüren.
    »Natürlich«,
erwiderte Mr. Hayes. Aber er rührte sich nicht – abgesehen davon, daß er den
Mund auf Carolines Lippen senkte.
    Sie erstarrte,
als habe sie der Blitz getroffen, und gab ein leises Wimmern
von sich, das wie Protest und gleichzeitig wie Zustimmung klang, als er

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