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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Vagabunden gehalten.
Doch jetzt, als er in seinem dunklen Anzug und dem schneeweißen Hemd vor ihr
stand, wirkte er vornehm, ja, geradezu aristokratisch.
    Von einer
bisher ganz unbekannten Erregung erfaßt, bat sie ihn lächelnd herein.
    Miss Phoebe
und Miss Ethel standen in der Tür zum Salon und strahlten vor Entzücken.
Caroline vermutete, daß sie bisher eine Enttäuschung für ihre Adoptivmütter
gewesen war, weil sie alle Verehrer – mit Ausnahme von Seaton natürlich –
abgewiesen hatte, um sich auf ihren Beruf und ihr Buch über den Waisenzug zu
konzentrieren.
    »Ach, Sie
sehen ja phantastisch aus!« sagte Miss Ethel zu Guthrie.
    Guthrie
verbeugte sich lächelnd. Wie er ganz richtig vermutete, wußten die beiden
alten Damen diese Höflichkeit zu schätzen. »Sie werden doch sicher auch auf
dem Ball sein, Miss Ethel?« erkundigte er sich mit genau der richtigen Mischung
aus Eifer und Humor in seiner Stimme.
    Miss Ethel
errötete, ihre Augen glänzten. »Ach Gott, nein«, erwiderte sie geziert und
legte eine Hand auf ihre Brust.
    Guthrie
bemühte sich, enttäuscht zu wirken. »Wie schade«, sagte er bedauernd.
    Nun mischte
sich Miss Phoebe, die praktischere der beiden Schwestern, ein. »Ihr solltet
euch beeilen«, sagte sie lächelnd. »Der Ball wird gleich beginnen.«
    Caroline
reichte Guthrie ihr bestes Tuch, das Miss Ethel aus Seidengarn für sie gehäkelt
hatte, und er legte es ihr um die Schultern. Eine ungewohnte Scheu beherrschte
sie an diesem Abend, sie war zutiefst verwirrt, und die Tatsache, daß sie Guthrie
selbst zu diesem Ball eingeladen hatte, lag ihr wie ein Stein auf der Seele.
Aber falls er die Einladung ausgesprochen hätte, wie es der Anstand eigentlich
verlangte, hätte sie sie wahrscheinlich abgelehnt.
    Sein Pferd
war an einem Zaunpfahl angebunden. Da er wußte, daß das Schulhaus ganz in der
Nähe lag, hatte er keinen Wagen mitgebracht.
    Bevor sie
sich auf den Weg machten, reichte er ihr galant den Arm. Aus der Richtung der
Schule erklang schon Musik, und über ihnen funkelten die Sterne am dunklen
Nachthimmel.
    Heute
nacht, beschloß Caroline, wollte sie all ihre Sorgen vergessen und nur den
Moment genießen. Sie schaute Guthrie an und lächelte unsicher. Es war bei
weitem nicht der erste Ball, den sie besuchte, aber irgendwie war es diesmal
ganz anders.
    Im Schatten
von Doc Lendrums großem Ahornbaum blieb Guthrie stehen und drehte sanft
Caroline zu sich herum. »Ich nehme es zurück«, sagte er, eine Spur heiser. »Was
ich über deine Figur geäußert habe, meine ich. Du bist überhaupt nicht mager –
du bist sogar dermaßen weiblich, daß es nicht einfach für mich ist, mich wie
ein Gentleman zu benehmen.«
    Caroline,
die spürte, wie schwer ihm dieses Geständnis gefal len war, lächelte sanft,
obwohl ihr das Herz vor Aufregung die Brust zu sprengen drohte. »Danke«,
erwiderte sie und hoffte, daß er sie küssen würde, auch wenn es nicht
schicklich war, weil sie beide an andere Menschen gebunden waren.
    Während die
Musiker ein neues Stück anstimmten, senkte Guthrie den Kopf und streifte
Carolines Mund mit seinen Lippen. Ein Zittern erfaßte sie, breitete sich in
ihrem ganzen Körper aus, und bevor sie wußte, was sie tat, schlang sie ihre
Arme um Guthries Nacken und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm noch
näher zu sein.
    Aufstöhnend
zog er sie an sich und vertiefte den Kuß. Eine seiner Hände ruhte dicht unter
ihrer Brust, und Caroline spürte, wie sich ihre Brustwarze aufrichtete und sich
seiner Berührung geradezu entgegendrängte.
    Aber
anstatt sie zu streicheln, stieß Guthrie einen Fluch aus und zog sich abrupt
von ihr zurück. »Verzeih mir«, sagte er schroff und drehte Caroline den Rücken
zu.
    Da sie
ihrer Stimme nicht traute – hätte er sie an einen stillen Ort gebracht und sie
geliebt, wäre sie auch zu keinem Protest fähig gewesen – fuhr sich Caroline nur
über ihr Haar, dann hakte sie sich wieder bei Guthries Arm ein. Es blieb ihnen
nichts anderes übrig, als das Beste aus der Situation zu machen.
    Licht,
Gelächter und Musik strömten auf den Schulhof. Guthrie zog Caroline fast
unsanft die wenigen Stufen zur Eingangstür hinauf.
    Die Pulte
waren an die Wände gerückt worden, und der große Raum platzte fast vor
Menschen. Bei Carolines und Guthries Eintreten richteten sich alle Augen auf
sie. Caroline schob trotzig das Kinn vor, obwohl ihr erster Gedanke Flucht
gewesen war.
    Guthrie
schien es zu spüren, denn er lächelte auf sie herab und führte

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