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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Gefängnis zu befreien, weil außer einem Kriminellen kein Mann eine so
magere Frau wie sie heiraten würde!
    Plötzlich
glaubte sie, Mr. Hayes' Gegenwart nicht mehr ertragen zu können, nicht einmal
dann, wenn sie Seaton damit vor dem Galgen bewahrte. Sie war den Tränen nahe,
und ihre Selbstachtung verbot es ihr, noch einmal vor diesem Mann zu weinen.
»Ich bin sicher, daß ihr hervorragend zusammenpaßt«, sagte sie, drehte sich um
und ging auf ihren Buggy zu.
    Sie merkte
erst, daß Guthrie dicht hinter ihr war, als er sie um die Taille faßte und vom
Bock herunterhob.
    Überrascht
drehte sie sich in seinen Armen um, protestierte schwach und schlang ihm dann,
als sein Mund ihre Lippen suchte und eroberte , zu ihrer eigenen Bestürzung die
Arme um den Nacken.
    »Ich fahre
jetzt«, flüsterte sie danach beschämt.
    »Du bleibst
zum Abendessen«, entgegnete Guthrie entschieden, nahm Carolines Hand und
führte sie zum Lagerfeuer zurück.

3

    »Erzähl
mir etwas von dir«,
bat Guthrie, als er sich vors Feuer hockte, den Deckel vom Topf nahm und dessen
Inhalt umrührte. Der würzige Duft des Eintopfs, der die Luft erfüllte, ließ
seinen Magen vor Hunger knurren.
    Caroline
hockte auf dem gleichen Baumstumpf wie zuvor und machte ein Gesicht, als wäre
sie am liebsten aufgesprungen und in den nahen Wald geflüchtet. »Ich bin
Lehrerin«, begann sie, um die Unterhaltung nicht wieder abbrechen zu lassen,
»und – wie du weißt – eine gute Freundin von Mr. Seaton Flynn ...«
    »Hast du
keinen Vater?« unterbrach Guthrie sie. Diese Yankees erstaunten ihn immer
wieder von neuem. In seiner Heimat im Süden paßten die Männer auf ihre Frauen
auf, anstatt sie mutterseelenallein durch die Landschaft ziehen zu lassen.
»Oder einen Bruder?« setzte er hinzu.
    Caroline
starrte ihn an. »Wie bitte?« entgegnete sie verständnislos.
    »Du
scheinst keine männlichen Verwandten zu haben«, sagte er ernst. »Denn sonst
würdest du nicht wie ein verirrtes Huhn durch die Gegend rennen und Männer
belästigen, mit denen du nicht einmal sprechen solltest.«
    Caroline
hielt seinem Blick gelassen stand. »Männer wie du?«
    »Richtig,
Caroline. Wenn ich eine Tochter hätte und sie wäre frech in einen Saloon
gegangen, wie du es gestern getan hast, hätte ich sie übers Knie gelegt. Und
was dein Erscheinen hier in meinem Lager betrifft, ganz allein ...« Er brach ab
und schüttelte verwundert den Kopf.
    Caroline
errötete heftig. Sie wollte aufstehen, aber Guthrie ergriff ihre Hand und hielt
sie zurück.
    »Bist du
ganz allein auf der Welt, Caroline? Abgesehen von Flynn meine ich?«
    Tränen
glitzerten in ihren Augen, aber Guthrie sah, daß sie sie tapfer zurückdrängte.
»Nein. Ich habe zwei Adoptivmütter, Miss Phoebe und Miss Ethel Maitland. Sie
adoptierten mich als ich acht war, und ich liebe sie sehr.«
    Guthrie
stützte seine Ellbogen auf die Knie und das Kinn auf seine verschränkten
Finger. »Warum mußtest du damals adoptiert werden?« wollte er wissen. Es klang
aufrichtig interessiert.
    Caroline
seufzte. »Ich lebte mit meiner Mutter und meinen beiden Schwestern in Chicago
im Haus meiner Großmutter. Doch als ich sieben war, starb Grandma, und wir
mußten in eine Wohnung umziehen, weil kein Geld da war. Mama ... trank ein wenig.
Sie versuchte es mit Arbeit in einer Schuhfabrik, aber meistens war sie ... konnte
sie sich nicht konzentrieren.«
    Caroline
zögerte und musterte Guthrie prüfend, als überlegte sie, ob es ratsam war,
fortzufahren oder nicht. »Später begann Mama, Männer mit nach Hause zu
bringen.« Für einen Moment wich Caroline Guthries Blicken aus. »Sie g-gaben ihr
Geld, und eine Zeitlang ging es gut. Aber dann kam dieser Soldat ... Mr.
Harrington.«
    Guthrie
ermutigte sie mit einem Nicken fortzufahren.
    »Mr.
Harrington war Sergeant, glaube ich, und er mochte keine Kinder. Es dauerte
nicht lange, bis er Mama überzeugt hatte, daß es für Lily, Emma und mich besser
wäre, unser Glück in einem Waisenkinderzug zu versuchen, als in Chicago
aufzuwachsen.« Caroline starrte auf ihre verschränkten Hände, deren
Fingerknöchel vor Anspannung weiß hervortraten. »Vielleicht hatte er ja recht.
In Chicago wären wir sicher in einer Fabrik gelandet. Oder es wäre noch viel
schlimmer für uns gekommen ...«
    In einer
schützenden Geste schloß Guthrie seine Hände um Carolines. »Warum haben deine
Adoptivmütter nicht auch Lily und Emma zu sich genommen?«
    Caroline
biß sich auf die Lippen, ein Zeichen, daß sie einen

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